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Experte fordert Anpassungen bei Deutschförderklassen

Von nachrichten.at/apa, 26. August 2021, 06:16 Uhr
Nur 16 Prozent länger als ein Jahr in Förderklasse
Lernen in Deutschförderklassen (APA) Bild: APA/DPA/DANIEL REINHARDT

WIEN. Der Germanist Hannes Schweiger verweist auf besondere Belastungen für diese Gruppe in der Corona-Pandemie.

Das vergangene Schuljahr mit Phasen von Fernunterricht und Schichtbetrieb hat Schülerinnen und Schüler belastet und viele, deren Eltern sie nicht gut beim Lernen unterstützen konnten, wurden weiter abgehängt. Kinder, die wegen mangelnder Deutschkenntnisse einer Deutschförderklasse zugeteilt waren, wurden dabei laut dem Germanisten Hannes Schweiger (Uni Wien) besonders hart getroffen. Er fordert für das nächste Schuljahr Anpassungen und viel mehr Unterstützung.

Die Deutschförderklassen wurden im Schuljahr 2018/19 für jene Kinder eingeführt, die als außerordentliche Schüler eingestuft werden, also dem Unterricht wegen mangelnder Deutschkenntnisse nicht folgen können. Dort lernen sie in 15 bis 20 Wochenstunden Deutsch, nur in Fächern wie Zeichnen oder Turnen sitzen sie mit ihren Alterskollegen in der Regelklasse. Am Ende jedes Semesters wird ihr Deutschfortschritt überprüft.

"Politik hat kaum Rücksicht genommen"

In der Zeit ohne Präsenzunterricht seien viele Kinder aus Deutschförderklassen für ihre Lehrerinnen und Lehrer schlecht erreichbar gewesen, betont Schweiger im Gespräch mit der APA. Ein guter Teil komme aus sozial benachteiligten Familien, ihnen hätten für die Teilnahme am Fernunterricht die Ausstattung und gute Lernbedingungen gefehlt. Aus Erfahrungsberichten wisse er außerdem, dass ein sinnvolles und gutes Unterrichten einer Deutschförderklasse, wo es hauptsächlich um Kommunikation gehe, über Distance Learning kaum möglich sei. Beim Einstufungstest MIKA-D hätten denn auch so manche Schüler zu Beginn des vergangenen Wintersemesters besser abgeschnitten als nach dem Distance Learning an dessen Ende.

Die Politik habe auf die Auswirkungen der Pandemie auf die Deutschförderklassen dennoch kaum Rücksicht genommen, kritisiert Schweiger. Für die außerordentlichen Schüler habe es kaum Erleichterungen gegeben, ganz im Gegensatz zu den ordentlichen Schülern (u.a. automatischer Aufstieg mit einem Nicht Genügend) oder den Maturanten (freiwillige mündliche Reifeprüfung etc.).

Schweiger hätte es nur fair gefunden, Schüler der Deutschförderklasse in die nächste Schulstufe aufsteigen zu lassen. Dann hätten die Lehrer begleitend schauen können, ob diese weiter eine Deutschförderklasse besuchen müssen oder ob sie soweit sind, dass sie als außerordentliche Schüler nur noch sechs Stunden pro Woche parallel zum Unterricht einen Deutschförderkurs besuchen oder sogar als ordentlicher Schüler in die Regelklasse umsteigen können. Stattdessen müssen sie auch diesmal das Jahr wiederholen, wenn ihre Sprachkenntnisse laut MIKA-D "ungenügend" waren.

"Ungeeigneter" Test als Kriterium

Für das kommende Schuljahr fordert Schweiger, dass nicht mehr ein einzelner, aus seiner Sicht dafür noch dazu ungeeigneter Test darüber entscheiden dürfe, ob ein Schüler einer Deutschförderklasse zugeordnet werden soll. Außerdem brauche es für diese von der Coronasituation besonders belastete Gruppe neben Sprachförderung auch mehr Unterstützung durch Schulpsychologen und -sozialarbeiter. "Die Corona-Zeit hat, was die psychische Gesundheit und das Soziale betrifft, massive Spuren hinterlassen." Schüler aus Deutschförderklassen seien zudem schon davor belastet gewesen, weil der Deutschunterricht in separaten Gruppen zu Ausgrenzung in der Klasse führen könne.

Überhaupt sei endlich eine Evaluierung darüber notwendig, wie sich die separaten Deutschförderklassen sprachlich, fachlich und sozial auswirken, fordert Schweiger. Eine solche sei zwar in Arbeit, der Zeitplan aber weiterhin offen. Aus Sicht des Experten braucht es auf jeden Fall mehr Flexibilität für die Schulen bei der Umsetzung und mehr Möglichkeiten, die außerordentlichen Schüler im Rahmen des Unterrichts in der Regelklasse gut zu fördern, sowie kleinere Gruppen und einen massiven Ausbau der Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte im Bereich sprachliche Bildung und Sprachförderung. Außerdem müsse es auch dann noch Deutschförderung - und generell am besten eine Förderung des gesamten sprachlichen Repertoires - geben, wenn die Schüler nach spätestens zwei Jahren ihren Status als außerordentlicher Schüler verlieren und in allen Fächern regulär benotet werden.

In die am Montag in Ostösterreich gestartete Sommerschule hat Schweiger keine großen Erwartungen, im besten Fall könne sie die Motivation steigern und den Kindern dabei helfen, wieder ins Lernen reinzukommen. Für tatsächliche Lernfortschritte bräuchte es in einer Sommerschule indes andere Bedingungen wie eine Verschränkung von Lern- und Freizeit, Unterricht durch qualifiziertes Personal anstelle von Studierenden sowie Unterstützung durch multiprofessionelle Teams.

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5  Kommentare
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jamei (25.489 Kommentare)
am 26.08.2021 10:58

Werter Germanist Hannes Schweiger - fordern ist ja einfach.

Forderns doch einmal von den Elternhäusern, dass Österr. oder Deutsche Fernsehprogramme konsumiert werden und bei den ganz kleinen weniger
Zeichentrickfilme mit Blubb Blubb oder Hihi Hoho etc. als Wortschatz.

Alle Aufsteigen etc. lassen und dann den Lehrern den "Schwarzen Peter" wieder um hängen zu wollen ist natürlich einfach.

Immer nur Förderungen fordern aber KEINE Leistung verlangen ist in Ihren Kreisen anscheinend normal.

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kave84 (3.048 Kommentare)
am 26.08.2021 08:10

Wieder ein Experte der die Schuld für Dummheit und mangelnde Integration beim Staat sucht. Dass Kinder Deutsch lernen muß wohl im Interesse jeder Familie liegen. Wenn wir das System ändern und auf Grund mangelnder Bereitschaft diese Leute zurückschicken, oder ihnen zumindest die Sozialleistungen streichen, schau ich mir an wie schnell diese Elemente dafür sorgen, ihren Kindern Deutsch beizubringen.

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Gruenenfreundin (3.291 Kommentare)
am 26.08.2021 07:10

Meine Oma adoptierte zwei Jungs, die auf der Flucht ihre Eltern verloren. Einer zog später weiter ins reiche Amerika (Toronto), musste vom ersten Tag an arbeiten und sich Englisch selber beibringen.

Aber im Gebirgsland kann man das Geld für jene Eindringlinge, die sich gar nicht bemühen, zuhause nicht einmal wegen ihrer Kinder Deutsch sprechen oder sie zum Lesen anregen, mit beiden Händen ausgeben...

Natürlich wird der Germanist für das Geschäft seiner Klientel werben - wie die Ärzte und Apotheker für das Geschäft mit dem Impfen werben!

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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 26.08.2021 09:05

Ich kannte auch eine polnische Jungfamilie die zugewandert ist, und nur am Schimpfen war, sie gingen nach Kanada und waren ein Jahr später wieder im „Schlaraffenland“ Österreich, weil in Kanada muß man arbeiten 😁

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jamei (25.489 Kommentare)
am 26.08.2021 11:24

Sie schreiben: "weiter ins reiche Amerika (Toronto)" - hoffentlich hat er neben
Englisch auch Geographie gelernt.......

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