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Massentests in Annaberg: Nur zwei von 653 Tests positiv

Von nachrichten.at/apa   01.Dezember 2020

Die Schneekanonen nicht weit vom Feuerwehrhaus schießen aus allen Rohren, und vor dem Gebäude steht an diesem Dienstagvormittag eine kleine Menschenschlange in der eisigen Kälte: Annaberg im Salzburger Tennengau ist Österreichs erster Schauplatz eines Corona-Massentests. Und der lockt gleich zum Auftakt bei Tagesanbruch nicht nur Einheimische hinter dem Ofen hervor, sondern auch massenweise Journalisten und Fernsehteams zur einzigen Foto- und Filmmöglichkeit im Feuerwehrhaus. Selbst aus dem Ausland sind Reporter angereist, wobei sich vor allem Interesse aus Deutschland feststellen lässt, wie Teams der deutschen Fernsehsender RTL oder NTV zeigen.

Die Wartenden, Frauen wie Männer, Jung wie Alt, verschwinden zuerst kurz in einem roten Vorzelt, in dem mit Unterstützung eines Feuerwehrmannes Daten aufgenommen werden: die Nummer der E-Card etwa oder die Telefonnummer. In der nächsten Station, einem überdachten Vorgebäude, wird dann die Identität überprüft. In größeren Ortschaften wäre dafür ein Lichtbildausweis notwendig, in Annaberg fällt das fast bei jedem weg: Man kennt sich in einer Gemeinde mit rund 2.300 Einwohnern.

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Erster Corona-Massentest in Annaberg gestartet

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Bild 1/13 Bildergalerie: Erster Corona-Massentest in Annaberg gestartet

Dann erhalten die Teilnehmer noch eine laufende Nummer und schon geht es ab in die Teststraße, die in der Feuerwehr-Fahrzeughalle mit drei Testlinien errichtet worden ist. Zwei Feuerwehrleute regeln den Zugang und zwei Helfer übernehmen Registrierung und Erstellen des Testverzeichnisses. Drei Rot-Kreuz-Helfer nehmen die Antigen-Schnelltests ab, drei weitere werten diese dann gleich aus. Und dann gibt es noch zwei Assistenten und zwei Kontakt-Tracer, die positiv getestete Probanden später informieren und mit ihnen einen Termin für den PCR-Test heute ab 19 Uhr vereinbaren.

Bürgermeister Martin Promok (SPÖ) steht selbst den ganzen Vormittag beim Feuerwehrhaus, begrüßt die Menschen in der Warteschlange, spricht mit ihnen und bedankt sich für die Teilnahme am Massen-Screening. "Mit der Beteiligung bisher bin ich sehr zufrieden", meinte er. Franz Wieser, der Sprecher des Landes, kann bereits mit einer ersten Zahl aufwarten: "In der ersten halbe Stunde sind schon rund 70 Personen beim Test gewesen. Wir hoffen, dass es heute schon noch gut 500 werden." In Summe erwarten sich die Organisatoren eine Beteiligung von 50 Prozent der 2.200 zum Test gebetenen Gemeindebürger.

Nur zwei von 653 Tests positiv

In der Salzburger Gemeinde Annaberg-Lungötz ist am Dienstag um 18.00 Uhr der erste der beiden Massenscreening-Tage zu Ende gegangen. Von 653 durchgeführten Antigentest sind dabei lediglich zwei positiv ausgefallen, informierte Bürgermeister Martin Promok (SPÖ) am Dienstagabend in einer Videopressekonferenz des Landes. Die beiden betroffenen Bürger mit einem positiven Ergebnis werden nun mit einem zuverlässigeren PCR-Test noch einmal getestet.

Der Grund für die niedrige Zahl an positiven Schnelltests könnte laut dem Ortschef daran liegen, dass der Hausarzt der Gemeinde in den vergangenen Wochen bereits rund 100 Tests durchgeführt hat. "Hier dürften viele schon aussortiert worden sein."

Die Zahl der Corona-Infektionen in Annaberg-Lungötz hatte sich im November stark erhöht, die Sieben-Tage-Inzidenz lag vor rund zehn Tagen auf einem Wert von über 2.000. Sie ist aber mittlerweile wieder auf gut 800 gesunken. Laut einem Sprecher des Landes wurden seit 1. November 450 Personen in der Gemeinde entweder positiv getestet oder waren als Kontaktpersonen abgesondert. Wer eben erst aus der Quarantäne gekommen sei, werde wohl auch keine Bedarf an einer sofortigen erneuten Testung gesehen haben.

"Ich bin mit der Beteiligung sehr zufrieden. Grundsätzlich hat heute alles gut funktioniert. Die beteiligten Organisationen und Freiwilligen haben alle zugestimmt, dass alles gut gelaufen ist und eigentlich keinen Verbesserungsbedarf gesehen wird", zog Promok eine erste Bilanz. Lediglich eine ältere Dame habe angerufen, da sie nicht mobil ist und habe nach einem Shuttle-Dienst gefragt. "Das wäre ein Punkt, wo man den einen oder anderen noch zu einem Test gebracht hätte."

Von den 2.231 Einwohnern der Gemeinde waren laut Information des Landes bei den letzten Landtagswahlen 1.698 Personen wahlberechtigt, rund 1.050 davon in Annaberg, die anderen im Ortsteil Lungötz, der morgen mit den Schnelltests an der Reihe ist. Auf Basis dieser Zahl hätten sich laut einem Sprecher der Landes heute rund 62 Prozent der Annaberger testen lassen.

"Es hat leicht gekitzelt"

"Der Test ist sehr schnell über die Bühne gegangen, es ist nichts dabei und man braucht sich nicht davor fürchten", berichtet eine 45-Jährige nach Verlassen des Feuerwehrhauses. Und ihr 15-jähriger Sohn ergänzt: "Ich finde es auch sehr sinnvoll, wenn man weitere Menschen mit dem Virus so herausfiltern kann." Antworten, die bei allen Befragten ähnlich ausfallen. Ein Pensionist vergleicht den Ablauf des Tests mit einer Wahl, "anders ist nur, dass man getestet wird. Und es hat leicht gekitzelt." In dem regen Treiben vor dem Feuerwehrhaus bleibt an diesem Dienstagvormittag nur einer mehr oder weniger "arbeitslos": ein im Wartebereich aufgestellter Spender mit Desinfektionsmittel für die Hände. Denn bei fünf Grad unter Null kommt fast jeder mit Handschuhen hier angestapft.

  • Video: ORF-Reporter Florian Hörmann berichtet aus Annaberg:

Laut Landeshauptmann Haslauer sei das Screening in der kleinen Gemeinde auf zwei Tage aufgeteilt worden, damit man nach dem ersten Tag evaluieren und allenfalls für den zweiten Tag Änderungen vornehmen könne. "Bisher hat aber alles reibungslos funktioniert." Er erwartet sich, dass an den beiden Tagen insgesamt 60 Prozent der Bevölkerung zum Test kommen werden, eine Quote, die er auch für das landesweite Screening von 11. bis 13. Dezember erhofft. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich der hier funktionierende Ablauf auch bei den landesweiten Tests bewähren wird." Der Landeshauptmann kündigte heute auch an, dass es außerdem am 14. Dezember eine Durchtestung der Seniorenheime geben werde, weil es deren Bewohnern nicht zumutbar sei, die Testlokale aufzusuchen.

Für das große Test-Wochenende wird das Rote Kreuz laut Holzer rund 900 Rettungssanitäter benötigen und damit ungefähr ein Drittel der gesamten Mannschaft im Rettungsdienst abstellen. Haslauer erwartet dabei etwa 3.000 bis 4.000 positive Corona-Fälle, die entdeckt werden.

Fest steht seinen Angaben zufolge jetzt auch die finanzielle Abgeltung für das Personal bei den Testungen: Jene Helfer, die die Abstriche vornehmen, sollen 20 Euro pro Stunde steuerfrei erhalten, die Assistenten zehn Euro je Stunde.

Annaberg wurde deshalb als Gemeinde für den ersten Massentest in Salzburg ausgewählt, weil sich das Coronavirus dort in den vergangenen Tagen sehr stark verbreitet hat. Das Land Salzburg will bei diesem ersten Screening Erfahrungen für die landesweiten Massentests am 12. und 13. Dezember sammeln. Früher, nämlich bereits Freitag dieser Woche, beginnen die Massentests in der Millionenstadt Wien und in den Bundesländern Vorarlberg und Tirol. In Oberösterreich finden die Tests zwischen 11. und 14. Dezember statt. 

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  • Video: Erste Massentests in Salzburg:

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