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Kurz will Testkapazitäten auf 15.000 pro Tag erhöhen

Von nachrichten.at/apa   24.März 2020

Die aktuellen Zahlen:

  • Das Gesundheitsministerium meldete Dienstagnachmittag (Stand 20 Uhr) 5182 Infizierte und 28 Todesopfer.
  •  28.391 Personen wurden bisher in Österreich getestet.
  • Von den bestätigten Fällen entfallen die meisten auf Tirol mit 1253 und Oberösterreich mit 795 Infizierten.
  • Der Bezirk Urfahr-Umgebung ist mit 111 Fällen der am stärksten betroffene Bezirk vor der Stadt Linz mit 108 Erkrankungen. Im Bezirk Perg wurden 105 Personen positiv getestet.
  • 6684 Oberösterreicher befinden sich derzeit in Quarantäne. 38 Patienten mussten in Krankenhäusern behandelt werden, vier von ihnen auf Intensivstationen. Bisher gibt es in Oberösterreich zwei bestätigte Todesfälle.
  • In Europa gibt es bereits mehr als 200.000 Infizierte. Mehr als die Hälfte wurden in Italien und Spanien registriert. Die Zahl der Todesfälle stieg europaweit auf über 10.700. >> Mehr dazu hier
  • Weltweit wurden bisher insgesamt 392.780 Fälle bestätigt, 81.588 davon meldete China. Bisher haben sich global 102.980 Menschen von Covid-19 wieder erholt.

Erste Evaluierung der Maßnahmen am Freitag

Die Bundesregierung wird die Testkapazität in der Coronakrise stark ausweiten. "Es wird gelingen, die Kapazitäten auf rund 15.000 pro Tag auszubauen, und auch durchzuführen, sofern wir die notwendigen Ressourcen erhalten", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vizekanzler Werner Kogler, Gesundheitsminister Rudi Anschober und Innenminister Karl Nehammer. Klarheit darüber, ob die bisher gesetzten Maßnahmen zur Virus-Eindämmung greifen, werde man erst am Freitag haben, sagte Kurz.

Das wichtigste Ziel - neben der Reduktion der sozialen Kontakte - laute "testen, testen, testen", so Kurz. Man werde auch auf Schnelltests setzen, kündigte der Regierungschef bei der Pressekonferenz am Dienstag an. Es gehe darum, möglichst schnell die Kapazitäten zu haben, um Hunderttausende Menschen zu testen. "Diese (Tests, Anm.) haben nicht dieselbe Qualität wie jene, mit denen wir jetzt testen. Aber es ist die einzige Möglichkeit, um Hunderttausende zu testen und nicht nur wenige."

Auch werde derzeit "intensiv an der Beschaffung, Produktion und Logistik gearbeitet" - auch, um Schutzausrüstung für medizinisches Personal zu beschaffen. "Es treffen Lieferungen ein in den nächsten Tagen" - unter anderem aus der Volksrepublik China, von der Österreich 20 Millionen Schutzmasken erhalten werde. "Die ersten fünf Millionen werden schon dieses Woche eintreffen", sagte Kurz. Im Bereich der Pflege erwartet er den Ausfall vieler (ausländischer) Mitarbeiter. Daher habe man Zivildiener mobilisiert, "darüber hinaus werden wir 100 Millionen Euro in die Hand nehmen, um die Pflege bestmöglich zu unterstützen".

Zum Thema, wie lange die restriktiven Maßnahmen noch anhalten werden, sagte Kurz, die Regierung habe "noch kein valides Zahlenmaterial. "Ich bitte Sie um Geduld bis Freitag. Die Maßnahmen brauchen Zeit, bis sie greifen. Wir werden am Freitag valides Zahlenmaterial haben und Sie informieren, wie stark die Maßnahmen greifen und mit welchen Szenario wir zu rechnen haben."

An die Bevölkerung appellierte Kurz, die gesetzten Regeln hinsichtlich der Ausgangsbeschränkungen auch einzuhalten. "Wir haben es in der Hand, alles zu tun, dass es keine Zustände wie in Italien oder Spanien gibt." Auch dankte er allen, "die sich diszipliniert an die Maßnahmen halten". Gleichzeitig betonte Kurz, er habe Innenminister Nehammer ersucht, "diejenigen zu strafen, die sich nicht daran halten und damit den Erfolg aller gefährden".

Die Wirtschaftstreibenden rief der Kanzler dazu auf, auf Kurzarbeit zu setzen. "Das ist besser als Arbeitslosigkeit, das Modell steht allen Unternehmen offen." Das Paket für Härtefälle werde ebenso wie die geplante Notfallshilfe derzeit finalisiert, Auszahlungen sollen bereits kommende Woche möglich sein.

Gedämpfte Hoffnungen auf baldigen Normalzustand

Kurz dämpfte die Hoffnungen, dass die Corona-bedingten Einschränkungen im Leben der Österreicher rasch der Vergangenheit angehören werden. "Wir werden nach Ostern in einer Phase sein, die der heutigen mehr ähnelt, als der Normalzustand", sagte er.  Wie genau es bezüglich Ausgangsbeschränkungen, geschlossener Schulen, Geschäfte und Restaurants weitergehen werde, wollte der Bundeskanzler auch auf Nachfrage nicht konkretisieren.

Er betonte, dass man bis Freitag auf weitere Daten warte. Ziel sei es aber, die Maßnahmen mit 14. April schrittweise wieder zurückzunehmen. "Die Betonung liegt auf Ziel und auf schrittweise", sagte Kurz. Und: "Es wird nicht das Leben von heute auf morgen wieder so sein, wie es war."

Die Schulen werden angesichts der Coronakrise wohl nicht so bald wieder öffnen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erklärte in der "ZiB1" zur Frage, wie es nach der Sperre bis zunächst nach Ostern weitergehe: "Es kann schon sein, dass die Schule noch deutlich länger geschlossen bleibt." 

Wachstum muss in einstelligen Bereich sinken

"Wir müssen in den einstelligen Bereich, was das Wachstum der Kurve betrifft", sagte Kurz zur Frage, wann es Lockerungen der Maßnahmen geben könnte. Gleichzeitig müsse dann vorgesorgt werden, dass es nicht zu einem neuerlichen Anstieg der Krankheitsfälle kommt. Der Bundeskanzler brachte hier auch "Big Data" ins Spiel, ohne konkret zu werden.

Man schaue sich jedenfalls gemeinsam mit dem Roten Kreuz und anderen Unternehmen an, was "auch in Österreich oder Europa umsetzbar ist". Das Rote Kreuz launcht diese Woche eine "Stopp Corona"-App, die als eine Art Kontakttagebuch via Smartphone fungieren und schnell über Verdachts- sowie positive Fälle von Personen informieren soll.

Auch breitflächige Testungen, die Isolation identifizierter Kranker und die Aufrechterhaltung eines gewissen Abstands zwischen den Menschen nannte er. Vorerst geht es für den Bundeskanzler aber darum, die Abflachung der Wachstumskurve zu bewerkstelligen: Hier gehe es um das Einhalten von Regeln und die Schaffung von Testkapazitäten. Als bedeutende Themen nannte er zudem Problemlösungen im Pflegebereich sowie die Sicherung von Arbeitsplätzen.

Zur Frage, was nach dem 13. April (bis zu dem die einschränkenden Maßnahmen in Österreich derzeit begrenzt sind) passieren werde, sagte Kurz, er könne garantieren, dass die Zahlen nach Ostern "nicht so gut sein werden, dass wir sagen wir nehmen die Maßnahmen schlagartig zurück". Österreich müsse nun "von den Ländern lernen, die die Krise bewältigt haben oder bestmöglich damit umgehen".

Anschober: Möglichst viele Tests durchführen

Gesundheitsminister Rudi Anschober sagte zur Ankündigung, nun auch Schnelltests durchführen zu wollen, dies sei keine Strategieänderung der Regierung. Vielmehr sei man immer der Meinung gewesen, möglichst viele Tests durchführen zu wollen. Man habe bewusst abgewartet, bis die Qualität der Schnelltests dort ist, dass man spezifische Aussagen treffen kann - das sei nun der Fall.

Kurz ergänzte, er erwarte, dass die ersten Schnelltests schon diese Woche in Österreich eintreffen, diese müssten dann aber noch "gecheckt" werden. Danach können die Tests in großer Stückzahl für Österreich bestellt werden. Der Kanzler rechnet damit, dass man dann "sicherlich in den nächsten Wochen" mit diesen Schnelltests "in die Fläche" gehen kann, sie also breit anwenden kann.

Anschober betonte, dass die Schnelltests ja eigentlich Antikörpertests sind, die erst einige Tage nach der Infektion anschlagen. Das Gute daran sei, dass sie schnellere Ergebnisse liefern als die bisherigen Tests und in größerer Stückzahl produzierbar sind.

Flächendeckende Testungen in ganz Österreich werde es aber auch damit nicht geben, sagte der Minister. Man könne sich damit aber den "spezifischen Infektionsgrad " etwa in einer bestimmten Region ansehen - etwa in einem Bezirk oder auch die Infektionsrate in bestimmten Berufsgruppen. Auch sei der große Vorteil, dass man damit auch feststellen kann, wie viele Personen in einer bestimmten Gruppe infiziert sind, auch wenn sie symptomlos bleiben.

Kurz sagte dazu, Schnelltests würden eine "wesentliche Rolle" auch dann in jener Phase spielen, wenn man wieder soziale Kontakte aufnehmen will. Denn man wisse aus Erfahrung der asiatischen Länder, dass es - neben Disziplin - ein "ganz, ganz wesentlicher Faktor" sei, möglichst breit zu testen, "um zu wissen, wie viele Menschen sind erkrankt und wie viele können Erkrankungen weitertragen". Und Kurz warnte davor, wenig zu testen, um in der Statistik besser darzustellen. "Das ist eine ganz gefährliche Vorgangsweise".

Zu einzelnen Erfahrungsberichten von Betroffenen, die lange auf ihre Testergebnisse warten, sagte Anschober, es gebe natürlich Verzögerungen, dies sei "sehr unangenehm". Allerdings kenne man das von anderen Untersuchungen auch, sagte der Ressortchef. Er meinte jedoch, dass im Regelfall innerhalb von 24 Stunden die Testergebnisse vorliegen.

Laut Anschober werden die Ressourcen zu 100 Prozent ausgenützt. Als Flaschenhals bezeichnete er den "Weltmarkt bei den Rohstoffen". "Wir müssen danach trachten, dass wir ausreichend Zukäufe was Rohstoffe betrifft am Weltmarkt erhalten". Dieser sei ja bekanntlich sehr umkämpft. Bei den Labors sieht der Gesundheitsminister mittlerweile die Kapazitäten als "sehr gut".

Ältere Patienten mit Vorerkrankungen gestorben

Das Klinikum Klagenfurt teilte am Dienstagnachmittag mit, dass eine 89 Jahre alte Frau an den Folgen der Erkrankung gestorben ist. Es handelt sich um den zweiten Corona-Todesfall in Kärnten. Laut Landespressedienst hatte die Frau schwere Vorerkrankungen. Das Erste Todesopfer in Kärnten war ein 65-Jähriger, der ebenfalls im Klinikum gestorben war.

In der Steiermark wurde unterdessen der siebente Todesfall gemeldet. Eine infizierte Grazerin, Jahrgang 1940, ist am Dienstag verstorben. 

Auch in Tirol gibt es zwei weitere Coronavirus-Todesfälle. Die Verstorbenen waren 77 und 89 Jahre alt und waren bereits wegen schwerer Vorerkrankungen stationär aufgenommen worden, teilte das Land am Dienstag mit. Im Zuge der Einlieferung in das Krankenhaus Zams waren sie positiv auf das Coronavirus getestet worden. Laut Land sind daher vier Personen in Tirol am Coronavirus gestorben.

Tiroler Spitäler nehmen Südtiroler Intensivpatienten auf

Das Land Tirol hat am Dienstag angekündigt, fünf Intensivpatienten seines südlichen Nachbars, Südtirol, bei sich aufzunehmen. Drei Patienten werden im Osttiroler Lienz untergebracht, zwei dagegen in der Innsbrucker Klinik. Im Gegenzug erhält Tirol Schutzmasken und Schutzanzüge aus Südtirol, sagten die Landeshauptmänner aus Tirol und Südtirol bei einer Videopressekonferenz.

Während in Nordtirol derzeit 19 Menschen eine intensivmedizinische Betreuung brauchen, sind es in Südtirol 48, hieß es.

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