Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Bankschließfächer geknackt: So lief der Millionen-Coup

Von nachrichten.at/apa, 27. November 2020, 13:33 Uhr
Zeugen werden gebeten, sich beim Landeskriminalamt Niederösterreich zu melden Bild: LPD Niederösterreich

MÖDLING/KLOSTERNEUBURG. Die Polizei sucht weiterhin nach sechs Verdächtigen, die in einer akkordierten Aktion 68 Bankschließfächer knackten und damit Schaden in zweistelliger Millionenhöhe anrichteten.

Weitere Details hat die Polizei am Freitag nach den illegalen Leerungen von Schließfächern in insgesamt drei Banken in Niederösterreich und Wien bekanntgegeben. Demnach waren von den Angriffen laut einer Aussendung 68 Depots betroffen. Die Schadenssumme liege in zweistelliger Millionenhöhe, wurde betont. Eingang verschafften sich die Täter in die Geldinstitute, indem sie zuvor das Zutrittssystem manipuliert hatten. Eine Spur zu den Tätern könnte nach Schweden führen. In einer akkordierten Aktion hatten insgesamt sechs Personen am 13. November in der Zeit von 18.00 bis 23.14 Uhr die automatischen Safe-Anlagen in den drei Banken angegriffen. Geleert wurden 31 Schließfächer einer Bank-Austria-Filiale in Klosterneuburg (Bezirk Tulln), 29 der Mödlinger Raiffeisen Regionalbank sowie acht einer Raiffeisen-Filiale in Wien-Döbling.

Juwelen, Gold und Bargeld

Die Täter verließen die Objekte mit Taschen bzw. Rucksäcken im Gepäck. Darin befanden sich Juwelen, Gold, Uhren und Bargeld. Genaue Angaben zum Wert des Diebesguts wurden von Polizeisprecher Johann Baumschlager auf Nachfrage nicht gemacht. Der "Kurier" berichtete von rund 25 Millionen Euro. Diese Summe könne bei weitem nicht bestätigt werden, es seien nicht alle Geschädigten bereits einvernommen worden, so die NÖ Polizei.

Die Vorgangsweise dürfte an allen drei Tatorten gleich gewesen sein. Demnach wurde bisher erhoben, dass die Täter schon mehrere Wochen zuvor begonnen haben, mittels des sogenannten Skimmings die Karten von zutrittsberechtigten Kunden sowohl beim Eingang zum Diskretraum als auch beim Terminal des unmittelbaren Schließfachsystems zu kopieren. Dazu wird in den Eingabeschlitz ein von außen nicht sichtbares Kopiermodul eingebaut, welches die Informationen des Magnetstreifens sukzessive aufzeichnet und dann von den Tätern ausgelesen wird, um 1:1 Kopien anzulegen.

Die zu den Karten gehörenden PIN-Codes wurden sodann offenbar durch versteckt installierte kleine Kameras abgefilmt, als die späteren Opfer auf ihre Fächer zugegriffen haben. Kurz vor dem Zugriff auf die Schließfächer am 13. November 2020 haben die Täter alle Installationen abgebaut. Die Überwindung der Zutrittskontrolle sowie der PIN-Hürde wurde so zum leichten Spiel für die Kriminellen. Im Anschluss forderten sie die Schließfächer vom Tresorraum an und öffneten diese zum Teil auch gewaltsam.

Spur nach Schweden?

Eine mögliche Spur zu den Tätern führt laut "Salzburger Nachrichten (SN)" (Freitagsausgabe) nach Schweden. Demnach gab es Mitte August eine Cyberattacke auf die Zentrale des Weltkonzerns "Gunnebo" in Göteborg, der auf integrierte Sicherheitslösungen spezialisiert ist. Der Linzer Cybersicherheitsexperte Jürgen Weiss sagte demnach den "SN", dass dabei möglicherweise "Masterkey"-Passwörter für die Zutrittssysteme zur automatischen Safeanlage abgezogen worden sind, mit denen Computer fremdangesteuert werden könnten.

Auf ähnliche Weise hätten Täter bereits in der Schweiz und in Deutschland Schließfächer leergeräumt, berichteten die "SN". Baumschlager bestätigte der APA, dass den Ermittlern Fälle in der Schweiz und in Norddeutschland bekannt seien, bei denen die Täter nach ähnlichem Modus Operandi vorgegangen sind. Diesbezügliche Zusammenhänge prüfen die Kriminalisten, so der Polizeisprecher.

Auf der "Gunnebo"-Homepage wurde laut "SN" mittlerweile eine Stellungnahme veröffentlicht: "Mittlerweile ist klar, dass bestimmte Daten aus diesem Ransomware-Angriff erbeutet und über das Darknet zugänglich gemacht wurden." "Gunnebo"-Sprecherin Isabelle Ljunggren teilte am Donnerstag mit, das Unternehmen habe sofort eine interne Untersuchung eingeleitet. Diese habe ergeben, dass es "keinen Hinweis für einen Zusammenhang zwischen dem im August entdeckten IT-Vorfall und dem Skimming-Angriff auf Kunden der automatischen Mietfachanlage" gebe.

Mindestens sechs Verdächtige

"Die Ermittlungen der Landeskriminalämter Wien und NÖ laufen weiterhin auf Hochtouren", hieß es bei den Ermittlern. Ausgegangen wird grundsätzlich von mehr als sechs Verdächtigen. Zu den auf Videoaufnahmen sichtbaren Tätern könnten noch mögliche Lenker von Fluchtfahrzeugen und etwaige im Hintergrund agierende IT-Spezialisten kommen.

Details gab es auch zu den Diebstählen in den niederösterreichischen Geldinstituten: So sind auf den Überwachungsvideos aus Klosterneuburg zwei vermummte Männer zu sehen. Die Ermittler gehen aber von einem dritten Täter oder Täterin aus, der oder die in einem in der Nähe abgestellten Pkw saß. Das Auto dürfte im Bereich des Stadtplatzes und bei der Park&Ride-Anlage beim Bahnhof oder auf dem Schotterparkplatz "In der Au" abgestellt gewesen sein.

Einer der Täter in Klosterneuburg verließ die Bank mit einer offensichtlich voll bepackten Tasche um 19.34 Uhr in Richtung Stadtplatz (nach dem Ausgang nach links) und kehrte ohne diese Tasche um 19.37 Uhr zurück. Um 23.18 kamen die beiden Schließfacheinbrecher aus der Bank und gingen dann in Richtung der Park&Ride-Anlage bzw. Schotterparkplatz "In der Au" (nach dem Ausgang nach rechts).

Zeuge meldete sich

In Bezug auf die ebenfalls geschädigte Mödlinger Bank gab die Polizei bekannt, dass ein mittels Medienaufruf gesuchter Hundebesitzer sich mittlerweile gemeldet habe. Er bestätigte demnach, dass es sich bei einem der Täter tatsächlich um eine Frau handelt. Er habe sich noch über die dicke Bekleidung und Vermummung der beiden Personen gewundert, weil die Bekleidung nicht den damals herrschenden angenehmen Temperaturen angepasst war.

Die Wiener Polizei veröffentlichte am Freitag auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Korneuburg ein Fahndungsfoto eines Täters, der in der Döblinger Bankfiliale zugeschlagen hatte. Hinweise wurden an das Wiener Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 01-31310-33800 (DW Journaldienst) erbeten.

mehr aus Chronik

Pkw abgenommen: Mit 95 km/h durch 30er-Zone gerast

Eis brach: Bergretter bei Ausbildungskurs in Tirol verletzt

"Zerstörter Lebensraum ": 17.000 Hasen sterben jährlich im Straßenverkehr

59-Jähriger bei Forstunfall in der Steiermark getötet

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

8  Kommentare
8  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
wHiTeBeAr (91 Kommentare)
am 02.12.2020 12:37

Gunnebo hat eine PR Meldung rausgebracht und beschuldigt den Cyber Experten, falsche Informationen geliefert zu haben. Hahaha....alter Schwede - da dampft aber die Kacke bei Gunnebo

lädt ...
melden
antworten
betterthantherest (33.772 Kommentare)
am 27.11.2020 18:36

... wie man nun hört gab es auch in anderen Ländern Europas Diebstähle nach diesem Muster.

Das Ergebnis einer übertechnisierten Welt.

lädt ...
melden
antworten
zlachers (7.872 Kommentare)
am 27.11.2020 17:11

Wirklich professionell, 👍 dass muss man diesen Tätern lassen.

Wenn das in einen Film gezeigt worden wäre, hätte jeder gedacht das ist Sciencefiction.
Und in Wirklichkeit gar nicht möglich.

lädt ...
melden
antworten
strandhuepfer (6.206 Kommentare)
am 27.11.2020 14:18

Wie man sieht, kann die überdigitalisierte Welt nicht nur krank sondern auch arm machen.

lädt ...
melden
antworten
Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 27.11.2020 14:03

So ist es mit der künstlichen Intelligenz😁 das alte Schlüssel System hätte es wohl verhindert😉

lädt ...
melden
antworten
kech61 (330 Kommentare)
am 27.11.2020 14:11

Definitiv, nur braucht man dafür eben Personal ....

lädt ...
melden
antworten
walterneu (4.715 Kommentare)
am 27.11.2020 14:27

Geiz ist geil

lädt ...
melden
antworten
walterneu (4.715 Kommentare)
am 29.11.2020 21:50

Geiz ist geil

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen