Mit Lkw gegen Kirche in Brunn am Gebirge gefahren: 6 Jahre Haft und Einweisung

WIEN. Ein 32-Jähriger, der im Juli 2024 am Ende einer "Amokfahrt" von Wien nach Brunn am Gebirge einen Lkw gegen das Gebäude einer Pfingstkirche gesteuert hatte, ist am Mittwoch in Wiener Neustadt zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
Dieser Artikel wurde zuletzt um16:21 Uhr aktualisiert.
Der Angeklagte wurde u.a. wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung schuldig gesprochen. Zudem wurde der Rumäne in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen. Das Urteil des Schöffensenats ist nicht rechtskräftig.
Der Lkw-Chauffeur soll am 8. Juli des Vorjahres auf dem Weg zur Kirche fünf Kollisionen verursacht haben, neben Sachschaden gab es auch Verletzte. Dann soll er mehrmals rückwärts gegen das Kirchengebäude gefahren sein. Es entstand rund 825.000 Euro Schaden. Als Motiv nannte der 32-Jährige eine Kränkung, weil er nicht in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen worden sei. Der Angeklagte leidet laut einem Gutachten an einer Persönlichkeitsstörung, gilt aber als zurechnungsfähig.
Die "wilde Fahrt" sei auf mehreren Videos dokumentiert worden, "es schaut schon so aus, als wäre das nicht ein spontaner Einfall gewesen", sagte die Richterin. Erschwerend bei der Strafbemessung waren vor allem Vorstrafen in Deutschland und Österreich. Mildernd wirkte sich u.a die verminderte Schuldfähigkeit und das Geständnis aus. Vom Widerruf einer bedingten Strafe wurde abgesehen, die Probezeit wurde auf fünf Jahre verlängert. Den Privatbeteiligten - darunter eine Versicherung und ein Opfer - wurden in Summe fast 40.000 Euro zugesprochen.
"Außergewöhnlich rücksichtslose Fahrweise"
Auf der "Amokfahrt" von Wien-Liesing nach Brunn am Gebirge war der Lkw-Chauffeur laut Staatsanwältin in fünf Kollisionen verwickelt. Zwei Pkw-Insassinnen im Alter von 25 und 26 Jahren berichteten von Schmerzen nach einem Zusammenstoß, als der Lastwagen aus einem Firmengelände herauskam. Ohne anzuhalten habe der Lkw-Chauffeur seinen Weg fortgesetzt, schilderten die Frauen. Die Vertreterin der Anklagebehörde sprach von einer "außergewöhnlich rücksichtslosen Fahrweise" des Beschuldigten. Viermal entstand Sachschaden, es gab aber auch Verletzte. Der Mann soll laut Anklage Opfer zum Ausweichen genötigt haben.

Im Erdgeschoß des Gotteshauses hatten zum Tatzeitpunkt ein Pastor und ein Paar ein Ehevorbereitungsgespräch geführt. Der 38-jährige Seelsorger berichtete von einem "außergewöhnlich lauten" Geräusch, daraufhin habe er den Notruf gewählt. Die drei Personen blieben ebenso wie der Haustechniker unverletzt. Die Pfingstkirche hat sich nicht als Privatbeteiligte an dem Verfahren angeschlossen. "Wir haben ihm vergeben und wünschen alles Gute", sagte der Zeuge.
Vor diesem Vorfall soll der zuletzt in Wien wohnhafte Angeklagte am 22. Mai 2024 auf dem Parkplatz des Kirchengeländes mit den Worten "Gott wird euch bestrafen" eine Bibel zerrissen haben. "Ich habe Gott gehasst und mit Gott gestritten", sagte der 32-Jährige. Am 25. Mai des Vorjahres soll er Angehörige der Pfingstkirche während eines Livestreams einer Konferenz der Glaubensgemeinschaft gefährlich bedroht haben, indem er öffentlich einsehbare Kommentare postete. Zu lesen war u.a. "Ihr werdet weinen, aber ich auch. Ihr habt mein Leben zerstört. Ich suche euch seit längerer Zeit." und "Ihr werdet es bereuen, auch nach zehn Jahren." Das sei "verrückt" und "Blödsinn" gewesen, meinte der Angeklagte.
Kirche war für Angeklagten "Mittelpunkt seines Lebens"
Der Verteidiger beschrieb seinen Mandanten als "sehr religiösen Menschen, für den die Kirche der Mittelpunkt seines Lebens war". "Die Einzelheiten der 'Amokfahrt' - wenn man es so nennen möchte - sind ihm nicht mehr bekannt", sagte der Jurist. Dass der Beschuldigte nicht in der Pfingstkirche in Brunn am Gebirge aufgenommen worden sei, habe ihn gekränkt. Mittlerweile sei der Angeklagte "geläutert". Sein Mandant wolle den Schaden - soweit möglich - wieder gutmachen, betonte der Verteidiger, der um ein mildes Urteil bat.
"Natürlich bin ich schuldig. Es tut mir leid. Es war nicht geplant, dass ich jemanden körperlich oder psychisch verletze", sagte der Rumäne. "Ich weiß, dass es nicht normal ist, was ich getan habe", nannte er u.a. Stress als Grund. "Ich wollte schnell zur Kirche und das Glas kaputtmachen." Weiters meinte der 32-Jährige: "Es kann jedem mal passieren, dass er die Kontrolle verliert." Zu den weiteren Anklagepunkten in der Schöffenverhandlung zählten Gefährdung der körperlichen Sicherheit, teils schwere Körperverletzung, Nötigung, Störung einer Religionsausübung und schwere Sachbeschädigung. Der Rumäne befindet sich in vorläufiger Anhaltung.
Bereits 2022 hatte der Angeklagte in Verbindung mit einer Einrichtung der Glaubensgemeinschaft in St. Pölten für einen Polizeieinsatz gesorgt. Er hatte einen Mann bedroht und Glasscheiben mit einem Teleskopschlagstock eingeschlagen, verurteilt wurde er damals wegen Nötigung und Sachbeschädigung. Vier Monate nach Abschluss eines Anti-Aggressions-Trainings kam es zu dem Vorfall in Brunn am Gebirge.
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