Wurde Dreijähriger im Drogenrausch zu Tode geprügelt?
BREGENZ. Im Fall des am Samstag zu Tode geprügelten dreijährigen Cain haben die Ermittler Hinweise auf einen starken Drogenkonsum des möglichen Täters. Der Serbe Miloslav Maletic (25) war gestern noch immer flüchtig.
Die Jugendwohlfahrt Vorarlberg wollte gestern „keine Hinweise“ auf ein Problem innerhalb der betroffenen Familie gehabt haben. Aber: Die Gewalttätigkeit des gebürtigen Serben gegen seine Lebensgefährtin und deren zwei Kinder sei mit ziemlicher Sicherheit kein Einzelfall gewesen. „Ich gehe davon aus, dass der Verdächtige mehrfach Kinder und andere Erwachsene geschlagen hat. Ich glaube, es war kein Einzelereignis“, sagte Werner Grabher, Fachbereichsleiter der Jugendwohlfahrt vom Land Vorarlberg.
Grabher bestätigte den Verdacht der Polizei, dass der flüchtige Serbe massive Drogenprobleme gehabt haben könnte.
„Der Drogenkonsum des 25-jährigen Lebensgefährten der Mutter habe jedoch nicht zwingend mit dem Wohl der Kinder zu tun gehabt“, sagte Grabher. Versäumnisse will die Jugendwohlfahrt nicht begangen haben: Es gab keine Hinweise, dass der Mann bei der Familie lebt und auf die Kinder aufpasst. Einen Kontakt mit der Familie hatte die Behörde erstmals im Jahr 2005. Seit 2007 stand die Fürsorge wegen der Unterhaltszahlungen für die Kinder regelmäßig mit der Familie in Verbindung.
Auch gestern gingen die Ermittlungen der Polizei auf Hochtouren weiter. „Wir gehen weiterhin stark davon aus, dass der Mann sich in die Schweiz oder nach Italien abgesetzt hat“, sagten Ermittler. Der 25-Jährige, der wegen Gewaltdelikten amtsbekannt ist, und die Mutter waren seit etwa einem halben Jahr ein Paar. Der Mann ist in Österreich geboren und hatte einen unbefristeten Aufenthaltstitel. „Bei den Recherchen erhielten wir auch den Hinweis auf Drogen“, sagten Ermittler. Seit zumindest zwei Monaten dürfte der Verdächtige die Kinder geschlagen haben,
Massivste Gewalt
Die Leiche von Cain wurde gestern obduziert: Als Todesursache wurden ein Schädeltrauma und innere Verletzungen festgestellt. Nicht nur Schläge, sondern auch Tritte könnten diese verursacht haben.
Mutter Aleksandra N., 26, die sich zum Tatzeitpunkt am Samstag in der Arbeit befand, wurde auch gestern im Landeskrankenhaus Bregenz psychologisch betreut. „Die Frau war vorerst noch nicht vernehmungsfähig“, sagten Beamte. Auch der sechsjährige Emilian wurde im Spital behandelt. „Der Bub ist aktuell nicht verletzt, weist aber Spuren früherer Misshandlungen auf“, sagte eine Sprecherin der Krankenhaus-Gesellschaft.
Gewalt in der Familie: 1570 Fälle in Oberösterreich
Das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich hat im Vorjahr bei 1570 Fällen von häuslicher Gewalt geholfen. Auf die Frage, warum Mütter Gewalttäter nicht verlassen, sagt Geschäftsführerin Maria Schwarz-Schlöglmann: „Die Frauen versuchen, den Gewalttäter zu beschwichtigen, ihm alles recht zu machen, die Gewalt in Grenzen zu halten. Sie leben in Angst, trauen sich nicht, behördliche Schritte zu unternehmen und haben nicht die Kraft, die Beziehung zu beenden, weil oft Geld und neue Perspektiven fehlen.“
Kindesmisshandlung: 1613 Anzeigen
Wegen Körperverletzungen an Kindern wurden in Österreich 2010 bis September 1613 Anzeigen erstattet. Gewalt gegen Kinder sei laut Gewaltschutzzentrum Oberösterreich noch immer nicht geächtet. Die sogenannte g‘sunde Watschen habe laut jüngsten Umfragen noch eine relativ hohe Akzeptanz.