Was trieb Ötzi über die Alpen? Kupfer war es nicht
Das Kupfer für Ötzis Beil kam nicht – wie lange vermutet – aus einer Salzburger Mine, sondern stammt aus der Toskana.
Die Theorie wäre so schön gewesen für österreichische Urzeitpatrioten: In der ausgehenden Steinzeit habe es Handelsbeziehungen zwischen der Mondsee-Kultur mit ihrer Kupfermine im Pongau und Menschen in Oberitalien gegeben. Eismann Ötzi könnte eine Kupfer-Expedition in den Norden angeführt haben. Auf dem Rückweg seien er und seine mit dem begehrten Rohstoff beladenen Mannen überfallen worden. So weit die Geschichte, die bisher von so manchem Eismann-Experten erzählt wurde.
Nun haben allerdings Wissenschafter um Gilberto Artioli von der Universität Padua zweifelsfrei nachgewiesen, dass die Kupferschneide von Ötzis Beil aus der Südtoskana stammt. "Damit heißt es: Zurück an den Start!", sagt Paul Gleirscher, vom Kärntner Landesmuseum. Er leitet dessen Abteilung für Ur- und Frühgeschichte und ist Mitglied des Fachbeirats im Südtiroler Archäologiemuseum, der künstlich-kalten Heimat Ötzis.
Seit die Mumie nahe dem Tisenjoch vor bald 26 Jahren herausaperte, zerbricht man sich den Kopf, was den Mann auf den 3210 Meter hohen Übergang zwischen Schnals- und Ötztal getrieben haben könnte. Die bisherige Theorie fußte auf Funden aus Mühlbach am Hochkönig. Ende des 19. Jahrhunderts wurde offensichtlich, dass hier bereits in der Urzeit unter Tage Kupfer abgebaut wurde. Forschungen in den alten Gängen brachten Grubenhölzer ans Licht, die auf einen Zeitraum um 3700 Jahre v. Chr. datiert wurden. Ötzi lebte um 3200 v. Chr. Das Alter seines Beils wurde auf 3346 bis 3011 v. Chr. mit der Radiokarbonmethode C14 festgelegt. Die Vermutung, der in seinen Mittvierzigern Verstorbene habe eine Kupfer-Expedition in den Norden nicht nur mitgemacht, sondern geleitet, geht auf Ötzis wenig beanspruchte Gelenke und die feine Haut an den Händen zurück. Er war wohl ein Anführer, ein früher Kopf- statt Handarbeiter.
Fingerabdruck aus Blei
Wie auch immer – die Analyse der Archäometallurgie-Forschungsgruppe aus Padua stellt in ihrem eben erschienenen Artikel im Wissenschaftsjournal PLOS ONE klar: Das Kupfererz für Ötzis Beil stammte aus der südlichen Toskana. Die dortigen Vorkommen weisen eine einzigartige Isotopenzusammensetzung von Blei auf, eine Art Fingerabdruck von Erzvorkommen. Für diese Feststellung hatten die Forscher eine winzig kleine Probe aus Ötzis Beil mit entsprechenden Daten einer Vielzahl von Lagerstätten in Europa und im gesamten Mittelmeerraum verglichen.
Gediegenes Kupfer
Mit der Nutzbarmachung des Kupfers begannen die Menschen vor etwa 10.000 Jahren. Einige russische Archäologen vertreten gar die Ansicht, dies sei bereits vor mehr als 40.000 Jahren geschehen. Anfänglich bearbeiteten die Jungsteinzeitmenschen Kupfer, das sie in gediegener Form fanden, durch Kaltverformung. Die ältesten Funde stammen aus dem 8. Jahrtausend v. Chr. aus der Siedlung Çatalhöyük (Anatolien). Zur ersten Verhüttung von Kupfererz kam es um die tausend Jahre später. Vermutlich gerieten Erzstücke in Töpferöfen. Kupfer, das einen Schmelzpunkt von 1085 Grad aufweist, wurde fortan in Tonöfen geschmolzen und in Stein- oder Lehmformen gegossen.
Die Frage, ob sich Ötzi das Kupfererz für sein Beil, einen Kupferbarren oder gleich die fertige Klinge erhandelte, können die Forscher nicht mit Sicherheit beantworten. Ursprünglich wurde ja vermutet, Ötzi selbst sei in der Metallbearbeitung tätig gewesen. In seinen Haaren waren erhöhte Arsen- und Kupferwerte festgestellt worden. Mittlerweile wurde auch bei dieser Vermutung zurückgerudert. Der Mann gibt noch immer jede Menge Rätsel auf.
NGOs, Grundversorgung, Mindestsicherung, Kindergeld und Gratismedizin waren´s sicher auch nicht.
Mich beschäftigt mehr, was heute über die Alpen und andere Grenzen kommt.
Ötzi war wahrscheinlich so etwas wie ein Schamane
und machte sich auf den Weg nach lukrativer Arbeit:
ein klassischer Wirtschaftsflüchtling!
Leider kam er in ein fremdes Territorium, konnte
die Sprache der Bergleute nicht und wollte sich
nicht an die kulturelle Gepflogenheiten halten!
Also: kurzer Prozess mit dem Einwanderer!!!
Wahrscheinlich gab es damals schon eine latente
Fremdenfeindlichkeit!
Daran hat sich bis heute wenig geändert!
Viele Einheimische wollen auch heute noch keine
fremde Einreisenden dulden, nur die Maßnahmen dazu
sind doch im Laufe der Jahrtausende etwas
zivilisierter geworden!
N verrutscht: keine fremden Einreisende
Na sauber! Jetzt wird der Ötzi sogar schon für Pauschalbeschuldigungen missbraucht.
jetzt hab ich fast geglaubt, dass der Ötzi unter die Kupferdiebe gegangen ist. Dabei wars der andere Ötzi....