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Ute Bock - eine Kämpferin ist 70

Von nachrichten.at/bk, 27. Juni 2012, 15:32 Uhr
Gemeinsam musizieren für den guten Zweck
Ute Bock - eine Kämpferin der Menschlichkeit. Bild: Fee Kruse

WIEN. „Das ist ja kein Grund zum Feiern, 70, schrecklich“, sagt die in Linz geborene Flüchtlingshelferin Ute Bock. Sie wurde am Mittwoch 70 Jahre alt.

Von Beruf Erzieherin wurde Ute Bock durch ihren Einsatz für Asylwerber und Flüchtlinge bekannt, so auch mit dem von ihr in Wien gegründeten Verein „Flüchtlingsprojekt Ute Bock“, der Asylwerber mit Wohnraum, Kleidung, Kursen und der Vermittlung von juristischer und medizinischer Hilfe unterstützt. In Oberösterreich ist Bock auch vielen durch das Timelkamer  Benefizfestival „Bock Ma’s“ ein Begriff.

Feiern wolle sie ihren Geburtstag eher nicht, sagt sie dem ORF. Doch für die, die dennoch feiern wollen, hat sie einen Tipp: Am Freitag wird in der Zohmanngasse in Wien-Favoriten ein Flüchtlingsheim offiziell eröffnet.

Das Leben einer Kämpferin der Menschlichkeit

Nach der Matura bewarb Ute Bock sich auf Wunsch ihres Vaters bei der Gemeinde Wien um eine Stelle, wo die Arbeitsplätze als sicher galten. Ohne weitere Ausbildung wurde ihr als einzige Möglichkeit die Arbeit als Erzieherin angeboten. Von 1962 bis 1969 war sie im städtischen Heim in Biedermannsdorf tätig, danach wechselte sie als „Heimmutter“ in das Gesellenheim Zohmanngasse im 10. Wiener Gemeindebezirk.

1976 wurde sie Leiterin des Heimes, das zunehmend als „letzte Station für schwierige Fälle“ galt. Mit Beginn der 1990er-Jahre schickte das Jugendamt vermehrt ausländische Jugendliche, anfangs Flüchtlinge der Jugoslawienkriege, später auch aus Afrika, in das Heim in der Zohmanngasse. Häufig waren das Jugendliche, die keine Bundesbetreuung, also keine staatliche Unterstützung erhielten. Bock bemühte sich, ihnen Deutschkurse, Gelegenheitsjobs und Schlafplätze auch außerhalb des überfüllten Heimes zu vermitteln. Damit einher ging ihr zunehmendes Engagement für Asylwerber.

Verhaftung wegen Bandenbildung

Im Herbst 1999, wenige Tage vor der Nationalratswahl in Österreich, wurde von der Polizei im Rahmen der umstrittenen „Operation Spring“ im Haus in der Zohmanngasse eine Razzia durchgeführt. Etwa 30 Jugendliche afrikanischer Herkunft wurden wegen des Verdachts von Drogenhandel festgenommen und Bock wegen Bandenbildung und Drogenhandels angezeigt und für einige Zeit vom Dienst suspendiert. Die Anklage wurde später fallengelassen, allerdings wurde ihr verboten, weiter afrikanische Asylwerber in der Zohmanngasse unterzubringen.

Bock auf Bier

Im Jahr 2000 ging Bock in Pension und kümmerte sich von da an ständig um das von ihr initiierte Projekt „Flüchtlingsprojekt Ute Bock“. Mit 21. Mai 2002 wurde der Ute Bock Verein – Wohn- und Integrationsprojekt gegründet. Das Selbstverständnis des Vereines basiert auf vier Grundsätzen: Er ist konfessionell und parteipolitisch unabhängig, will die Rechte und Kompetenzen von Flüchtlingen stärken, tritt für die Bekämpfung aller Formen von Rassismus und Diskriminierung ein und bietet seinen Klienten einen einfachen Zugang zu Hilfsleistungen. Bald entstanden rund um den Verein verschiedene Initiativen, um Spenden zu lukrieren. 2003 gab es in 70 Wiener Lokalen die Aktion „Bock auf Bier“ (2007 als „Bock auf Bier reloaded“ wiederholt), bei der ein Aufschlag von 10 Cent auf den Bierpreis zweckgebunden an den Verein ging. Ebenfalls 2003 fand erstmals die seither jährlich wiederholte Veranstaltungsreihe „Bock auf Kultur“ mit zahlreichen Benefizkonzerten und -lesungen und weiteren Aktionen bekannter Kulturschaffender statt. In Oberösterreich veranstaltete der Kulturverein Sozialforum Freiwerk über mehrere Jahre das Benefiz-Kulturfestival „Bock Ma's“.

Ute Bock – die Netzwerkerin

Unterstützt von einem Netzwerk überwiegend ehrenamtlicher Helfer organisierte Bock nun private Wohngemeinschaften und Familienwohnungen, die sie mit Hilfe von Spenden und aus eigener Tasche finanzierte und betreute. In ihrem Wohnprojekt stellte sie bald rund 100 Wohnungen für über 300 Menschen aus mehr als 20 Ländern bereit, die, ohne Unterstützung von staatlicher Seite, obdachlos wären. Zum Konzept gehört, den Bewohnern „das Gefühl zu vermitteln, nach einer oft langen Zeit der Flucht und Unterbringung in Flüchtlingslagern und -heimen wieder in eigenen vier Wänden leben zu können“, betont sie. Weitere rund 1000 obdachlose Asylwerber haben im Rahmen eines Post- und Meldeservices ihre Zustelladresse, eine Voraussetzung etwa für den Schriftverkehr mit Behördenstellen, beim Verein Ute Bock. Daneben hilft der Verein, auch in Kooperation mit NGOs, juristische Beratungen für die Flüchtlinge zu organisieren, betreibt eine kostenlose Kleidungsausgabe und vermittelt im Rahmen eines Bildungsprogramms verschiedene Kurse (Deutsch, Alphabetisierung, Informationskompetenz usw.).

Rettung des Vereins

2005 bekam der Verein, gefördert vom Fonds Soziales Wien des Magistrats der Stadt Wien, erstmals ein eigenes Büro. Mit Unterstützung auch mehrerer Unternehmen, die als Sponsoren Sachspenden bereitstellten, wurde Anfang 2006 ein Beratungszentrum in der Großen Sperlgasse im 2. Wiener Gemeindebezirk eingerichtet. 2008 stand Bocks Verein finanziell vor dem Aus, wurde aber von dem Unternehmer Hans Peter Haselsteiner substantiell unterstützt. Haselsteiner kaufte über seine Privatstiftung Concordia auch 2011 das Gebäude des ehemaligen Gesellenheimes in der Zohmanngasse von der Stadt Wien und finanzierte Renovierung und Umbau, um es Bocks Verein als Wohnheim zur Verfügung zu stellen. Im Mai 2012 bezog der Verein das Haus mit Wohnraum für rund 70 Flüchtlinge und Platz für Beratungseinrichtungen, wo nun auch Bock in einer kleinen Wohnung lebt.

Filmproduktionen

Das Leben von Ute Bock ist auch in zwei Filmproduktionen dokumentiert. Der österreichische Filmemacher Houchang Allahyari hat sie zusammen mit seinem Sohn Tom-Dariusch Allahyari in den Jahren 2008 und 2009 mit der Kamera bei der täglichen Arbeit begleitet. Der Dokumentarfilm „Bock for President“ wurde bei den Studierendenprotesten im Winter 2009 im besetzten Audimax der Universität Wien als Vorpremiere erstmals gezeigt. Die offizielle Premiere fand dann etwas später im Rahmen der Viennale im Künstlerhaus-Kino statt.

2010 widmete Houchang Allahyari sich erneut mit einem Filmprojekt dem Leben Ute Bocks. In dem Spielfilm Die verrückte Welt der Ute Bock wirken unter anderem Josef Hader, Karl Markovics, Viktor Gernot, Andreas Vitasek, Julia Stemberger, Dolores Schmidinger, Peter Kern und Alexander Pschill mit. Gezeigt werden die Arbeit Bocks, die auch als sie selbst darin zu sehen ist, und die Geschichten von Menschen mit denen sie dabei zusammentrifft, von den Flüchtlingen, die sich selbst spielen, bis zu den Polizisten.
 

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11  Kommentare
11  Kommentare
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( Kommentare)
am 27.06.2012 22:49

...wie man den gefälligen österreichischen Staat und sein Rechtssystem aushebeln kann um ihm ein Bleiberecht abzunötigen.

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Ameise (45.683 Kommentare)
am 27.06.2012 21:04

a bissl a sehr schiefe Optik.
Trotzdem-sie engagiert sich wenigstens.
Also-alles Gute zum Geburtstag und vor allem eines:
Gesundheit...

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am 27.06.2012 22:53

ist wohl nur Hilfsausdruck.
Feiert sie ihren Geburtstag beim Omofuma-Denkmal mit den Grünfreunden?

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ichauchnoch (9.802 Kommentare)
am 27.06.2012 18:55

Bitte es steht: von Beruf Erzieherin. Und ich gehe davon aus, wenn man einen Beruf gelernt hat, dann weiss man auch, wie man mit schwierigen Situationen umgeht, d. h. z. B. nicht zuschlägt, wenn man nicht weiterweiss. Eine Berufsausbildung hat ja schliesslich einen Sinn. Sicher kann man dies und das lernen, aber gelernt ist gelernt, auch bei den Erziehern oder gerade bei denen.

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am 27.06.2012 19:26

Ich wollt nur betonen, dass ich es so verstanden haben, dass sie als Erzieherin gearbeitet hat, als sie bekannt wurde. Wie auch immer. Worüber ich streiten möchte: die 60er und 70er sind schon ein paar Jahrzehnte her. Nicht falsch verstehen, aber ich finde, dass sich Menschen auch bessern könnnen, und es nicht fair ist, jemanden das noch vorzuhalten. Sie hat halt darüber gesprochen. Wie viele sprechen nicht darüber und haben eine weißte Weste? Ich erinnere mich an die Erzählungen meiner Großmutter, die übrgingens lange als Lehrerin gearbeitet hat, in einer Schule, die sie nach dem Krieg selber eingerichtet hat, und zwar indem sie solange bei Leuten betteln ging, bis sie die notwendigen Dinge beisammen hatte. Auch sie hatte dafür keine Ausbildung. Ich schweife ab: Sie hat mir jedenfalls erzählt, wie es früher oft in Heimen zuging. Das Bock darüber spricht, zeugt für mich davon, das sie zumindest eine Erklärung sucht für etwas, das faschl ist, nur damals Gang und Gebe war..

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am 27.06.2012 17:48

Die Ute Bock hat dort eingegriffen, wo alle öffentlichen Stellen, Politparteien und Sonstige versagten. Natürlich ist ihr Werkeln nicht Jedermanns Sache, auch ich komme in den meisten Fällen mit ihrem Wirken nicht klar ........... aber ein Siebziger gehört gefeiert, Prost, Prost, Prost.

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am 27.06.2012 22:51

Das Versagen des Staates liegt eher darin, dass er die Grenzen für Asylwerber offen hält und Dublin II eben nur Papier ist.

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ichauchnoch (9.802 Kommentare)
am 27.06.2012 16:11

Zur Berichterstattung: warum Erzieherin?? Sie hat doch diesen Beruf gar nicht gelernt, wie ein paar Zeilen weiter unten zu lesen ist.
Na ja, wenn nur genug Zeit vergeht,dann wird alles irgendwie geschönt unter's Volk gebracht. Warum ist Frau Bock eigentlich mit 58 in Pension gegangen?? Weil sie b ei der Stadt Wien angestellt war? Krank konnte sie ja nicht sein, weil wie man sieht, sie ist ja höchst rührig. Sie hat ja auch einiges gut zu machen, wenn man der Berichterstattung so glaubt, lieber spät als gar nicht. Aber den geschlagenen Kindern vom Kinderheim hilft das heute auch nicht mehr.
Siehe z. B. : http://www.erstaunlich.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1409:das-outing-der-ute-bock
Trotzdem, alles Gute zum Geburtstag!

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am 27.06.2012 17:04

es steht ja "als Erzieherin...", das schließt dann wohl mit ein, dass sie als Erzieherin gearbeitet hat, als sie bekannt wurde, weil sie dies und jenes gemacht hat. Außerdem, wer sagt, dass man unbedingt eine Ausbildung machen muss, damit man etwas ist? Oh, pardon, hab ganz vergessen: Hierzulande zählt ja nicht was man kann, sondern was man gerlent hat zwinkern

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am 27.06.2012 22:56

witer tragisch, in welchem Beruf man ausgebildet ist oder ob man überhaupt eine Ausbildung hatte. Das Parteibuch half über vieles hinweg.
Heute wird es nicht viel anders sein....

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Ameise (45.683 Kommentare)
am 28.06.2012 08:20

Das sehen sie sehr richtig...

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