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Prozess: 17-Jähriger erstach Afghanen nach Deutschkurs

25.September 2015

Eine Meinungsverschiedenheit über das Verhältnis zwischen dem Koran und der Leidenschaft für Musik hat offenbar einem 31-jährigen Afghanen in Wien das Leben gekostet. Der Mann ist im März im Gebäude des Arbeitsmarktservice in Wien-Liesing von einem Landsmann erstochen worden. Gestern musste sich der 17-jährige Angeklagte vor Gericht verantworten.

Gegenüber dem Schwurgericht tischte der Bursch eine neue Version auf. Er sei von dem 31-Jährigen gewürgt worden. "Ich habe gedacht, dass er mich umbringt." Daher habe er zugestochen. "Ich wollte ihn nicht umbringen." Zeugen, die keine Notwehrsituation beobachtet hatten, beschuldigte sder 17-Jährige, zu lügen.

Laut Anklage lernten sich der mutmaßliche Täter und das spätere Opfer bei einem AMS-Deutschkurs kennen. Jeder Kursteilnehmer sollte von seinen Hobbys erzählen. Der 31-Jährige berichtete, dass Musik seine große Leidenschaft sei. Daraufhin kam es zum Konflikt. Der Jugendliche war der Meinung, dass der Koran keine Musik erlaube. Die Kontrahenten kamen sich bereits im Kurs bedrohlich nahe, doch der Kursleiter konnte die beiden beruhigen. Der Ältere erklärte laut Anklageschrift, dass er eine Religion, "die Musik verbietet, ficken" würde. Das war offenbar sein Todesurteil. Am nächsten Tag ging der 17-Jährige nach dem Besuch einer Moschee wieder in den Deutschkurs. Er hatte zwei Messer dabei. Auf dem Gang traf er sein Opfer, das gerade telefonierte. Wortlos soll der Jugendliche auf den Afghanen eingestochen haben. Bei der Obduktion wurden 17 Schnitt- und Stichverletzungen gezählt. Der Jugendliche flüchtete, wurde aber eine Woche später verhaftet.

25.000 Euro Schadenersatz

Der Angeklagte widersprach dieser Tatversion. Seine Unterschrift auf dem Polizeiprotokoll sei gefälscht worden. Der 31-Jährige habe ihn als "Zuhälter", seine Familie gar als "Esel" bezeichnet. "Aber das hat mir gar nichts ausgemacht." Die gerichtliche Befragung gestaltete sich schwierig, weil der Jugendliche nur gebrochen Deutsch spricht. Ein Dolmetscher übersetzte seine Aussagen. Doch der 17-Jährige kritisierte mehrfach, der Dolmetscher würde falsch übersetzen. Der Musiker hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Die Witwe verlangte Schadenersatz in der Höhe von 25.000 Euro. Wegen weiterer Zeugen wurde der Prozess gestern vertagt.

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19. April 2024