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Herr Treichl ist Österreichs erster Schlussmacher

Von Gerhild Niedoba   11.Oktober 2013

Herr Treichl, Ihre Aufgabe ist es, Menschen unangenehme Nachrichten zu überbringen. Was mögen Sie an Ihrem Job?

Treichl: Ich hinterfrage nicht, ob der Job gut oder böse ist. Ich bin nur der Puffer. Ich bin ja nur Überbringer der Botschaft. 70 Prozent der Leute haben damit schon gerechnet und sind froh, dass sie endlich Gewissheit haben.

Sie meinen, es gibt auch Leute, die sich über Ihren Besuch freuen?

Ja. Besonders dann, wenn ich beauftragt werde, Ihnen die "gelbe Karte" im Kisterl zu bringen. Die ist oft wie ein Schuss vor den Bug. Sie wissen dann, dass Sie sich anstrengen müssen, um den Partner zu halten. Dadurch kommen auch viele Leute wieder zusammen, da sie merken, dass eh nichts besseres mehr nachkommt.

Und wie trennen Sie Paare auf Dauer?

Dafür gibt's dann die anderen Kisterln. Je nach Bedarf mit etwas Süßem, Taschentüchern und einem Schnapserl oder aber mit einer kleinen Flasche Champagner und einem Gutschein im Wert von 300 Euro für meine Partnervermittlungsagentur (Anm.: Treichl betreibt diese seit 20 Jahren). Und bei Paaren, die schon nicht mehr zusammen wohnen, liegt dann oft auch der Wohnungsschlüssel drinnen. Damit ersparen Sie sich ein weiteres Treffen.

Gibt es Zeiten, in denen sich Menschen vermehrt trennen wollen?

Ja, jetzt, nach der Urlaubszeit und rund um Weihnachten gibt es bei uns die meisten Anfragen. Vor etwa drei Wochen haben wir an einem einzigen Tag sieben Trennungen durchgeführt.

Was passiert denn da in der Ferienzeit, dass danach viele Leute nicht mehr miteinander können oder wollen?

Viele Familien haben während des Jahres keine Zeit füreinander. Und in der Ferienzeit pickt man dann aufeinander, da geht's dann oft sehr wild zu. Auch in der Weihnachtszeit wollen Paare oft sehr viel komprimieren - das funktioniert dann meist nicht.

Was sagen Sie den Verlassenen als erstes, wenn Sie vor deren Tür stehen?

'Ich hab' ein Packerl für Sie.' Das sage ich, damit mir die Leute überhaupt aufmachen.

Und mussten Sie auch schon einmal jemanden trösten, bevor Sie wieder gegangen sind?

Das hat's bisher noch nicht gebraucht. Ich bin ja, wie gesagt, eine Art Puffer und nehme den Leuten die erste Emotion. Darum fahre ich gern gleich in der Früh hin. Da haben die Leute nicht viel Zeit zum Nachdenken. Die Nachricht kann dann den ganzen Tag lang sickern.

Skurrile Begegnungen und Erlebnisse gab es aber sicher trotzdem.

Natürlich, ich hab' schon viel erlebt. Etwa, als mich eine Frau engagiert hat, weil sie wusste, dass ihr Partner fremdgeht. Sie hat nächtelang vor seiner Wohnung gewartet. Und als sie dann eine Fremde herausgehen sah, habe ich tags darauf um 5.55 Uhr bei ihm angeläutet. Als er aufgemachte, hatte er sichtlich Stress mit dem Anziehen, im Hintergrund war eine Frauenstimme zu hören. Er drückte mir dann sofort einen Müllsack mit den restlichen Sachen seiner Partnerin in die Hand.

Trennen Sie auch Affären?

Nein. Ein Gigolo, der eine Affäre nach der anderen hatte, wollte von mir ein Jahresabo. Das kam für mich nicht in Frage, da müsst' ich ja 30 Mal im Jahr ausrücken.

Sie selber sind ja auch schon einmal nach einer Trennung in die Schlagzeilen geraten: Nämlich als sie sich 2007 nach nur dreimonatiger Ehe mit der Ex-Prostituierten und einstigen Freundin von Schauspieler Ottfried Fischer, Michaela Zadrazil, scheiden ließen. Haben Sie noch Kontakt?

Das war damals eine harte Zeit. Ich hab' damals zu ihr gesagt: 'Lass' uns gute Freunde sein.'

Und seither hat's bei Ihnen, trotz eigener Partnervermittlung, mit der Liebe nicht mehr geklappt?

Ich bin dauergetrennt (lacht). Ich habe einfach ein Zeitproblem.

Das klingt aber eher nach einer Entschuldigung...

Stimmt (lacht). Ich muss sicher Bereiche abgeben. Natürlich gibt's in mir auch einen Teil, der sagt, ich will Weihnachten nicht mehr alleine sein. Und mit 46 Jahren wird es für mich ja selber Zeit - vielleicht suche ich mir eine Frau mit Kind oder wir bekommen dann selbst noch eines.  

 

Info

Nach seiner Partnervermittlung gründete Peter Treichl im Jänner 2013 in Salzburg eine Trennungsagentur. Anlass war der Film "Der Schlussmacher" mit Matthias Schweighöfer. "Die Idee dazu hatte ich aber schon 2009", sagt Treichl. Für 79 bis 129 Euro (je nach zeitlichem Aufwand und Anreise) übermittelt der "Schlussmacher" in ganz Österreich Botschaften von Menschen, die ihre Partnerschaft beenden wollen. Als Trost gibt es für die Verlassenen kleine Schachterln, in denen sich neben Süßigkeiten als Nervennahrung, Taschentüchern auch ein Gutschein für Treichls Vermittlungsagentur befindet.

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