"Das Schlimmste, das ich je erlebt habe"
NICKELSDORF. Nach der A4-Tragödie mit 71 toten Flüchtlingen wurde Rosalia Zelenka beauftragt, den Kühlwagen zu säubern. Für die Tatortreinigerin war es der härteste Einsatz ihrer Karriere.
Die Rampe Nummer drei der ehemaligen veterinärmedizinischen Anstalt Nickelsdorf wird Rosalia Zelenka (52) nie vergessen. Dort wurde der Lastwagen, in dem 71 Flüchtlinge Ende August qualvoll starben, geparkt. Dort wurden die Leichen entladen. Und dort musste die Wienerin, eine erfahrene Tatortreinigerin, die Spuren des grausamen Verbrechens beseitigen – für die Spezialistin eine Grenzerfahrung, wie sie im Interview mit den OÖNachrichten erzählt.
OÖN: Frau Zelenka, als Tatortreinigerin sind Sie immer wieder mit erschreckenden Szenarien konfrontiert. Hatten Sie jemals mit einem ähnlichen Fall zu tun?
Rosalia Zelenka: Nein, nicht in diesem Ausmaß. Das war das Schlimmste, das ich je erlebt habe.
Haben Sie sich während der zweitägigen Reinigung des Lastwagens damit beschäftigt, wie die 71 Flüchtlinge gestorben sind?
In den meisten Fällen verbiete ich es mir. Aber dort war es so massiv, so belastend. Wir waren psychisch und physisch sehr hart an der Grenze. Wie auch die Polizei und die anderen Einsatzkräfte am Ort des Geschehens. Schön war andrerseits, dass alle Beteiligten zusammengehalten und sich gegenseitig geholfen haben.
Die Menschen müssen förmlich aufeinander gelegen sein?
Die Menschen können höchstens gestanden sein oder am Boden gesessen haben. Es dürfte kaum jemand mehr Platz, als die eigene Körperweite gehabt haben. Das Schlimme an der Sache ist, es wird nicht jeder gleichzeitig ohnmächtig. Fürchterlich muss es für den Letzten gewesen sein, der gestorben ist. Solche Sachen spielen sich dann in meinem Kopf ab. Das kann man nicht einfach so abschütteln.
Warum wurde das Fahrzeug nicht sofort verbrannt?
Weil die Spurensicherung nach der Reinigung klären musste, ob die Kühlung im Lastwagen intakt war, ob es eine Luftzufuhr gab. Damit diese Leute ordentlich arbeiten können und keine Abdrücke am Tatort hinterlassen, musste der Lkw gesäubert werden.
Ist es möglich, die Hinterbliebenen ausfindig zu machen?
Es ist schwer, so weit ich das beurteilen kann, haben wir einen ausgezeichneten Erkennungsdienst. Meines Wissens wurden bereits Hinterbliebene ausfindig gemacht.
Ist ein solcher Einsatz schlimmer als andere, weil die Tragödie in der Öffentlichkeit sehr präsent war?
Das hat nichts damit zu tun. Dieser Fall war an sich schlimm genug. Die Vorstellung, wie die Leute umgekommen sind, lässt mich nicht los. Ich habe am Wochenende eine Kerze für die Toten angezündet. Und ich bin froh, dass ich danach auch weinen konnte.
Zur Person
Rosalia Zelenka war die erste Tatortreinigerin Österreichs. Ihre Laufbahn begann bei einer Gebäudereinigungsfirma, später spezialisierte sich die Wienerin nach diversen Ausbildungen. Bei ihren Einsätzen wird die 52-Jährige nebst ihrem Team mittlerweile auch von ihrer 25-jährigen Tochter unterstützt. Um ihre Erfahrungen besser verarbeiten zu können, entschied sich Zelenka, ein Buch („Der Tod hat viele Gerüche“) zu veröffentlichen. Mehr auf www.sos-zelenka.at.
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Also ist der Artikel eine unbezahlte Werbung für ein Buch mit bisschen angehauchtem Mitgefühl - wenn das ihr Geschäftsmodell ist soll es so sein.
Mein Gott! Sogar hier wird noch herumgemotzt und kritisiert. Herr oder Frau Salzkammergut, wie wär´s, wenn sie diese Arbeit erledigen würden? Ich denke, dass in diesen Tagen von so vielen Leuten großartige Leistungen erbracht werden. Darauf sollte man eher hinsehen und nicht, ob diese Frau Zelenka Werbung in eigener Sache macht. Manchen Leuten ist einfach nur fad im Kopf. Aber die wird es leider immer wieder geben in unserer Gesellschaft. Denken sie ein bisschen nach.
@von mini1013 (53/@von skyclearer (8): Ihr zwei Fruchtkörper glaubt doch nicht dass das Mitgefühl oder so ein Scheiß gerade jetzt Erfunden wurde. Das gibt es schon länger und die Toten und Überreste waren mir immer ziemlich egal, die waren schon Tod. Aber mit Lebenden / spez. Kindern wenn sie schreien und du kannst ihnen nicht helfen das geht aufs Gemüt!
was für ein unglaublich wiederlicher und dummer Kommentar!
Nicht jedermanns/frau`s Sache, die brauchen nach ihren Einsätzen sicher psychische Unterstützung (z.B.) vom KIT; ich glaube nicht, daß diese Art von Arbeit keine Spuren hinterlässt.
Auch Gerichtsmediziner stossen da an ihre psychischen Grenzen, so eine Obduktion ist nicht alltäglich und zerrt wahrscheinlich am Gemüt des Arztgewissens!