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14 Österreicher ziehen bis Juli aus Afghanistan ab

Von Eike-Clemens Kullmann, 26. Mai 2021, 00:04 Uhr
14 Österreicher ziehen bis Juli aus Afghanistan ab
Zwei Welten begegnen sich: In ISAF-Zeiten waren die Österreicher auch auf Patrouille unterwegs – im Radpanzer. Bild: Bundesheer

KABUL/HÖRSCHING. Michael Grafl ist Kommandant der österreichischen Soldaten, die Teil einer multinationalen Mission sind.

Sein Dienstort zählt derzeit wohl zu den gefährlichsten der Welt: Michael Grafl (40) gehört seit 17. Februar zur "Resolute Support Mission" (RSM) im Hauptquartier der internationalen Truppen in der afghanischen Hauptstadt Kabul. 6000 Kilometer von der Heimat entfernt, ist der Oberstleutnant des Generalstabsdienstes nicht nur Kommandant des 14 Soldaten umfassenden österreichischen Kontingentes.

Der Burgenländer ist als "Executive Officer" und Abteilungsleiter für "Force Protection", also den Schutz der eigenen Soldaten, verantwortlich. Zudem überwacht er derzeit die Rückverlegung eines Teils der multinationalen Einheit, ziehen sich die internationalen Truppen doch nach 20 Jahren bis spätestens 11. September vom Hindukusch zurück.

Österreich beteiligt sich an diesem Einsatz seit 2002. Bis 2015 war dies die "International Security Assistance Force" (ISAF), die unter anderem die ersten Wahlen nach dem Sturz der Taliban sicherte. Österreich stellte zu diesem Zeitpunkt mit rund 100 Soldaten ein deutlich größeres Kontingent. Sowohl dieser Einsatz als auch die aktuelle "RSM" finden in enger Kooperation mit der deutschen Bundeswehr statt, die nach den USA größter Truppensteller in Afghanistan ist.

"Sicherheit steht an erster Stelle", sagt Grafl im OÖN-Gespräch. Und so sind Schutzausrüstung wie Kugelschutzweste und Helm stets griffbereit, und die "Pistole ist sowohl im ,Office’ als auch im Quartier immer am Mann". Bewegungen außerhalb des Camps sind de facto tabu. Fahrten, wenn überhaupt, finden nur in gepanzerten Fahrzeugen statt, meist sind es aber Flüge im Hubschrauber. Womit sich dieser Auslandseinsatz von seinen bisherigen fünf im Kosovo deutlich unterscheidet: Land und Leute kennenzulernen ist unmöglich. Während Grafl im Hauptquartier seinen Dienst versieht – "im Auslandseinsatz heißt das eigentlich 24/7, also rund um die Uhr, real ist es aber zwischen 7 Uhr früh und 19 Uhr" –, sind seine österreichischen Kameraden in Mazar-e-Sharif im Einsatz. Die viertgrößte Stadt des Landes liegt mehr als 400 Kilometer nördlich von Kabul und nahe der Grenze zu Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan.

Michael Grafl
Michael Grafl Bild: Bundesheer

Einsatz endet früher als geplant

Der Auftrag lautet "train, advice, assist": also Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen Streitkräfte. "Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut" – nicht nur mit der afghanischen Armee, sondern auch mit der US-dominierten internationalen Truppe von rund 10.000 Soldaten. Die Zufriedenheit der Amerikaner mit den Österreichern äußerte sich nicht zuletzt darin, dass sie für alle Bundesheer-Soldaten das Johnson&Johnson-Vakzin gegen Corona zur Verfügung stellten.

Spätestens im Juli wird der Einsatz der Österreicher am Hindukusch zu Ende gehen. Und damit früher als geplant – das Kontingent sollte eigentlich bis Mitte September im Land bleiben.

Sicherheitslage verschlechtert

Dass die internationale Truppe bis spätestens 11. September aus dem Land am Hindukusch abzieht, habe viele in Afghanistan überrascht. "Vor allem Junge können sich nicht vorstellen, dass die NATO geht." Obwohl der Abzug eigentlich nicht überraschend sein dürfte, sagt Grafl. Schließlich sei der Abzug seit 2020 angekündigt gewesen und sollte – jedenfalls, was die US-Soldaten betrifft – nach den Vorstellungen von Ex-Präsident Donald Trump bereits bis 1. Mai über die Bühne gegangen sein.

Was dieser Abzug für die Afghanen bedeutet? "Es wird für sie sicher nicht leichter", sagt der Oberstleutnant des Generalstabsdienstes. "Es hängt viel davon ab, wie die Unterstützung – die ja zugesagt wurde – weitergeht." Wirklich helfen könne allerdings nur eine diplomatische Lösung.

Bei den afghanischen Streitkräften – deren Ausbildungsstand Grafl vor allen Dingen im Bereich der Luftstreitkräfte für enorm hoch hält – heißt das: "Wir schaffen das." Und Grafl betont: "Der derzeitige internationale Einsatz ist kein Kampfeinsatz, sondern eine Ausbildungs- und Trainingsmission. Sozusagen eine Hilfe zur Selbsthilfe. Die Verteidigung von Land und Bevölkerung machen die afghanischen Streitkräfte längst selbst."

Seit 1. Mai, also dem ursprünglich angekündigten Abzugszeitpunkt, hat sich die Sicherheitslage deutlich verschlechtert. "Täglich finden Angriffe auf Zivilisten, Schulen, Militärangehörige, Polizisten und Politiker statt. Es gab aber bis dato keine Angriffe auf die internationalen Einheiten, auch wenn es Drohungen gegeben hat."

Ob er Angst habe? "Ich bin freiwillig Soldat und habe mich freiwillig für diesen Einsatz gemeldet. Natürlich ist da eine gewisse Grundanspannung. Aber es ist nicht so, dass wir die Bomben in der Nacht detonieren hören oder angegriffen worden wären", sagt Grafl. Er feierte erst vor kurzem seinen 40. Geburtstag im massiv geschützten Camp.

Heimatgarnison Hörsching

Nach seiner Rückkehr aus Afghanistan plant der Burgenländer – er ist verheiratet und Vater zweier Kinder – vorerst keinen weiteren Auslandseinsatz. Dennoch wird er seine Familie auch in Österreich nicht täglich sehen, ist doch die Heimatgarnison für den Stabsoffizier der 4. Panzergrenadierbrigade der Fliegerhorst Vogler in Hörsching.

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Autor
Eike-Clemens Kullmann
Redakteur Außenpolitik, Weltspiegel
Eike-Clemens Kullmann

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3  Kommentare
3  Kommentare
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Fenstergucker (2.386 Kommentare)
am 26.05.2021 08:58

Weiterhin viel Soldatenglück.
Kommt gesund nach Hause. 👍🇦🇹

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vinzenz2015 (45.950 Kommentare)
am 26.05.2021 08:18

DerAuftrag des österr. Kontingents
ist die Pazifikaktion,
also unterstutzung von friedensfördernden Maßnahmen!!

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ausaltmachgesund (216 Kommentare)
am 26.05.2021 04:25

Für mich immer wieder unklar.

Warum ein neutrales Land Österreich zu kriegerischen Einmischungen Soldaten in fremde Länder schickt.

Unter dem Vorwand humanitärer Hilfe oder Diplomatie ist die Einmischung auch nicht erklärbar.

Das führt dann zu dummen Aktionen im Inland. Wie in Österreich das hießen der Israel Flagge um Partei zu ergreifen.

Das zeigt es geht nicht um Diplomatie und humanitäre Hilfe. Sondern um zu verurteilen und Spaltung zu betreiben.

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