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14 Jahre Haft für versuchten Raubmord an Wiener Taxifahrer

Von nachrichten.at/apa   03.Juli 2020

"Ich kann mich nicht erinnern, warum ich das getan habe. Es war wie im Kurzschluss", hatte sich der Angeklagte vor einem Schwurgericht verantwortet. Er gab zu, in Raubabsicht gehandelt zu haben, bestritt aber den Tötungsvorsatz. Er hatte in der Nacht auf den 18. Oktober 2012 in Wien-Leopoldstadt einem Taxler ein Keramikmesser mit einer Klingenlänge von 20 Zentimetern insgesamt fünf Mal in Brust und Bauch gestochen.

Taxler wäre fast verblutet

Dass der Taxifahrer mit dem Leben davonkam, grenzte an ein Wunder. Wie Gerichtsmediziner Christian Reiter darlegte, war die Klinge in Leber, Lunge und ins Brustbein gegangen. Ohne rasche ärztliche Hilfe wäre der Mann verblutet. Nach dem Eintreffen des Notarztteams am Tatort in der Oberen Augartenstraße musste der Kreislauf des lebensgefährlich Verletzten fast 30 Minuten stabilisiert werden, ehe er ins Spital gebracht werden konnte. Dort wurde eine Notoperation durchgeführt. Über zwei Monate verbrachte der damals 69 Jahre alte Taxilenker im Spital.

"Ich hab's überlebt"

"Es ist passiert. Ich hab' es überlebt. Mein Operateur hat mir gesagt, dass sie nicht geglaubt haben, dass ich es schaffe", berichtete der mittlerweile 76-Jährige nun als Zeuge dem Gericht. Er habe sich "ganz gut erholt", sagte der Akademiker. Der Doktor der technischen Chemie hatte ursprünglich im höheren Management einer Pharmafirma gearbeitet. Als diese von einem Konzern übernommen wurde, verlor er seinen Job, "weil ich zu teuer war", wie er nach der Verhandlung im Gespräch mit der APA erzählte. Fortan fuhr er Taxi - auch nachts, in einem Alter, in dem hierzulande üblicherweise bereits der Ruhestand genossen wird.

Gegen 1.00 Uhr hatte sich am Taxistandplatz Wallensteinplatz der Angeklagte in den Wagen des Mannes gesetzt. Als Fahrziel nannte der gebürtige Rumäne ein Spielcasino im Prater. "Plötzlich hat er ein Messer gezogen und 'Das ist ein Überfall!' gesagt. Und zack, ein paar Sekunden später war der erste Stich da", erinnerte sich der Zeuge. Er habe versucht, das Messer "von der Herzgegend runterzudrücken", und gespürt, wie die Klinge in Leber und Lunge ging. Er habe es schließlich geschafft, die Fahrertür zu öffnen und sich aus dem Auto fallen lassen. Während der Täter ohne Beute davonlief, winkte der Taxilenker einem Fahrzeug, in dem sich Zeitungszusteller befanden. Der Lenker hielt an und verständigte Rettung und Polizei, als er das viele Blut am Gehsteig sah, wo sich der lebensgefährlich Verletzte inzwischen hingesetzt hatte.

"Er ist kein notorischer Gewalttäter oder Schwerverbrecher", betonte Verteidiger Constantin-Adrian Nitu. Der Angeklagte - im Tatzeitpunkt 24 Jahre alt - hätte damals in der Wohnung seiner Eltern gelebt und als Bauarbeiter 1.400 Euro monatlich verdient. "Die Tat war eine Kurzschlusshandlung. Es gab keine finanzielle Notwendigkeit", bemerkte Nitu.

Er könne sich nicht erklären, was ihn dazu bewogen habe, zum Messer zu greifen, meinte der Angeklagte. Er hatte nach dem Überfall, über den in den Medien berichtete wurde, nicht das Land verlassen, sondern arbeitete noch rund eineinhalb Jahre bei einer Baufirma, ehe er nach Rumänien zurückkehrte. Im Jänner 2020 wurde er in seiner Heimat festgenommen, nachdem er in eine Polizeikontrolle geraten und erkennungsdienstlich behandelt worden war. Dabei zeigte sich, dass seine DNA zu den biologischen Spuren passte, die der gesuchte Wiener Taxiräuber im Fahrzeug hinterlassen hatte. Seine Wollhaube war am Tatort zurückgeblieben. Die rumänischen Behörden lieferten den inzwischen 32-Jährigen an die Wiener Justiz aus.

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24. April 2024