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14-Jähriger bei Eisriesenwelt von Stein erschlagen

Von OÖN   13.Juli 2020

Der Vorfall hat Spuren auf ihren Gesichtern hinterlassen. Die Besucher, die zum Parkplatz auf 1000 Metern Seehöhe zurückkehren, reden wenig. Eine Touristin gibt ihr Ticket zurück: "Ich habe gesehen, was passiert ist. Es war schrecklich", sagt die Frau den "Salzburger Nachrichten".

Gegen 11.30 Uhr kam es kurz vor der Eisriesenwelt in Werfen (Bezirk St. Johann im Pongau) zu dem folgenschweren Steinschlag. Ein Brocken traf einen 14-jährigen Iraker, der im Flachgau lebte, tödlich an der Brust. Außerdem musste ein 19-jähriger Pongauer mit leichten Verletzungen am Bein ins Spital gebracht. Beide Jugendliche waren in Begleitung ihrer Eltern unterwegs. Mehr dazu im Video:

Das Team der Eisriesenwelt wirkt nach dem Vorfall sehr betroffen, aber gefasst. Die Münder sind schmal, die Augen glasig. "Es ist alles ruhig bei uns", sagt eine Mitarbeiterin, als sie mit Seilbahn-Betriebsleiter Michael Rieder telefoniert. Er wird später beschreiben, wie beeindruckt er von der Reaktion der Besucher war: "Als wir oben angekommen sind, haben die Leute schon Erste Hilfe geleistet, es gab keine Panik, alle waren sehr diszipliniert. Wir haben die Leute in kleinen Gruppen vom Berg geholt."

25 Kilo schwere Gesteinsbrocken

Bis zur Seilbahn-Bergstation sei der Felssturz zu hören gewesen: "So ein helles Geräusch, wenn große Felsbrocken auf Fels fallen – klack, klack, klack …" Eine große Felsplatte mit zirka zwei Kubikmetern habe sich 400 Höhenmeter oberhalb des Zutrittswegs zur Eishöhle gelöst. "Aus einer Rinne Richtung Hochkogel, in etwa 2000 Metern Höhe, also sehr hoch oben. Die Platte ist in viele kleine Teile zersplittert", sagt Rieder. Der Zutrittsweg führt von der Bergstation der Seilbahn rund 100 Höhenmeter zum Eingang der Eishöhle auf 1641 Meter Seehöhe. Auf dieser kurzen Strecke gebe es immer wieder Steinschlag, "normalerweise im Winter und Frühling, deshalb ist die Eisriesenwelt in dieser Zeit auch gesperrt". Drei Lawinengalerien sichern den Zustiegsweg. Doch da sich die Felsplatte am Sonntag in einer so großen Höhe gelöst habe, hätten sich die bis zu 25 Kilo schweren Brocken auf eine sehr weite Fläche verteilt. "Der Großteil der Steine ist auf den Lawinengalerien gelandet, einige wenige leider nicht", sagt Rieder betroffen.

Der Salzburger Landesgeologe Gerald Valentin wurde wenige Stunden nach dem Unglück an die Unfallstelle geflogen. Als Ursache macht er die starken Regenfälle am Samstag aus. Bei der Messstelle in St. Johann im Pongau wurden mehr als 34 Liter pro Quadratmeter verzeichnet. "Der Felsbrocken lag auf einer mit Erde gefüllten Kluft. Der viele Regen hat das Erdreich rutschig gemacht. Dazu kam Wasserdruck, und am Sonntagvormittag hat sich der Block gelöst", sagt der Geologe. Der genaue Unfallhergang wird nun von der Alpinpolizei ermittelt.

Weiterer Felssturz in Kärnten

Zum Zeitpunkt des Steinschlags in Werfen sollen sich vier Personen am Unglücksort und 200 Besucher in der Eishöhle befunden haben. Einzelne Felsstücke dürften etwa 30 Zentimeter groß gewesen sein.

Die Eisriesenwelt ist bis auf Weiteres behördlich gesperrt. Die Sicherheitsvorkehrungen müssen nun evaluiert werden. Seilbahn-Betriebsleiter Rieder sagt, man werde wohl weitere Lawinengalerien betonieren. Den Geschäftsführer der Eisriesenwelt, Fritz Oedl, erreichte die Schreckensnachricht im Urlaub in Griechenland. "Fürchterlich, eine Tragödie. So ein Unglück ist bei uns meines Wissens noch nie passiert." Man tue alles für die Sicherheit der Gäste, lasse die Berghänge jedes Jahr überprüfen. Oedl wolle nun so rasch wie möglich nach Hause kommen.

Die Eisriesenwelt Werfen gilt mit einer Länge von 42 Kilometern als größte Eishöhle der Welt. Zu Spitzenzeiten besuchen pro Tag bis zu 2500 Menschen die Schauhöhle, die etwa einen Kilometer in den Berg hineinführt. Heuer hätte ein Jubiläum gefeiert werden sollen: Genau vor 100 Jahren gab es die erste Besucherführung in der Eishöhle. Die Feier wurde wegen des Coronavirus abgesagt. Seit Ende Mai kamen rund 17.000 Besucher – davon 1500 allein am Samstag.

Auch in Kärnten kam es am Sonntag zu einem massiven Steinschlag, bei dem eine 32-jährige Wanderin schwer verletzt wurde. Sie war mit fünf weiteren Personen in der Tscheppaschlucht in Ferlach (Bezirk Klagenfurt-Land) unterwegs. Als sich die Gruppe gegen 10.15 Uhr auf einer Leiter befand, löste sich in zehn Metern Höhe ein kopfgroßer Stein, der die Kärntnerin am Bein traf. Sie wurde von der Bergrettung erstversorgt und mit dem Rettungshubschrauber ins Unfallkrankenhaus Klagenfurt geflogen. Die anderen Wanderer kamen mit dem Schrecken davon.

Steinschläge: Ingesamt vier Tote

Erst am Mittwoch war es in der steirischen Bärnschützklamm in Pernegg nördlich von Graz, wie berichtet, zu einem Felssturz gekommen. Dabei wurden drei Menschen (21, 30 und 50 Jahre alt) aus dem Leben gerissen und neun weitere verletzt, darunter ein Mann schwer.

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19. April 2024