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Online-Betrug: "Aufpassen, wem man vertraut"

Von Robert Stammler, 16. Mai 2024, 00:04 Uhr
Online-Betrug: "Aufpassen, wem man vertraut"
Linzerin in Geldnot stellte Online-Gaunern ihre Kontonummer zur Verfügung, sie ist wegen Beihilfe schuldig. Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. "Liebe macht blind, aber nicht strafunfähig. Meine Mandantin hat den falschen Leuten vertraut", bat der Strafverteidiger um ein mildes Urteil für die Angeklagte. Die gebürtige Afrikanerin (30) musste sich gestern wegen Beihilfe zum schweren Betrug verantworten.

Die 30-Jährige hatte afrikanischen Online-Gaunern ihr Konto zur Verfügung gestellt, um aus Liebesbetrügereien erbeutete Geldbeträge weiter zu transferieren: einmal 15.000 Euro, danach noch einmal 7200 Euro.

Dieses Geld gehörte einer Frau aus Tirol. Diese hatte sich auf So-cial-Media-Kanälen in das Profil eines vermeintlichen "schwedischen Soldaten" namens "Chris Jansen" verliebt. Er sei in Somalia stationiert und bei einem Gefecht verletzt worden, schrieben die dreisten Täter der Tirolerin.

Was folgte, waren weitere Bitten um Geld für medizinische Behandlungen. Sogar ein "General" des angeblichen Soldaten kontaktierte die verliebte Frau einmal. Eine weitere Geldforderung bezog sich auf eine vermeintliche Kaution, denn auf einmal saß der "Schwede" in einem "Gefängnis in Ägypten", so die abenteuerlichen Lügengeschichten der Internet-Banditen.

Doch als es hieß, die Tirolerin solle noch einmal 50.000 Euro bezahlen, damit Soldat "Chris Jansen" im Privatflugzeug nach Österreich reisen könne, wurde die Frau stutzig und erstattete Anzeige bei der Polizei in Mayrhofen im Bezirk Schwaz. Der Spur des Geldes folgend stießen die Ermittler auf das Konto der 30-jährigen Linzerin.

Sie sei im Internet von einem Mann angeschrieben worden, der in Westafrika ein gefeierter You-tube- und Instagram-Star sei, sagte die Beschuldigte, die drei Kinder hat, Geld brauchte und von einer Karriere als Hair-Stylistin träumte. Der Afrikaner habe ihr immer wieder Geld geschickt: Das sei ein "Sponsoring" für die Linzerin. "Er wollte mich finanzieren. Ich wusste nicht, woher das Geld wirklich kommt", gab sich die Beschuldigte naiv. Als ihr Konto dann gesperrt worden sei, sei sie selbst zur Polizei gegangen, in der Hoffnung alles aufzuklären.

Ob es sie nicht verwundert habe, dass sie 15.000 Euro von der Tirolerin überwiesen bekommen hatte, fragte die Richterin nach. "Es hätte mir komisch vorkommen sollen", antwortete die Angeklagte. "Man muss immer aufpassen, wem man vertraut", erwiderte die Strafrichterin. Dass sie von Täterseite einmal 2400 Euro bekommen hatte, die sie behalten durfte, räumte die Angeklagte ein.

Haft- und Geldstrafe

Das Gericht wertete das Geständnis als mildernd, erschwerend waren zwei Vorstrafen wegen Drogendelikten und Widerstands gegen die Staatsgewalt. Das Gericht beließ es bei sieben Monaten bedingter Haft und einer Geldstrafe von 720 Euro, rechtskräftig.

Zuständig für den Fall der westafrikanischen Internetbetrüger, die sich in Nigeria aufhalten könnten, ist die Staatsanwaltschaft Innsbruck. Die unmittelbaren Täter im Ausland seien schwierig auszuforschen, teilt ein Sprecher auf OÖN-Anfrage mit. Gerade, wenn es um verschiedene Bankkonten und falsche Identitäten gehe. Ermittelt wird in Tirol gegen einen Mann, der auch sein Konto zur Verfügung gestellt haben soll. Auf diese Weise sollen insgesamt 40.000 Euro geflossen sein.

Autor
Robert Stammler
Redakteur Oberösterreich
Robert Stammler

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