Drogenhandel mit Wert von 1,45 Millionen Euro nachgewiesen
BEZIRK. 90 Kilo Marihuana, knapp fünf Kilo Kokain, vier Kilo Amphetamine: Drogenhandel ist auch im Bezirk Braunau ein Millionengeschäft. 2018 konnten Beamte den Drogenhandel mit einem Straßenverkaufswert von insgesamt 1,45 Millionen Euro nachweisen. Chefinspektor Günter Schiefegger spricht von erfolgreichen Ermittlungsarbeiten – und relativiert zugleich: "Es ist trotzdem nur die Spitze des Eisbergs", im Umlauf ist deutlich mehr. Über den Kampf gegen die Dealer und spektakuläre Fälle berichtet der Leiter des Kriminaldienstes.
Eines vorweg: Im Bezirk gibt es kein größeres Drogenproblem wie im restlichen Land auch. Damit sich die Situation nicht verschärft, kämpfen Schiefegger und sein Team intensiv gegen die Drogenkriminalität. Das ist alles andere als einfach, denn Suchtmitteldelikte sind Ermittlungsdelikte, heißt: eine Sisyphusarbeit, denn es wird sich weder jemand freiwillig melden, noch etwas zur Anzeige bringen.
Spektakuläre Kriminalfälle
Seit der Flüchtlingskrise 2015 haben es die Beamten zusätzlich mit kleineren Dealern im Stadtgebiet von Braunau zu tun. Auffällig und erschreckend ist, dass Heroin wieder im Kommen ist. Schiefegger spricht von einer Kokainwelle in Deutschland, die an der Grenze wohl nicht abflachen werde. Die Drogen stammen hauptsächlich aus Südamerika und dem Exportweltmeister Afghanistan.
Absolutes No-Go ist für den Chefinspektor das Verniedlichen von Cannabis. "Das Cannabis von heute hat nichts mehr mit jenem der 68er-Romantiker zu tun. Heutzutage handelt es sich hierbei um eine schwere und starke Droge, die speziell gezüchtet wird. Es ist definitiv eine Einstiegsdroge". 36 Personen wurden im Jahr 2018 festgenommen, 28-mal Untersuchungshaft verhängt. Österreichweit für Schlagzeilen sorgte das Braunauer Paar, das die Polizei mit knapp 18.000 Stück suchtgifthaltiger Tabletten und Psychopharmaka mit einem Straßenverkaufswert von mehreren tausend Euro festgenommen hatte. "Das war der größte Aufgriff in ganz Österreich", sagt Schiefegger.
Zwei Raubüberfälle galt es zu klären, nach dem bewaffneten Überfall auf drei Frauen in der Volkshochschule Braunau im April, klickten für zwei Täter mit Migrationshintergrund die Handschellen. Viele Einbrüche, zum Glück weniger Sexualdelikte, massiver Widerstand gegen die Staatsgewalt und die Festnahme eines serbischen Familienclans wegen Drogenhandels im großen Stil gehen ebenso aus der 2018er-Bilanz hervor. Und: einige Auto-Diebstähle. Man glaube es nicht, wie viele Leute ihr Auto nicht versperren, so Schiefegger, der an die Bevölkerung appelliert: "Einfach ein bisschen aufpassen und zusperren!" Filmreif war für die Ermittler, als ein Braunauer von einem Bekannten seinen Imbissstand abfackeln ließ, um von der Versicherung 100.000 Euro zu kassieren.
Um derartige Kriminalfälle zu lösen, braucht es Fachmänner und -frauen. Das Bezirkskommando ist mit einem Spurensicherer, Brandermittler, IT-Auswerter, Experten für Vernehmungen von Sexualopfern, umweltkundige Organe und Präventionsbeamte gut aufgestellt. Kriminaldienstgruppen gibt es in Braunau und Mattighofen – wenngleich jeder Polizist Kriminalbeamter ist.