"Der Zeit bin ich immer voraus"
Wenn Puls 4 heute "Flash Wars – KI im Krieg" (21.20 Uhr) im klassischen Fernsehen ausstrahlt, kann Friedrich Moser als Produzent dieses Dokumentarfilms dem ganz entspannt entgegensehen.
Der 54-Jährige aus Desselbrunn nahe Schwanenstadt weiß bereits, dass die Regiearbeit seines langjährigen Arbeitspartners Daniel Wunderer im Netz mehr als 1,7 Millionen Aufrufe erzielt hat, dank "arte", des Senders der Erstausstrahlung. Mehr als 1,1 Millionen Aufrufe gab es auf der deutschen TV-Thek von "arte", knapp 600.000 auf der französischen. Das dämpft die Abhängigkeit von Erfolgsquoten im linearen TV.
Verfolgt von Gesichtserkennung
Moser repräsentiert aber weniger den aktuellen Wandel in den Sehgewohnheiten und Verwertungsmöglichkeiten (Stichwort: "Internet zuerst"), eher war der Film- und TV-Profi Pionier. "Dass meine Produktionen ihr Publikum vorrangig online finden, weiß ich schon seit ,The Brussels Business‘", sagt Moser. Seine Arbeit (Co-Regie, Co-Produktion) über Lobbyismus in der Europäischen Union stammt aus 2012.
So lange liegt es auch in etwa zurück, dass sich der Oberösterreicher nicht nur in harte Themen verbeißt, sondern auch in deren Digitalisierung. Grund war die "WikiLeaks"-Veröffentlichung von US-Militärdateien durch Julian Assange. "Seitdem hat mich die digitale Komponente nicht mehr losgelassen." "Flash Wars – KI im Krieg" beleuchtet nun Drohnen im Ukrainekrieg, die von künstlicher Intelligenz gesteuert werden, ein ehemaliges US-Start-up, das autonome KI-Piloten entwickelt, und stellt kritische Fragen: Kann ein Soldat noch irgendwie sicher sein, wenn ihn Drohnen mit Gesichtserkennung verfolgen? Künstliche Intelligenz (KI) thematisierte Moser mit Wunderer als Co-Regisseur schon 2020, lange vor dem Hype um ChatGPT – im Dokumentarfilm "Die Geldroboter" über den durch Handelscomputer automatisierten Börsenhandel.
Auf die Frage, wie es ist, oft der Zeit voraus zu sein, antwort Moser: "Das bin ich immer. Die Sache ist, dass es nicht viele Produzenten gibt, die solche Themen behandeln." Persönlich werde er nicht vom Gefühl getrieben, Ängste vor komplexen neuen Welten überwinden zu müssen. "Getrieben war ich schon immer von Neugierde." Und weil er kein "Mensch für Drama" sei, wolle er Lösungen für (ungeahnte) Probleme aufzeigen, die der Fortschritt erzeugt.
Dabei sei es aber keineswegs so, dass er nach Projekten suchen müsste. "Sie kommen von selbst zu mir." Moser beschreibt Schneeballeffekte, die dank wachsender Netzwerke aus Experten und Kontakten entstehen. Die Forscher und Technologen dieses Metiers bilden "eine kleine Welt". "Kennt man sie persönlich und verfolgt man ihre Arbeit, bekommt man immer wieder interessante Einsichten. Auch Zuschauer haben mich schon direkt kontaktiert." So sei ein Projekt in Entwicklung, das sich um kritische Infrastruktur und Cyberkrieg drehe, weil ein Zuseher aus dieser Branche direkt an Moser herangetreten ist.
Im Netz sowie durch eine internationale Auslegung erreiche man letztlich weit mehr Interessierte als bei einer einzelnen TV-Ausstrahlung. So war es eher egal, wann "arte" "Flash Wars" ins TV bringen könne. Man wollte so schnell wie möglich online. Denn in Zeiten von Kriegen sind Kontext und Fakt schnell gefragt. Bei uns gibt es den Film längst auf joyn.at.

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