Der Großmeister der Mode wird 90
Giorgio Armani hat aus dem Nichts ein Imperium aufgebaut – mit Stil und Disziplin
"80 Prozent von dem, was ich tue, ist Disziplin. Der Rest ist Kreativität. Um etwas Außergewöhnliches zu schaffen, muss man sich unermüdlich auf das kleinste Detail konzentrieren", lautet Armanis Devise. Damit hat er sich im Laufe einer 70-jährigen Karriere einen festen Platz am Modefirmament an der Seite von Legenden wie Coco Chanel, Christian Dior oder Yves Saint Laurent gesichert.
Trotz seines Alters will der Italiener nichts von einem Ruhestand in seiner Villa auf der Insel Pantelleria südwestlich von Sizilien wissen. Unermüdlich arbeitet er an neuen Projekten, die längst nicht nur Mode betreffen.
Mama als Stilvorbild
Denn Armani designt auch Accessoires, Parfums, Möbel, Hotels und Restaurants. Sogar ein Basketball-Team besitzt er inzwischen. Sein Wirtschaftsimperium generiert einen Jahresumsatz von sechs Milliarden Euro und beschäftigt 8500 Personen.
Dabei stammt Armani aus bescheidenen Verhältnissen. Er wurde am 11. Juli 1934 in Piacenza bei Mailand als Sohn eines Buchhalters und einer Hausfrau geboren. Obwohl nicht reich, kleidete sich seine Mutter stets elegant. Immer wieder betonte Armani, wie wichtig sie für die Ausprägung seines Stilempfindens war. Armani begann ein Medizinstudium, erkannte während seines Militärdienstes in einem Armeespital aber, dass der Beruf des Arztes nicht seinen Erwartungen entsprach.
In dieser Sinnkrise öffnete sich für ihn eher per Zufall der Weg in die Mode. Eine Freundin vermittelte ihm einen Job in der Werbeabteilung des renommierten Mailänder Kaufhauses "La Rinascente". Von dort wechselte er 1964 in das Team des Designers Nino Cerruti und entwarf erstmals Mode – ohne dieses Metier jemals erlernt zu haben. 1975 schließlich gründete er mit seinem Partner Sergio Galeotti das eigene Label.
Armani übernahm den Anzugstil in die Damenmode. In die Herrenmode brachte er dagegen weibliche Elemente wie weich fließende Stoffe und lässigen Schnitt ein. Heute sind seine Roben von den roten Teppichen nicht mehr wegzudenken. Inzwischen kleidet er auch Staatsmänner und -frauen wie Italiens Premierministerin Giorgia Meloni ein. Neben Anzügen ist Armani für T-Shirts bekannt. Diese dürfen von Männern auch zum Blazer getragen werden. Die Farbpalette reduzierte er auf Grau, Beige und Dunkelblau.
Zuletzt stattete er das Olympiateam aus. Die Dressen in dunklem Armani-Blau kombiniert mit Grün, Weiß und Rot der italienischen Tricolore gehören zu den schönsten, schwärmen Modekritiker und Sportfans. Es wäre wohl nicht Armani, wenn’s anders wär …