Zwei Senioren an Grippe gestorben: Hygiene-Mängel in Altenheim festgestellt
PERG. Volksanwaltschaft prüfte Pflegeheim in St. Georgen an der Gusen: Missstände festgestellt.
"Dringendst und ohne weiteren Verzug" sollen im Altenheim der Gemeinde St. Georgen an der Gusen (Bezirk Perg) "Maßnahmen für ein strukturiertes und nachhaltiges Hygienemanagement" gesetzt werden. Dies verlangt die Volksanwaltschaft (VA) von der Fachaufsicht des Landes Oberösterreich, die zum Ressort von Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer (SP) gehört. Die VA führte Mitte März in dem Altenheim eine unangekündigte Überprüfung durch.
Weil einige Tage zuvor neun von 85 Bewohnern an Grippe (Influenza) erkrankt waren und daran vermutlich auch zwei Senioren, die bereits an anderen Grunderkrankungen litten, gestorben sind, nahmen die Prüfer die Vorsichtsmaßnahmen unter die Lupe. Fazit: Im Heim bestehe "aufgrund zögerlich umgesetzter Hygiene-Maßnahmen akute Ansteckungsgefahr".
"Gerade bei alten Menschen kann eine Grippe fatale Folgen haben", sagt Volksanwalt Günther Kräuter im OÖN-Gespräch. Daher seien im Sinne der Prävention "systematische Verbesserungen" bei der Hygiene erforderlich.
Was unter anderem bemängelt wurde: das Reinigungspersonal sei, was das spezielle Säubern und Desinfizieren beim Ausbruch einer Grippewelle betrifft, nicht instruiert worden, auch gebe es keine schriftlichen Regeln. Die Hygiene-Beauftragte sei in Karenz und nicht greifbar. Ob die Bewohner gegen Grippe geimpft seien, sei nicht feststellbar gewesen. Zudem seien die Mitarbeiter wegen Personalknappheit "überlastet".
Kritik gab es auch, weil ein Arzt, der normalerweise die Heimbewohner betreut, sich in zwei Fällen geweigert haben soll, zur Visite ins Haus zu kommen. Stattdessen soll der Mediziner nur "telefonische Anweisungen" erteilt haben. Das Sozialressort schickte aufgrund der Kritik einen eigenen Experten ins Heim, der ebenso strukturelle Mängel erkannte.
Verpflichtende Schulungen
So hätten an der jüngsten Hygiene-Schulung nur wenige Mitarbeiter teilgenommen. Schulungen müssten verpflichtend vorgeschrieben werden, die vakante Position des Hygiene-Beauftragten sei rasch nachzubesetzen. Zudem empfiehlt die Landesaufsicht dem Heimträger, einen Arztwechsel vorzunehmen. Der Vorwurf, das Personal habe "zögerlich" gehandelt, will Bürgermeister Erich Wahl (SP) nicht gelten lassen: "Als es den ersten Verdacht gab, sind Desinfektionsspender aufgestellt worden, der Speisesaal wurde geschlossen. Eine hustende Küchenhilfe wurde nachhause geschickt und die Angehörigen der Bewohner gebeten, ihre Besuche zu reduzieren." Alle Erkrankten seien ins Spital gebracht worden. Wahl kann die Kritik "nicht nachvollziehen". VP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer fordert "volle Aufklärung der Missstände", Wahl müsse "alle Fakten lückenlos offenlegen". (staro)
Stimmen: Unterschiedliche Reaktionen auf den Prüfbericht der Volksanwaltschaft über das Pflegeheim in St. Georgen/Gusen
"Wir haben Verbesserungsmöglichkeiten bei der Hygiene festgestellt und die Umsetzung mit sofortiger Wirkung eingefordert.“
Birgit Gerstorfer, Landesrätin (SP)
„Pro Jahr sterben 6000 Menschen an der Grippe, vor allem Hochbetagte. Das Thema Hygiene ist daher extrem heikel.“
Günther Kräuter, Volksanwalt
„Es wurden alle Maßnahmen frühzeitig ergriffen. Die Kritik ist für mich daher nicht nachvollziehbar.“
Erich Wahl, Bürgermeister von St. Georgen (SP)
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Unangekündigte Kontrollen wären in allen Altersheimen sehr sehr dringend notwendig. Auch die Praxis, dass Ärzte nur über Telefon Anweisungen geben ist höchst verbreitet und führt oft zu grossen gesundheitlichen Schäden für die Bewohner. Ausserdem sehe ich immer wieder stark hustendendes und niesendes Pflegepersonal. Mundschutz noch nie gesehen.