Zwei Herzkinder drehen sich im Dreivierteltakt
WOLFERN/WIEN. Sophia Windisch und David Haslinger kamen mit halb ausgebildeten Herzen zur Welt – jetzt debütieren sie am Opernball.
Der 20. Februar, Höhepunkt des Wiener Faschings, ist rot eingekringelt, auch sonst sind die Spalten in Sophia Windisch’ Terminkalender voller als sonst beschrieben. Mehrmals die Woche trifft sich die 21-jährige Bürokraft in der Landespolizeidirektion mit dem 20-jährigen David Haslinger aus Ottnang am Hausruck im Saal der Welser Tanzschule Santner, um auf dem Parkett den Linkswalzer zu lernen.
Die Schrittfolge müssen der junge Kavalier und die junge Dame in den Beinen haben für ihren großen Auftritt. Die zwei Oberösterreicher werden als ein Paar unter den 300 Debütanten bei der Polonaise den heurigen Opernball eröffnen – und es ist nicht selbstverständlich, dass sie sich auf diesen Augenblick freuen können.
Ein Wunderwerk der Ärzte
Sophia und David kamen als "Herzkinder" zur Welt mit einer nur halb ausgebildeten Pumpe in ihrer Brust. Der Organfehler bedeutet mit dem ersten Atemzug Lebensgefahr. Die Ärzte des Kinderherzzentrums Linz machten aber ein Wunder wahr und rekonstruierten die fehlgebildeten Herzen zu funktionierenden Organen.
Was aber bedeutete, dass die beiden Kinder viel Zeit im Krankenhaus verbringen mussten. In frühen Jahren musste sich Haslinger drei Herzoperationen unterziehen, Windisch musste bei vier großen Eingriffen unter das Skalpell. "Das meiste fiel in die Frühkindphase, daher habe ich nicht so große Erinnerungen daran", sagt die 19-Jährige aus Wolfern.
Die Kunst der Ärzte brachte es so weit, dass ihr Hausarzt mit ihrem passablen Elektrokardiogramm zufrieden sein kann. Bei dem lebensfrohen Mädchen brach sich bald ein Showtalent Bahn. Bei Veranstaltungen brauchte man ihr nur ein Mikrofon in die Hand zu geben, und der Teenager moderierte mit dem Redefluss und der Fachkompetenz eines Fernsehstars. David wiederum bewies Kaufmannstalent und arbeitet als Lehrling in Wolfsegg. Als Tanzpaar zusammengebracht haben die beiden die Eltern, die sich in einer Selbsthilfegruppe für die "Herzkinder" engagiert haben.
Dass Sophia jetzt eine Swarovski-Tiara ins Haar gesteckt bekommt und derzeit an einem zauberhaften weißen Ballkleid für sie genäht wird, hat eine Tante in Wien eingefädelt, die am Burgtheater beschäftigt ist.
"Ein Jahr Bedenkzeit"
Die Verwandte hatte auch Kontakt zur Organisatorin Maria Großbauer. Die Tante eröffnete ihr die Möglichkeit für ein "Herzkinder"-Paar und die Ballchefin griff die Anregung begeistert auf. "Allerdings brauchte ich noch ein Jahr Bedenkzeit", gesteht Sophia Windisch, "jetzt aber hat die Vorfreude auf den Ball die Vorherrschaft über die Nervosität gewonnen."
Eine Woche vor dem Ball wird die Wolfernerin mit ihrem Tanzpartner aus Wolfsegg in Wien Quartier beziehen, weil dann die Proben für die Choreografie in der Staatsoper beginnen. "Die Voraussetzungen dafür, die Tänze zu beherrschen, haben wir in Wels in der Tanzschule bekommen", sagt sich Sophia. Die nötige körperliche Fitness bringen beide für die anspruchsvolle Polonaise mit, Windisch ist begeisterte Skifahrerin.
Für den großen Tag hat sich Sophias Vater schon einen Frack ausgeborgt und ihre Mutter schon ein Ballkleid ausgewählt. Die Eltern werden auch nach Wien fahren, den Opernball besuchen.
Spätestens beim Kommando "Alles Walzer!" werden dann wohl Steine von den geheilten Herzen fallen.
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