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Zwei Ärzte aus Linz und Steyr starben bei Flugzeugdrama

11.März 2019

Die Nachricht erreichte die Mitarbeiter des Ordensklinikums in Linz sowie im Landeskrankenhaus Steyr gestern am frühen Nachmittag: Unter den 157 Opfer eines Flugzeugabsturzes in Äthiopien sind auch Ärzte aus ihren Krankenhäusern.

Es handelt sich dabei um Christoph S. und Armin S. sowie Wolfgang E. aus Wien. Sie waren auf dem Weg nach Sansibar. Laut Außenamtssprecher Peter Guschelbauer wollten die Ärzte in dem afrikanischen Land "medizinisch tätig sein". Es dürfte sich um ein Hilfsprojekt gehandelt haben. Möglicherweise wollten sie für ein Spital arbeiten, das von einer gebürtigen Österreicherin betrieben wird. Alle drei sind Anfang 30 und in ihren Krankenhäusern auf dem Gebiet der Inneren Medizin tätig. Ihre Angehörigen wurden gestern offiziell vom Unglück verständigt und von Spezialisten des Innenministeriums psychologisch betreut.

Zwei Ärzte aus Linz und Steyr starben bei Flugzeugdrama

Laut Guschelbauer waren die drei Ärzte gestern auf der Hinreise. Sie wollten von Addis Abeba nach Nairobi fliegen und dann nach Sansibar weiterreisen. Doch dort kamen sie nie an. Kurz nach dem Start um 8.30 (Ortszeit) in Addis Abeba hatte der als erfahren geltende Pilot Probleme gemeldet und um Erlaubnis zur Rückkehr gebeten. Dafür bekam er grünes Licht. Dann riss der Kontakt zu der Maschine ab.

Zahlreiche Europäer an Bord

Der Start der Boeing 737-800MAX war bei gutem Wetter erfolgt. Sechs Minuten später brach der Kontakt zur Maschine der Ethiopian Airlines ab. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Maschine nahe der Stadt Bishoftu. Den Absturz sollte niemand überleben: Alle 149 Passagiere und die acht Besatzungsmitglieder starben.

> Video: Landeshauptmann Stelzer zum Flugzeugabsturz

Den Rettungskräften bot sich ein Bild des Schreckens: An der Unglücksstelle entstand ein riesiger Krater. Flugzeugteile und persönliche Gegenstände der Passagiere lagen weit in alle Himmelsrichtungen verstreut.

An Bord befanden sich neben den drei Österreichern zahlreiche weitere Europäer. Laut ersten Meldungen sollen insgesamt fünf Deutsche, acht Italiener, je sieben Franzosen und Briten, fünf Niederländer und vier Slowaken die Reise angetreten haben. Insgesamt buchten Passagiere aus mindestens 32 verschiedenen Nationen den Flug. Hintergrund könnte eine große Jahresversammlung des UN-Umweltprogramms sein, die heute in Nairobi startet.

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Unklar ist nach wie vor, warum die Boeing 737-800MAX abstürzte. Tewolde GebreMariam, Geschäftsführer der Ethiopian Airlines, kündigte gestern intensive Ermittlungen nach der Absturzursache an.

In Österreich ruft das Unglück zahlreiche Reaktionen hervor. "Mein aufrichtiges Beileid und mein tiefes Mitgefühl für diesen schweren Verlust gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer", sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP). "Das Wichtigste ist jetzt, die Familien und Hinterbliebenen in diesen schweren Stunden zu unterstützen." Landeshauptmann-Stv. Manfred Haimbuchner (FP) zeigte sich tief betroffen: "Die Anteilnahme in diesen schweren Stunden gilt den Angehörigen, Freunden und Kollegen." Landesrätin Birgit Gerstorfer (SP) sprach ebenfalls ihr Mitgefühl aus.

Van der Bellen kondolierte

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen meldete sich gestern via Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort. "Die Nachricht vom Flugzeugabsturz in Äthiopien ist bestürzend. Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme ist bei den Angehörigen der Opfer", kondolierte das österreichische Staatsoberhaupt. (viel, wal, hes)

 

Dieser Absturz bringt US-Flugzeugbauer Boeing in Erklärungsnot

 

Chinesische Fluggesellschaften dürften die Maschinen gleichen Typs vorerst nicht mehr einsetzen. Das ordnete die chinesische Luftfahrtbehörde am Montag an. Sie verwies darauf, dass erst im Oktober eine baugleiche Maschine in Indonesien abgestürzt war, und zwar so wie jene der Ethiopian Airlines während des Starts.
Das Flugverbot gilt für alle einheimischen Luftlinien ab 18.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MEZ). 

Das Unglück in Äthiopien weist Parallelen zu einem Absturz in Indonesien auf – beide Male war der neue Flugzeugtyp 737 MAX 8 betroffen:

Am 29. Oktober 2018 ist ein Flugzeug der "Lion-Air" kurz nach dem Start in der indonesischen Hauptstadt Jakarta ins Meer gestürzt – 189 Menschen starben damals. Gestern ist ein Passagier-Flugzeug wenige Minuten nach dem Start in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba plötzlich abgestürzt.

Dieser Absturz bringt US-Flugzeugbauer Boeing in Erklärungsnot
Boeing 737 der "Ethiopian" (Reuters)

 

Fluggerät war in beiden Fällen eine Boeing 737 MAX 8. In beiden Unglücksfällen waren die Maschinen erst wenige Monate in Betrieb. Und der Flugzeugtyp ist zudem relativ neu, die ersten Serienmaschinen wurden erst im Jahr 2017 ausgeliefert. Den US-Flugzeughersteller Boeing bringen diese Unglücksfälle in Erklärungsnot.

Das Flugportal "Flightradar" berichtete gestern, dass es vor dem Absturz der 737 MAX 8 in Äthiopien "ungleichmäßige Geschwindigkeits- und Höhendaten" gegeben habe. Beim Unglück mit dem Lion-Air-Jet waren kurz nach dem Start ähnliche Probleme aufgetreten. Danach hatte ein vorläufiger Untersuchungsbericht der indonesischen Behörden ergeben, dass das Flugzeug wegen gravierender technischer Mängel nicht hätte starten dürfen.

Die Maschine hatte demnach Probleme mit den Geschwindigkeitsmessern und den AOA-Sensoren, die Daten zum Auftrieb eines Flugzeugs liefern. Auf eine Absturzursache legten sich die indonesischen Ermittler aber nicht fest. Der endgültige Untersuchungsbericht steht noch aus.

Meistverkauftes Flugzeug

Luftfahrtexperten kritisierten zudem, dass Boeing Fluggesellschaften und Piloten nicht ausreichend über ein neues System gegen Strömungsabrisse informiert habe. Kritisiert wurde zudem das Pilotentraining. Boeing hatte nach dem Unglück die Kritik an seinem Flugzeug zurückgewiesen.

Die Boeing 737 ist das meistverkaufte Verkehrsflugzeug weltweit, die 737 MAX ist das neueste Modell. Nach dem Erstflug im Jänner 2016 hatte der US-Flugzeugbauer vor zwei Jahren die ersten Maschinen der Version MAX 8 mit besonders spritsparenden Motoren ausgeliefert. Bis Ende Jänner wurden 5011 Maschinen bestellt, 350 davon sind bereits ausgeliefert.

Größte Fluglinie Afrikas

Die 1945 gegründete Fluglinie "Ethiopian Airlines" gilt als relativ sichere Fluglinie und ist mit 108 Flugzeugen und elf Millionen Passagieren die größte Airline Afrikas. Der letzte Absturz mit Todesopfern einer Ethiopian-Airlines-Maschine war im Jänner 2010. Kurz nach dem Start vom Flughafen Beirut verunglückte damals eine 737-8 – also quasi das Vorgängermodell des nun verunglückten Typs.

 
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25. April 2024