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Wo Deutsch zum Sprungbrett in die Freiheit wird

26.August 2020

Er habe noch nie eine Schule besucht, sagt einer der neun Häftlinge, die im großen Saal der Linzer Justizanstalt (JA) vor der kleinen grünen Tafel sitzen. Aber er wisse, dass es in Österreich danach eine "Prüfung" gebe. "Genau, die Matura", erklärt seine Lehrerin freundlich und lächelt.

Das Schulsystem ist Thema, als Justizministerin Alma Zadic und Landesrat Stefan Kaineder (beide Grüne) gestern den integrativen Deutschkurs in der Linzer Justizanstalt besuchen. Zuvor hatten sich die Schulanfänger über ihre Essgewohnheiten ausgetauscht. "Je besser wir die Zeit nach der Haft vorbereiten, desto besser werden die Insassen sichere Wege aus der Kriminalität finden", sagte Zadic.

Die deutsche Sprache, aber auch das Erlernen von Werten für ein regelkonformes Leben in Österreich sollen dafür das Sprungbrett sein. Seit zwei Jahren finanziert das oberösterreichische Integrationsressort die vom Verein "Arcobaleno" speziell konzipierten Sprachförderkurse. "Wir wollen vor allem jene erreichen, die bisher kaum die Chance hatten, die deutsche Sprache zu erlernen", sagt Kaineder, dessen Antwort auf die Frage nach seinem Lieblingsessen bei den Schülern kollektives Lachen hervorruft: "Alles, außer Brokkoli."

Es ist genau dieser Spaß, der bei den Kursen nicht zu kurz kommen darf. Denn nach Entlassung aus der Haft sollen die Absolventen des Kurses aus eigenen Stücken an weiteren regulären Deutschkursen teilnehmen, um schlussendlich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet zu werden. Das Angebot werde sehr gut angenommen, sagt Kaineder. Lernwillig sind auch die neun Schüler des Kurses. Weil sie die blauen Türen ihrer Zellen bald mit einer Zukunftsperspektive für immer hinter sich schließen wollen. (geg)

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