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"Wir schaffen das nur gemeinsam"

Von Michael Schäfl, Jasmin Baumgartinger   17.November 2021

"Können Sie mir in einer für einen Nicht-Mediziner verständlichen Form das Ganze erklären", schreibt ein Leser den OÖNachrichten. Er ist einer von vielen, die in Briefen oder E-Mails tagtäglich um Hilfe bitten. Covid-19 verunsichert, spaltet und belastet. Gemeinsam mit einem Expertenteam besprechen die OÖN daher Fragen und Ängste der Leserinnen und Leser.

Christopher Lambers, Vorstand für Pneumologie am Ordensklinikum

Christopher Lambers ist Vorstand der Abteilung für Pneumologie am Ordensklinikum in Linz. "Trotz aller Widrigkeiten müssen wir wieder zu einem ,Wir‘ finden. Die Pandemie schaffen wir nur gemeinsam", sagt er. Lambers stellt sich den Fragen rund um fehlende Antikörper, Gerüchte von der Intensivstation und ob Menschen mit wenig Antikörpern überhaupt vor einer Infektion geschützt sind.

Wann gibt es eine Richtlinie, die besagt, wie viele Antikörper ausreichend Schutz bieten? Wann kann man bei Corona-Impfungen einen Titer bestimmen?

Christopher Lambers: Die Antikörper-Titer-Bestimmung wurde aus der 3G-Verordnung herausgenommen, wir können keine klaren Angaben machen, welcher Titer jetzt relevant ist und ab welchem Antikörper-Level man auch wirklich geschützt ist. Das ist bei anderen Erkrankungen anders. Die Wissenschaft kann auch noch nicht sagen, wie sich der Titer von heute zu jenem von nächster Woche verhält, ist er niedriger oder gleich? Solange man all diese Sachverhalte nicht weiß, sind Antikörper-Titer nicht das geeignete Mittel zum Nachweis eines effektiven Impfschutzes. Ich hoffe, dass es bald solide Titer-Grenzwerte bei der Corona-Impfung geben wird.

Ich bin zweimal Pfizer-geimpft, leider hat es mich jetzt erwischt und ich bin positiv. Wann ist für mich nach der Genesung der günstigste Zeitpunkt für die dritte Impfung?

Das kommt darauf an, wann die Infektion war. Wenn sie jetzt war, würde ich im Moment noch abwarten, was die Nationalen Impfgremien im kommenden halben Jahr empfehlen. Ich empfehle allerdings eine Booster-Impfung, auch nach einer durchgemachten Infektion. In vier bis sechs Monaten würde ich mich von heutigem Wissensstand aus genau informieren, ob ich eine Auffrischungsimpfung brauche oder ob ein Nachweis ausreichen könnte. Wir haben in den zwei Jahren Pandemie ja sehr viel gelernt. Was wir vor einem Jahr angenommen haben, entwickelte sich mit dem Auftreten der Delta-Variante dann völlig anders.

Ich hatte sehr leichte Nebenwirkungen nach der Covid-Impfung. Ich habe gehört, dass es im Spital Patienten mit Gesichtslähmung nach der Impfung geben soll.

In ganz seltenen Fällen kann so etwas vorkommen. Meines Wissens bilden sich diese Nebenwirkungen vollständig zurück. Man sollte immer hinterfragen, wo und wann ich eine Information und von wem ich sie gehört habe. Grundsätzlich ist es so, dass Nebenwirkungen zentral gemeldet werden müssen, schwere Nebenwirkungen müssen auch im Gesundheitsministerium und bei der AGES gemeldet werden. Bei einer Häufung wird dann in der Öffentlichkeit gewarnt, aber mir sind Fälle von Gesichtslähmungen bei Geimpften nicht bekannt. Wir haben im Gesundheitswesen klare Kommunikationswege, verschwiegen wird da bestimmt nichts.

Ich wurde dreimal geimpft, habe jetzt in meinem Körper aber das Covid-Virus. Was geschieht in mir jetzt mit dem Virus, und warum könnte ich andere anstecken?

Der Patient hat alles richtig gemacht: zweimal geimpft, einmal geboostert. Wir wissen, dass die Impfung nicht zu 100 Prozent schützt, das ist wie bei anderen Impfungen, da gibt es auch Durchbrüche. Wir haben aktuell die doppelte Zahl an Infektionen im Vergleich zum Vorjahr, aber nur die Hälfte der Erkrankten im Krankenhaus. Da sehen wir den Effekt der Impfung sehr genau.
Trotz Impfung vermehren sich die Viren im Körper, man kann sie weitergeben. Aber sie vermehren sich weit weniger schnell. Die Impfung wirkt, obwohl das Virus sich verändert. Sie schützt vor einem schweren Verlauf.

Es kommt ja auch vor, dass sich Menschen impfen lassen und sich dann einige Wochen später auf Antikörper testen lassen. Diese Antikörper sind dann aber auf einmal nicht mehr nachzuweisen. Sind diese Personen dann trotzdem vollständig geschützt?

Bei lungentransplantierten Menschen habe ich während meiner beruflichen Laufbahn die Erfahrung gemacht, dass manche Patienten nach zwei Impfungen keinen ausreichenden Impf-Titer hatten. Nach der dritten Impfung sahen wir dann einen deutlichen Effekt. Die Patienten weisen einen Impfschutz auf, wir empfehlen ihnen aber trotzdem sehr, sehr große Vorsicht beim Kontakt mit anderen. Sie sind immunsupprimiert, das bedeutet, ihr Immunsystem wurde künstlich geschwächt. Sonst kann das implantierte Organ vom eigenen Immunsystem abgestoßen werden. Wir wissen aber eben nicht, ob jene mit niedrigem Antikörper-Titer auch nur wenig geschützt sind. Das ist noch Gegenstand der aktuell betriebenen Forschungen. Da müssen wir noch mehr verstehen.

Leserfrage zu Corona an Primar Dr. Christopher Lambers

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28. März 2024