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"Wichtig ist, dass wir endlich heiraten dürfen"

Von Marina Mayrböck   23.April 2019

Der eine wünscht sich Fisch, der andere möchte auf gar keinen Fall Paniertes, der Wirt rät zu Spargel, hat ja Saison. Über die Auswahl des Hochzeitsmenüs macht das Brautpaar keine Doktorarbeit. Typisch Mann, könnte man denken. Mit Klischees kommt man bei René und Manfred allerdings nicht weit. Sie zu illustrieren, ist herrlich komplex. René, 59, heiratet Ende April Manfred, seit wenigen Tagen 33. Sie sind das erste gleichgeschlechtliche Paar, das sich in Gmunden traut, landesweit gaben sich bereits einige wenige das Ja-Wort.

"Der und kein anderer"

Seit 1. Jänner können homosexuelle Paare in Österreich standesamtlich heiraten. Darauf haben die zwei schon lange gewartet. Manfred und René tragen denselben Nachnamen, seit sechs Jahren sind sie eingetragene Lebenspartner. Exakt sechs Jahre später, am selben Tag, wird nun "echt" geheiratet, "praktisch, da brauchst dir nur ein Datum merken", scherzt René. Den Termin im beliebten Standesamt im Seeschloss Ort in Gmunden haben sich die beiden frühzeitig im vergangenen Sommer reserviert.

Die Stadt am Traunsee ist Renés Heimat, er lebte und arbeitete dort bis zum Coming-Out. Viele Freunde hat er seither nicht mehr. René war mehr als 20 Jahre mit einer Frau verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und war als Versicherungsvertreter bekannt. Er führte ein "fremdes" Leben, denn dass er homosexuell ist, wusste er schon mit 14 Jahren. Aber "Hochzeit, Kinder, das war damals halt so", sagt René.

Erst nach der Scheidung bekannte er sich öffentlich zu seiner Homosexualität und lernte drei Jahre später, im Juli 2012, Manfred kennen. Für René war schnell klar: "Der und kein anderer." Manfred machte aus seiner sexuellen Orientierung kein Versteckspiel, für ihn und seine Familie war sie nie etwas Ungewöhnliches. "Meine Mama hat irgendwie schon immer gewusst, dass ich etwas anders bin, Papa hat damit zum Glück auch kein Problem", sagt der IT-Techniker, der im Stadtamt Braunau arbeitet.

René und Manfred Baumgartner besprechen mit Wirt Wolfgang Penias das Hochzeitsmenü

27 Jahre Altersunterschied

Dass die beiden 27 Jahre trennen? Völlig egal. "Wir haben von Anfang an gesagt, wir verstecken uns nicht", sagt René. Diverse Fettnäpfchen, wie neulich im Reisebüro, als die beiden als Vater und Sohn bezeichnet wurden, kostet sie einen Lacher. "Damit muss man umgehen können", sagt René.

Die Hochzeitsanzüge sind gekauft, einer dunkelblau, einer weiß. "Schwarz und weiß wollten wir nicht, das wäre wieder so typisch von wegen der eine ist der Mann und der andere die Frau. Das gibt’s bei uns nicht", sagt Manfred. 30 Gäste haben sie eingeladen. Geheiratet wird in Gmunden, gefeiert daheim in Uttendorf (Bez. Braunau).

Tischdeko? "Machst auch du, oder?", fragt René Wirt Wolfgang Penias vom Helpfauer-Hof in Helpfau-Uttendorf. Das Unkomplizierte scheint der rote Hochzeitsfaden von René und Manfred zu sein. Blumenschmuck im Schloss? Fehlanzeige. Musik? "Wir wollen es nicht so bunt. Es wird keine Trullala-Hochzeit. Wichtig ist, dass wir heiraten dürfen und wir endlich gleichgestellt sind", sagt Manfred.

Das Hochzeitsmenü steht, wieder können die beiden einen Punkt auf der Checkliste abhaken. Darauf ein Seidel Bier.

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