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Sturm fegte über das Land: 2000 Helfer im Einsatz

04.Februar 2020

Gegen 6 Uhr früh zog der Sturm zunächst über die Bezirke Braunau und Schärding, eine Stunde später versetzten die heftigen Windböen beinahe auch alle anderen Landesteile, vornehmlich den Zentralraum, das Mühlviertel sowie die Bezirke Vöcklabruck und Gmunden in Alarmbereitschaft: "Seither sind mehr als 2000 Mann von 138 Feuerwehren ausgerückt. Bis zehn Uhr Früh gab es landesweit insgesamt 476 Einsätze", sagte Anton Kitzmüller vom Landesfeuerwehrkommando nachrichten.at. 

Anschließend waren auch das ganze Innviertel und die Bezirke Braunau, Ried, Linz-Land, Wels-Land, Rohrbach sowie Urfahr-Umgebung von dem starken Wind betroffen. Auch im Bezirk Gmunden kam es zu einzelnen Einsätzen - aber: "Der Süden des Landes blieb bisher annähernd verschont", teilte das Landesfeuerwehrkommando am Vormittag in einer Aussendung mit. 

Zahlreiche Stromausfälle

Massive Stromausfälle durch Sturmtief

Mit Sturmböen von bis zu 100 km/h ist Tief ?Petra? an diesem Dienstag durch Oberösterreich gefegt. Windspitzen von bis zu 140 km/h waren es sogar am Feuerkogel. Die Feuerwehren waren vor allem wegen umgestürzter Bäume im Dauereinsatz. Schwere Schäden sind dabei hauptsächlich an Stromleitungen entstanden.

Vor allem im Innviertel hat der Sturm gegen 6.30 Uhr zu großflächigen Stromausfällen geführt, besonders im nördlichen Bezirk Schärding und im Bereich des Hausruckwaldes. Das Netz Oberösterreich verzeichnete zunächst rund 11.000 Kunden Ausfälle oder Unterbrechungen, zwei Stunden später hatten "nur" noch 4000 Kunden keinen Strom. "Der Grund dafür waren in erster Linie umgestürzte oder geknickte Bäume, die auf Stromleitungen gefallen sind", sagte Wolfgang Denk, Pressesprecher von Netz OÖ. Die Behebung der Schäden stelle sich in vielen Fällen problematisch dar, da nach wie vor starker Wind wehe und die betroffenen Waldstücke aus Sicherheitsgründen vorerst noch nicht betreten werden dürften. "Wir bemühen uns, dass bis zum Abend vermutlich alle Stromausfälle behoben sein werden." Auch bei der Linz AG waren kurzzeitig 4000 Haushalte ohne Strom.

Hochwassersperre in Schärding

Wegen des hohen Pegels am Inn mussten in Schärding die Durchgänge zur Promenade und der Zugang beim Wassertor gesperrt werden. 

Die alte Innbrücke Richtung Neuhaus

"Das Schlimmste ist jetzt fast vorbei", sagte Peter Niedermoser von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) um 8.15 Uhr auf Anfrage. Die größten Windspitzen (110 km/h) seien zu dieser Zeit im Flachland in Vöcklabruck und Wolfsegg gemessen worden, gefolgt von Enns und Kremsmünster mit jeweils 95 km/h. Auch am Feuerkogel war es ziemlich unwirtlich, hier braust der Wind weiterhin mit 140,4 km/h. Momentan würden die stärksten Böen in Linz, Enns sowie im unteren Mühlviertel gemessen.

Ab zehn Uhr soll sich die Situation laut ZAMG entspannen. Bis zum Nachmittag klingt der starke Sturm im ganzen Land ab, es bleibt aber dennoch windig und es wird deutlich kälter als zuletzt. Auf den Bergen ist ein Temperatursturz von zehn Grad zu erwarten, es fällt dann bis zu einem Meter Neuschnee. Winterlich wird es auch in einigen Teilen des Flachlandes: Niedermoser kündigte vor allem für das Salzkammergut und die Region Eisenwurzen eine zehn- bis 30 Zentimeter dicke Schneeschicht an. 

Die Landeswarnzentrale hat auf die Prognosen rechtzeitig reagiert, seit dem frühen Morgen stand mit derzeit fünf Kräften nahezu die doppelte Mannschaft als an "normalen" Tagen im Einsatz. "Das war wichtig, damit wir rasch alle Alarmierungen abarbeiten können", sagte Kitzmüller. Die Einsätze würden sich derzeit auf Einsätze auf Verkehrswegen, dem Freimachen von durch umgestürzte Bäume verlegte Straßen, beschränken. "Da sich der Wind bisher nicht so stark wie angekündigt entwickelt hat, gab es vorerst keine größeren Vorkommnisse wie etwa abgedeckte Häuser oder ähnliches", sagte Kitzmüller. Teilweise seien Gegenstände auf Straßen "verweht" worden. "Verletzte gibt es nach derzeitigem Informationsstand nicht", hieß es gegen zehn Uhr.

Autos in Wassermassen versunken

Nach den anhaltenden Regenfällen mussten Oberösterreichs Feuerwehren gestern im ganzen Land zu mehr als 40 Einsätzen wegen Überflutungen und Wasser- oder Sturmschäden ausrücken. Bäche traten über die Ufer, Flüsse schwollen an.

Die Feuerwehr Kematen am Innbach (Bezirk Grieskirchen) musste am Montagnachmittag gleich zwei Mal ausrücken, um versunkene Fahrzeuge zu bergen. Der Innbach war über die Ufer getreten, sodass die Fahrzeuge bis zur Hälfte untergegangen sind. Der Audi- und der Buslenker sind trotz Absperrgitter, Fahrverbots- und das Umleitungsschild sowie einer Warntafel "Hochwasser" bei der Holzinger Straße weitergefahren. Die Einsatzkräfte konnten die Fahrzeuge und die Insassen aus der Gefahrenzone retten und appellierten auf ihrer Facebook-Seite, die Straßensperren zu beachten: "Diese sind nicht umsonst."

Trotz Sperre: Autos versanken in Wassermassen

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Bild 1/6 Bildergalerie: Trotz Sperre: Autos versanken in Wassermassen

Windgeschwindigkeiten mit mehr als 150 km/h 

Mit Böen von mehr als 150 km/h ist das "Sturmtief Petra" in den vergangenen 24 Stunden über den Semmering (1.500 Meter Seehöhe) in Niederösterreich gefegt. Das berichtete die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Dienstag. Auf dem zweiten Platz bei den Windspitzen landete der Buchberg mit 145,4 km/h (NÖ, 460 Meter).

Mit 140,4 km/h brauste der Wind auf dem Feuerkogel in Oberösterreich auf einer Seehöhe von 1.618 Metern. In Tirol wurden Windgeschwindigkeiten von fast 129 km/h auf dem Galzig (2.079 Meter) registriert. In der Wiener Innenstadt wehte der Wind mit immerhin noch knapp über 110 km/h.

Der ARBÖ warnte angesichts der derzeitigen Wetterverhältnisse die Autolenker speziell vor dem Seitenwind beim Fahren bei Sturmböen - dieser könne vor allem für Lenker größerer bzw. höherer Fahrzeuge sehr gefährlich werden, hieß es. Besondere Vorsicht gelte bei Überholmanövern, auf Brücken, bei Tunnelausfahrten und Waldschneisen. Wetterwarnungen der ZAMG aufgrund des Windes gelten am Dienstag noch für sämtliche Bundesländer.

Lage in Steyr entspannt sich

Lokale Überflutungen hat es auch im Innviertel gegeben. In Steyr musste Hochwasseralarm ausgelöst und der Ennskai geräumt werden. Heute entspannt sich laut Reinhard Enzenebner vom Hydrografischen Dienst zumindest die Hochwassergefahr.

Hochwasseralarm in Steyr

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Sturmtief "Petra" war zuvor mit Spitzen von über 170 Kilometer pro Stunde über die Schweiz gefegt. Der Bahnverkehr in den Großräumen Zentralschweiz und der Ostschweiz war nur eingeschränkt möglich. In Aschau bei Kirchberg (Bezirk Kitzbühel) wurde Dienstagfrüh ein Teil des Hausdaches eines Bergbauernhofes abgedeckt. Dadurch wurde auch ein parkendes Auto beschädigt, es gab keine Verletzten. Deutlich zu spüren bekommen hat man "Petra" auch in Niederösterreich und in Wien. 150 km/h wurden kurzzeitig auf dem Semmering auf 1500 Meter Seehöhe registriert.

Sturmtief „Petra“ beschäftigte die Einsatzkräfte

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Sowohl der Tiergarten Schönbrunn als auch der Schlosspark wurden in den Morgenstunden gesperrt. Zudem riegelten die Bundesgärten auch den Lainzer Tiergarten, den Augarten, den Burggarten, den Volksgarten und das Grünareal im Schloss Belvedere ab. Die Sperre bleibe aufrecht, bis die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Entwarnung gebe, hieß es von den Bundesgärten.

Gegen Abend wird es winterlich

Polare Kaltluft, ausgelöst durch das Tief "Petra" löste bereits heute früh einen Temperatursturz aus, bis zum Abend fällt oberhalb von 400 Meter Seehöhe Schnee. Ein Temperatursturz von zehn Grad ist dann möglich. 

Die Meteorologen haben deshalb gleich zwei Wetterwarnungen für Oberösterreich ausgesprochen: Im ganzen Land gilt heute eine Sturmwarnung, für die südlichen Bezirke Gmunden, Kirchdorf und Steyr-Land eine Schneewarnung, zugleich steigt die Lawinengefahr. "Der Winter kehrt zurück. In den Bergen fällt bis zu einem halben Meter Neuschnee, am meisten im Salzkammergut. Außer im Zentralraum wird es verbreitet weiß, zumindest angezuckert", sagt ZAMG-Meteorologin Claudia Riedl. Bis zum Abend sinkt die Schneefallgrenze in vielen Tälern auf 400 Meter Seehöhe. Windspitzen von bis zu 100 km/h werden in den Niederungen erwartet. "In den Bergen können es auch 130 km/h werden, am Feuerkogel sicher noch mehr", sagt Riedl. Die Temperaturen erreichen heute drei bis zehn Grad, am Nachmittag kühlt es weiter ab.

Auch morgen wird es stürmisch, nördlich des Alpenhauptkamms stauen sich dichte Wolken. Im Bergland kommen weitere 20 Zentimeter Neuschnee dazu. Die Schneefallgrenze bleibt bei 400 Meter. "Auch in Linz können ein paar Schneeflocken vom Himmel fallen, aber es wird grün bleiben. Außerhalb des Zentralraums wird sich eine dünne Schneedecke von fünf bis zehn Zentimetern bilden", sagt ZAMG-Meteorologin Riedl.

Erst am Donnerstag beruhigt sich das Wetter. Es bleibt trocken, der Wind flaut ab, und zeitweise zeigt sich sogar die Sonne.

 
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26. April 2024