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"Wer stark auf die Impfung reagiert, baut nicht automatisch einen besseren Schutz auf"

Von Michael Schäfl   07.Dezember 2021

Es ist ein Irrglaube, der sich seit den ersten Impfungen gegen das Coronavirus hartnäckig hält: Wer stark auf die Impfung reagiere, dessen Körper sei besonders fit und baue auch viele Antikörper auf. An dieser Mär sei allerdings nicht allzu viel dran, klärt Elisabeth Bräutigam OÖNachrichten-Leserin Gudrun Stallinger auf. "Es ist keine Korrelation zwischen Impfreaktion und Aufbau eines Impfschutzes bekannt", sagt die Ärztliche Leiterin im Ordensklinikum Linz. "Im Gegenschluss bauen aber auch die, die nicht auf die Impfung reagieren, einen Antikörper-Schutz auf."

Gudrun Stallinger ist eine von vielen Leserinnen und Lesern, die sich mit ihren Fragen und Anliegen täglich an die OÖNachrichten wenden. Die Unsicherheit ist groß, häufig prägen Ängste und aus dem Zusammenhang gerissene wissenschaftliche Fakten die öffentliche Diskussion.

"Wer stark auf die Impfung reagiert, baut nicht automatisch einen besseren Schutz auf"
Elisabeth Bräutigam, Ärztliche Leiterin im Ordensklinikum Linz

Gemeinsam mit einem Expertenteam besprechen die OÖNachrichten daher die Zuschriften der Leserschaft. Dieses Mal beantwortet Elisabeth Bräutigam die Zusendungen. Denn Covid-19 verunsichert, spaltet und belastet. Und das schon seit fast zwei Jahren. Der dichte Dschungel an Informationen ist weitläufig und scheint beinahe undurchdringlich. Da kann manches zur gefährlichen Stolperfalle werden.

Nach meiner dritten Impfung hatte ich zwei Tage Grippe-Symptome und geschwollene Lymphknoten. Ist es ein gutes Zeichen, wenn man stark reagiert? (Gudrun Stallinger, Walding)

Elisabeth Bräutigam: Das kann man leider nicht so einfach beantworten. Es ist keine Korrelation zwischen Impfreaktion und Aufbau eines Impfschutzes bekannt. Es heißt also nicht, dass, wenn ich besonders intensiv auf eine Impfung reagiere, der Impfschutz auch schneller oder sogar höher aufgebaut wird. Im Gegenschluss bauen aber auch die, die nicht auf die Impfung reagieren und keine Impfreaktionen haben, einen Antikörper-Schutz auf. Vielleicht sogar mehr als solche Menschen, die nach dem Stich massiv reagiert haben.

Nach der Freigabe der Impfung für alle ab 16 Jahren holte sich meine Tochter beide Impfungen. Wann soll nun die Booster-Impfung gemacht werden? (Astrid Granditsch, Linz)

Elisabeth Bräutigam: Da gibt es noch keine Empfehlung dafür. Die einzige Ausnahme sind aber Kinder, die selbst Risikopatienten sind, oder mit einem Risikopatienten im selben Haushalt leben. Ich glaube, es ist erst einmal wichtig, dass Kinder, die geimpft werden können, und Jugendliche eine Erstimmunisierung haben. Es werden auch schon die Kleineren geimpft. Einmal die erste und die zweite Impfung schaffen. Die Daten zur dritten Impfung bei diesen Gruppen sind erst in der Auswertung, die werden wir erst in den kommenden Wochen haben.

In meinem Umfeld habe ich mit Personen zu tun, welche mit Sputnik geimpft wurden. Was können diese nun tun, um den Grünen Pass zu erhalten? (Brigitte Schicho, E-Mail)

Elisabeth Bräutigam: Im Prinzip ist das ein nicht in der EU zugelassener Impfstoff, daher spiegelt er sich im Grünen Pass auch nicht wider. Das heißt, um einen Grünen Pass zu bekommen, muss nach einer Sputnik-Impfung das Impfschema aufs Neue begonnen werden, aber mit einem in der EU zugelassenen Impfstoff. Eine Möglichkeit wäre es, neutralisierende Antikörper zu bestimmen und nur eine Impfung machen zu lassen. Da bekommt man dann zwar keinen Grünen Pass, aber ein analoges Dokument, das ein geringes epidemiologisches Risiko ausweist.

Ich bin 69 Jahre alt, habe Vorerkrankungen wie eine chronische Darm- und Bauchspeicheldrüsen-Entzündung. Soll ich mich impfen lassen? (Monika Vontsina, E-Mail)

Elisabeth Bräutigam: Also grundsätzlich ist die Impfung jedem zu empfehlen, außer er leidet an einer Allergie gegen die Trägersubstanz in der Impfung. Je mehr schwere Erkrankungen bei einem Patienten zusammenkommen, desto höher ist auch das Risiko für einen schweren Covid-Krankheitsverlauf. Ich persönlich verstehe völlig, dass man bei mehreren chronischen Erkrankungen große Angst vor einer möglichen Impfreaktion hat. Wenn man Sorgen hat, ist es wichtig, das immer mit dem behandelnden Arzt individuell genau abzusprechen.

Eine Nebenwirkung der Impfung kann ja eine Herzmuskelentzündung sein. Ich mache oft Sport und habe Sorge, dass die Impfung meinem Herzen schadet. Soll ich vorher einen Kardiologen aufsuchen? (Anonym, E-Mail)

Elisabeth Bräutigam: In der Datenauswertung hat man ein gering erhöhtes Risiko für junge, männliche Erwachsene gesehen. Da ist das Risiko für eine Herzmuskelentzündung bei 1:12.188. Das ist ein sehr geringes Risiko, im Vergleich zu den Mädchen allerdings ein erhöhtes. Ich weiß nicht, wie alt der Patient ist – wenn er sportlich ist, ist jetzt keine weitere Abklärung beim Kardiologen vor der Impfung notwendig. Das betrifft wirklich die jungen Burschen, die hier ein leicht erhöhtes Risiko im Vergleich zu anderen Gruppen haben. Gerade junge Männer sollen aber eine Woche nach der zweiten Impfung keinen Sport machen.

Ich wurde AstraZeneca und dann Pfizer geimpft. Habe einige Tage danach eine Gürtelrose mit Betroffenheit eines Auges entwickelt. Kann das nach dem dritten Stich wieder passieren? (Wolfgang Ehrlich, E-Mail)

Elisabeth Bräutigam: Die Gürtelrose wird durch ein Virus ausgelöst, das sich schon bei uns im Körper befindet. Das ist nichts, was man zusätzlich bekommt, das Virus ist da und kann aus verschiedenen Gründen aktiviert werden. Wichtig ist gerade bei älteren Erwachsenen, ob eine andere Erkrankung eventuell die Gürtelrose auslösen kann. Eine Gürtelrose ist immer auch der Hinweis, dass vielleicht eine andere, meist auch ernsthafte Erkrankung im Spiel ist. Entsprechend dem Impfschema wäre eine weitere Impfung zu empfehlen, im Idealfall mit einem mRNA-Impfstoff.

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