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Wenn der letzte jugendliche Flüchtling das Heim verlässt

16.September 2020

Das gelbe Haus, das an der Ecke zwischen Raimund- und Lenaustraße in Linz steht, ist kein Hotel. Freie Zimmer gibt es trotzdem. Abzulesen an den rot-weißen Fahnen, die im dritten Stockwerk aus den Fenstern hängen.

Das Haus steht leer, nach 20 Jahren vorübergehend geschlossen. Für wie lange, weiß niemand. Vielleicht für immer. Vergangenen Freitag hat es der letzte von neun unbegleiteten Flüchtlingen verlassen.

Seit diesem Tag gibt es keines der ehemals neun Quartiere für insgesamt 300 unbegleitete Minderjährige in Oberösterreich mehr. Die Volkshilfe Oberösterreich, die sie seit dem Jahr 1997 betrieben hatte, musste sie Jahr für Jahr schrittweise reduzieren – mangels Zuweisungen. "Die Situation ist nicht nur paradox, sie macht mich traurig und sie ist skandalös", sagt Michael Schodermayr, Vorsitzender der Volkshilfe Oberösterreich.

"Morgen könnte es losgehen"

Im griechischen Flüchtlingslager Moria, im Landesinneren der ost-ägäischen Insel Lesbos, würden nach den Bränden der Vorwoche Tausende Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche, auf der Straße leben. "In Linz wiederum ist die Volkshilfe gezwungen, das letzte Quartier für unbegleitete Flüchtlinge zuzusperren", sagt Schodermayr.

"Wir könnten sofort 250 unbegleitete Kinder und Jugendliche in Oberösterreich in bestehende Quartiere aufnehmen und dort auch betreuen. Wir haben die Möglichkeiten, die Mittel, die Erfahrung und auch viele hilfsbereite Menschen, um den Flüchtlingen ein würdiges Dasein zu ermöglichen", sagt Christian Schörkhuber, Geschäftsführer der Volkshilfe Flüchtlings- und Migrantenbetreuung. Man habe auch bereits mit Bürgermeistern aus ganz Oberösterreich, "quer durch alle Farben", gesprochen, und auch sie hätten sich bereit erklärt, Flüchtlinge in ihren Gemeinden aufzunehmen.

"Unsere aufgelassenen Quartiere stehen großteils leer, weil sie keine andere Verwendung finden", sagt Schörkhuber. Es brauche nur ein Ja von der Regierung, dann könne es "morgen losgehen." Ein Ja der Bundesregierung ist derzeit aber unwahrscheinlich: Bundeskanzler Sebastian Kurz hat sich wiederholt gegen eine Aufnahme von Flüchtlingen ausgesprochen. (geg)

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29. März 2024