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Wenn der Chef den Bus selbst lenken muss

Von Philipp Fellinger, 17. Mai 2023, 04:30 Uhr
Wenn der Chef den Bus selbst lenken muss
Rund 1200 Buslenker sind derzeit beim Oberösterreichischen Verkehrsverbund beschäftigt. Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ/WELS. In Oberösterreich fehlen laut OÖVV 120 Busfahrer im Regionalverkehr – neue Kampagne soll Personalnot lindern.

Zwischen Februar und April begann der Arbeitstag von Sabtours-Geschäftsführer Wolfgang Stöttinger oft früher und verlief anders als gewohnt. Statt in sein Büro in der Geschäftsführung in Wels setzte sich Stöttinger hinter das Steuer eines Linienbusses und half als Fahrer aus.

Das Busunternehmen mit rund 300 Fahrern hat mit einer dünnen Personaldecke zu kämpfen. Aufgrund von Krankenständen müssen immer wieder Disponenten und Fahrdienstleiter als Lenker einspringen, um Ausfälle einzelner Linien zu verhindern. "Zu dieser Zeit hatten wir eine dramatische Situation, da habe auch ich 16 Mal als eiserne Reserve hergehalten", sagt Stöttinger. Mittlerweile habe sich die Lage bei Sabtours "leicht entspannt", das Unternehmen suche allerdings immer noch rund 25 Buslenker für den Linienbetrieb. "Dann sähe es bei uns wieder komfortabel aus", berichtet Stöttinger. Aktuell müssten Mitarbeiter teilweise sechs Tage in der Woche fahren und Überstunden verrichten, um den flächendeckenden Betrieb garantieren zu können.

Wenn der Chef den Bus selbst lenken muss
Wolfgang Stöttinger fuhr insgesamt 16 Mal im Linienbetrieb. Bild: sabtours

800.000 neue Fahrkilometer

"Der Arbeitskräftemangel ist in jeder Branche spürbar – die der Busfahrer ist keine Ausnahme", sagt Stöttinger. Laut dem Oberösterreichischem Verkehrsverbund (OÖVV), bei dem Sabtours seit 2013 Mitglied ist, wurden mit Stichtag 24. März 2023 in Oberösterreich rund 120 Lenker gesucht. Derzeit seien etwa 1200 Lenker im Regionalverkehr im Einsatz.

Eine Zahl, die mit dem zunehmenden Ausbau von Liniennetzen in Oberösterreich kaum geringer werden wird. Allein mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 seien laut dem OÖVV im Regionalbusverkehr rund 800.000 Fahrkilometer hinzugekommen. Die Einführung des Klimatickets führte in den vergangenen Monaten zudem zu Rekordauslastungen entlang vieler Linien.

Die Ursachen für den Lenkermangel seien laut Stöttinger vielfältig. Durch das gesetzlich vorgeschriebene Mindestalter von 21 Jahren würden sich wenige junge Leute dazu entschließen, Busfahrer zu werden. "Einen Lkw darf man mit 18 steuern, da schauen wir dann durch die Finger", sagt Stöttinger. Auch gebe es in Oberösterreich wenige Fahrschulen, die den D-Führerschein anböten. Zuletzt habe man bei Sabtours 20 neue Mitarbeiter gefunden, indem man ihnen die Kosten für den Busführerschein bezahlt habe.

Neue Mitarbeiter würden derzeit aus verschiedensten Branchen zum Unternehmen wechseln. Auch würden immer mehr Menschen einen Bus nebenberuflich lenken. Bei Sabtours würden diese Gruppe mittlerweile etwa 15 Prozent ausmachen. "Vorwiegend handelt es sich dabei um Lehrer oder Menschen, die hauptberuflich in der Gastronomie tätig sind", sagt Stöttinger.

Mangelberuf Busfahrer?

Dass der Beruf weiterhin nicht auf der Mangelberufsliste des Bundes aufscheint, verhindere zudem, dass man auf Bewerber aus Nicht-EU-Staaten zurückgreifen könne. "Bei uns haben sich Fahrer von Bussen für Gastarbeiter aus Bosnien-Herzegowina gemeldet. Das sind Top-Arbeitskräfte mit viel Berufserfahrung, die gerne bei uns anfangen würden." Derzeit gebe es Gespräche mit den zuständigen Behörden. "Wir sind zuversichtlich, dass der Busfahrer bald als Mangelberuf anerkannt wird", sagt Stöttinger.

Ein weiteres Problem bei der Mitarbeitersuche sei für Verkehrsunternehmen der fehlende Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung. "Unser Berufsstand ist medial einfach zu wenig präsent", sagt Stöttinger.

Dem entgegenwirken will eine neue Kampagne des OÖVV, des Landes Oberösterreich und der oberösterreichischen Verkehrsunternehmen. Unter dem Titel "Ohne dich geht’s nicht" präsentierten Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ) und OÖVV-Geschäftsführer Herbert Kubasta gestern die Details in Linz.

Wenn der Chef den Bus selbst lenken muss
"Der Ausbau des öffentlichen Regionalverkehrs ist ein klarer Wunsch der Bürger. Dazu braucht es aber vor allem Personal." – Günther Steinkellner, Landesrat (FPÖ) Bild: VOLKER WEIHBOLD

Lenker im Mittelpunkt

Der weitere Ausbau des öffentlichen Regionalverkehrs sei laut Steinkellner ein "klarer Wunsch der Bürger". Dazu brauche es aber vor allem mehr Personal. Bei der Kampagne würden laut Steinkellner die Busfahrer selbst im Mittelpunkt stehen und von ihrem beruflichen Alltag berichten.

Der OÖVV wolle als Auftraggeber die Unternehmen bei der Suche nach Mitarbeitern unterstützen. In Workshops habe man sich gemeinsam mit Verantwortlichen mit den Schwierigkeiten bei der Personalsuche beschäftigt. Richten würde sich die Kampagne laut Kubasta an "alle, die überlegen, sich beruflich neu zu orientieren".

Wenn der Chef den Bus selbst lenken muss
"Als Auftraggeber wollen wir die Verkehrsunternehmen bei der Suche nach neuen Mitarbeitern unterstützen." – Herbert Kubasta, Geschäftsführer OÖ Verkehrsverbund Bild: NIK FLEISCHMANN
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Philipp Fellinger
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18  Kommentare
18  Kommentare
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Gugelbua (31.923 Kommentare)
am 17.05.2023 15:20

Fahrer bei den Linz Linien ist auch kein Traumjob
Arbeitsklima👎Bezahlung 👎 Überwachung 👎

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freirein (4 Kommentare)
am 17.05.2023 09:57

Eines der Probleme sehe ich darin dass, die Fahrer LÜCKENLOS überwacht werden. Das Ortungsgerät zeichnet jede An- u. Abfahrt auf. Liegt eine kurze Verspätung (aufgrund Verkehr) leuchten die Geräte rot. Das bedeutet jede Minute zählt. Ich möchte auch so einen Job nicht. (mderner Sklave)

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linz2050 (6.576 Kommentare)
am 17.05.2023 14:44

@freier...
Kann es nicht daran liegen dass durch diese grün/rot die Pünktlichkeit ermittelt wird?
Ortung: wo will er denn hinfahren? Ist sowieso an die Fahrstrecke gebunden.

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klettermaxl (6.833 Kommentare)
am 17.05.2023 09:47

Wer als Arbeitgeber nicht genug bezahlt, bekommt nun einmal keine Arbeitskräfte. Sollten viele Arbeitgeber in dieser Trotzhaltung verharren, gibt es eben keinen öffentlichen, markwirtschaftlich organisierten Verkehr. Wenn also dann die Privatwirtschaft versagt, ist sie wegen Unfähigkeit aus dem Markt zu entfernen und öffentlicher Transport zu vergesellschaften. Ganz einfach. Ruckzuck.

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herst (12.757 Kommentare)
am 17.05.2023 11:12

Kleiner Maxi
Wenn der Arbeitgeber nicht genug bezahlt... dann muss aber der "Fahrgast" zuerst den Preis bezahlen, der den Fahrbetrieb rentabel macht. Das Problem ist aber Jahrzehnte alt. Die Leute bauen ihre Häusln in entlegene, ruhige, ldyllische Dörfer weitab von ihren Arbeitsplätzen....dann gehen die diversen Probleme los....

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linz2050 (6.576 Kommentare)
am 17.05.2023 14:40

@klette....
Was wäre für dich >genug bezahlt<? Brutto/Netto Angabe nennen.

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hn1971 (2.002 Kommentare)
am 17.05.2023 09:46

Würden viele öffentlich fahren, wären auch die Busse ausgelastet und es käme mehr Geld herein!
Aber es sitzt jeder alleine im Auto und staut tagtäglich stur in seine Arbeit!

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klettermaxl (6.833 Kommentare)
am 17.05.2023 09:50

Hättiwari. Wenn der Markt in wesentlichen gesellschaftlichen Bereichen wie der öffentlichen Infrastruktur versagt, hat der Staat einzugreifen und diesen Bereich zu lenken. Dazu gehört natürlich ein attraktiver öffentlicher Verkehr, dazu gehört natürlich auch umfassende Kostenwahrheit der verschiedenen Transportbereiche untereinander.

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hn1971 (2.002 Kommentare)
am 17.05.2023 10:03

Nein nicht hättiwari, die Nichtinanspruchnahme der Öffis kostet immens viel Geld und wozu soll dann dieser attraktiver gemacht werden, wenn diesen eh keiner nutzt!
Fahren sie mal in den Haupteinfallstraßen am Morgen und sie werden sehen, wie viele niemals auf die Idee kommen umzusteigen!

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klettermaxl (6.833 Kommentare)
am 17.05.2023 10:18

Es gibt einen Punkt im Treiben der Gesellschaft, die sich grundsätzlich gern frei entwickeln soll, wo Entwicklungen schlicht nicht passen, nicht mehr allgemein verträglich, den Menschen nicht mehr zuträglich sind, und dann muss der Staat eingreifen. Das hat es schon immer gegeben, aber unsere angeblich so freiheitliche Gesellschaft, die sehr wohl die Menschen einschränkt, wenn es nur um die Profite der ÖVP- und FPÖ-Klüngel-Klientel geht, stellt sich in manchen Bereichen an, als wäre sie dement. In Wahrheit kennt jeder kennt solche Phänomene, wo der Staat eingreift, z. B. gibt es das Strafrecht. Und wenn nun im Ergebnis eine Klimaschädigung droht, zumal eine irreparable, dann ist nunmal dort einzugreifen. Ich spitze es zu: Was der einzelne SUV-Fahrer will, interessiert niemand. SUV-Fahrer sind eine sozial nicht verträgliche Minderheit - von Behinderten, die auf solche Fahrzeuge angewiesen sind, abgesehen.

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franzf (280 Kommentare)
am 17.05.2023 09:11

...der Chef nich selbst lenken muss, sondern darf

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klettermaxl (6.833 Kommentare)
am 17.05.2023 09:52

Der soll über einen normalen Lenkerlohn, und einen kleinen Vorgesetztenbonus seine ganzen Profite an die Lenker hergeben, dann hat er wieder Personal.

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ArtemisDiana (2.056 Kommentare)
am 17.05.2023 08:56

Zuerst wurden die kleinen Schülertransporter erfolgreich verdrängt, die von Einheimischen mit Pkw Führerschein durchgeführt wurden. Sie haben meistens die letzten km in die Pampa im Auftrag der Post bedient. Jetzt fahren auch dort die großen Busse und es fehlt das Personal dafür. Finde den Fehler.

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Austriaco (2 Kommentare)
am 17.05.2023 08:25

Den ersten Schritt haben sie mit der Entsorgung des alten Fahrdienstleiters schon gemacht. Aus finanziellen Gründen und weil der OÖVV ein …..Verein ist habe ich mit dem Bus vorübergehend trotzdem abgeschlossen.

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teja (5.858 Kommentare)
am 17.05.2023 07:38

Das ewige Gesudere und Gejammere.

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kpader (11.506 Kommentare)
am 17.05.2023 06:30

Na dann, viel Glück bei der Suche!

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eigeneMeinung (156 Kommentare)
am 17.05.2023 07:31

würden die ordentlich entlohnen,wäre das problem ein geringeres

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klettermaxl (6.833 Kommentare)
am 17.05.2023 09:55

Der Bustransportbereich ist ja sogar zu knausrig, die Ausbildungskosten seiner Lenker zu zahlen. Kein Wunder, dass sich jeder fragt, ob die ein bissl deppert sind, wenn sie gleichzeitig keine höheren Löhne zahlen.

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