Zeitkapsel brachte altes Geld und ein einzigartiges Dokument zum Vorschein
WELS. Nach Öffnung der Eisenrolle wurde brüchige Papierrolle in Salzburg aufwendig konserviert.
Eine spannende Frage beschäftigte in den vergangenen Wochen Gläubige und aktive Helfer der Welser Stadtpfarrkirche. Was verbirgt wohl jene Zeitkapsel, die 165 Jahre lang in der Turmkugel versteckt war und vor einem Monat bei Sanierungsarbeiten geborgen wurde? Unter Mithilfe des erzbischöflichen Archivs in Salzburg konnte das Rätsel nun gelöst werden. "Als wir die Zeitkapsel vor einem Monat vom Turm holten, haben wir sie noch am selben Tag öffnen lassen. Dabei bemerkten wir, dass das enthaltene Dokument zu zerfallen drohte. Wir haben dann die Kapsel sofort wieder verschlossen und die Diözese Linz um Hilfe ersucht", schildert Pfarrer Niko Tomic.
Konservator rettete Dokument
Linz riet Tomic, sich an Salzburg zu wenden. Im Archiv der Erzdiözese sitzt mit Pablo Umek ein anerkannter Spezialist, der sich auf die Konservierung alter Schriften versteht. Der Archivar der Welser Stadtpfarre, Alfred Desbrosses, fuhr mit der 1853 bei der letzten Turmsanierung hinterlegten Eisenrolle nach Salzburg und übergab dem Konservator das rostige Stück.
Die Aufregung war groß, als kürzlich die Kapsel samt Inhalt und dem restaurierten Dokument von Pfarrer Niko in Empfang genommen wurde. Neben einer zeitgemäßen Schilderung der Turmweihe und der Erwähnung handelnder Personen wie Stadtpfarrer Sigmund Barsch, Bürgermeister Ferdinand Vielguth, Papst Pius IX, Kaiser Franz Josef I und des Linzer Bischofs Franz Josef Rudigier findet sich am Ende des Textes die Strophe eines Gedichts oder Kirchenliedes. In der Kartusche waren außerdem Münzen aus der Zeit von 1800 bis 1852 und zwei Geldscheine – ein 10-Kreuzer- und ein 6-Kreuzer-Schein – hinterlegt.
Das Zeitdokument kommt ins Pfarrarchiv. Ein Faksimile landet in der neuen Zeitkapsel, die nach der Renovierung wohl wieder für Jahrhunderte hinter der Turmkugel verschwindet. Was in die Zeitkapsel noch hineingegeben wird, darüber wird pfarrintern derzeit lebhaft diskutiert: "Ich würde auf jeden Fall ein Handy reintun", betont der Pfarrer.
Spendenaufruf wurde gehört
Der Spendenaufruf der Pfarre hat bisher alle Erwartungen übertroffen: "Allein in der Pfarre wurden bis jetzt 92.000 Euro gesammelt", freut sich der Welser Stadtpfarrer. Unter den Förderern befinden sich auch einige Großspender, die namentlich nicht genannt werden wollen: "Da haben einfache Leute ihr Sparbuch aufgelöst und uns hohe vierstellige Beträge gespendet", freut sich Pfarrfunktionär Bruno Pallanch.
Die Sanierung des Kirchturms soll Ende des Sommers abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten einschließlich der Restaurierung der Orgel belaufen sich auf knapp 500.000 Euro.
Wer die Welser Stadtpfarrkirche bei ihrer Sanierungstätigkeit unterstützen will, kann dies auch über das Denkmalamt tun. Der Vorteil: Über das BDA sind die geleisteten Spenden steuerlich absetzbar. IBAN: AT07 0100 0000 0503 1050, BIC: BUNDATWW