"Wir brauchen in dem Job viel soziales Verständnis"
Judith Brandt arbeitet bei einem Tochterbetrieb der Caritas – sie leitet seit 2014 in Wels einen Spar-Markt.
Die gelernte Verkäuferin führte nach zweijähriger Sozialausbildung bei der Caritas in St. Florian einen Spar-Markt; Jugendliche mit Handicaps waren Mitarbeiter. Ab 2014 leitete sie die Filiale unweit des Kreisverkehrs Schubert-/Vogelweider Straße, der nun in die Grieskirchner Straße 9 (Neustadt) übersiedelt ist. Das Arbeitsmarktservice fördert 25 "Transitmitarbeiter", die einen beruflichen Ein-/Umstieg schaffen wollen.
Welser Zeitung: Was ist für Sie die größte Herausforderung mit den "Transitmitarbeitern"?
Brandt: Das Verständnis aufzubringen, die Leute für ihre Arbeit im Lebensmittelhandel zu motivieren. Viele kommen ja aus branchenfremden Berufen, andere sind schon lange arbeitslos – sie müssen wieder lernen, pünktlich zu sein oder sich abzumelden, wenn sie krank sind.
Welche Eigenschaften müssen Sie dabei mitbringen?
Meine Kollegen und ich brauchen viel soziales Verständnis: Oft ist bei den Mitarbeitern die Familien- und Wohnsituation nicht in Ordnung, andere haben gesundheitliche Probleme oder Schwierigkeiten bei der Kinderbetreuung. Immer wieder werden Grenzen ausgelotet. Das braucht Konsequenz mit Herz: Das Herz versteht ja die Dinge, aber der Verstand sagt: Das kann es jetzt aber nicht sein!
Gibt es trotz der fordernden Aufgabe auch schöne Erlebnisse?
Ja, es ist die Dankbarkeit vieler, die durch uns wieder ins Arbeitsleben gefunden haben – viele kommen immer wieder, wie jene Frau, die bereits 2014 bei uns gearbeitet hat: Sie ist unendlich dankbar, dass wir ihr den Schubs für einen Neustart gegeben haben – obwohl es anfänglich mit ihrer Gesundheit und bei ihrer Familie nicht gepasst hat.
Wurden Sie auch enttäuscht?
Eine Situation zum Davonlaufen habe ich noch nicht erlebt: Aber es ist grenzwertig, wenn sich am Morgen plötzlich fünf Transitmitarbeiter krankmelden.