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Unterwegs in der Welser Bahnhofstraße

Von Friedrich M. Müller, Erik Famler und Michaela KrennAichinger   06.März 2015

  • Jugendstil-Fassaden: Die Häuser der Bahnhofstraße 3 bis 11 zählen zu den schönsten aus der Zeit des Jugendstils.
  • Evangelische Pfarre: Der Kirchturm mit Geläute war 1860 der erste eines evangelischen Gotteshauses in Österreich.

Bahnhofstraße

Wie die Zeit vergeht! Es sind schon fast 20 Jahre ins Land gezogen, seit die Bahnhofstraße zuletzt umgebaut worden ist: 1996 sprachen die Politiker und Kaufleute von einer "modernen Einkaufsstraße, die zum Bummeln einlädt" (Zitat Stern-Apotheker Ewald Wolfram). Die Zeit hat an der Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Kaiser-Josef-Platz ihre Spuren hinterlassen. Auch der politische Schlagabtausch über die acht "Merkzeichen" ist vergessen. Das waren jene acht drei Meter hohen Edelstahl-Kunstobjekte, die in der Bahnhofstraße "Ruhe und Harmonie" vermitteln sollen, wie es bei der Eröffnung der "Kunstmeile" im Mai 1997 geheißen hat.

Vor mehr als 100 Jahren wurden in der Bahnhofstraße – der damaligen Bismarckstraße – Gebäude mit Jugendstilfassaden errichtet, auf die die Welser heute noch stolz sind und die jene Besucher der Bahnhofstraße bewundern, die gelegentlich ihre Blicke auch in die Höhe schweifen lassen.

Am angrenzenden Martin-Luther-Platz hat die evangelische Pfarre ihre Heimat. Die Christus-Kirche wurde zwischen 1849 und 1852 nach Plänen des Nürnberger Konservators Karl von Heideloff errichtet. Es ist 1860 Österreichs erste protestantische Kirche, die einen Turm mit Geläute (60 Meter hoch) erhielt, als Zeichen der Gleichstellung mit den Katholiken. Bis 1879 bestatteten die Protestanten ihre Verstorbenen auf einem Friedhof, der sich in Höhe des heutigen Kirchenvorplatzes befand. Dann wurden beim katholischen Friedhof (heute Marktgelände) drei Gräberfelder für die evangelische Pfarre freigemacht. 1887 übersiedelte der evangelische Friedhof in den Osten der Stadt.

Fabrik B 52

Florist Franz Röthlin, Friseurin Birgit Fleischhacker und Webdesigner David Faber  

Fabrik B 52: Ein Haus mit Vergangenheit

Die alte Fabrikshalle der ehemaligen „Alpenländischen Kupferund Kesselschmiede“ in der Bahnhofstraße 52 war ein Sanierungsfall, an den sich keiner heranwagte. Bis auf Franz Röthlin von der gleichnamigen kreativen Blumenwerkstatt und den Installateurprofi Manfred Selendi.Die beiden kauften die alte Fabrik vor 15 Jahren, kombinierten Alt mit Neu und machten „B52“ zu einem ganz besonderen Geschäfts- und Wohnhaus mit einem großartigen Flair. Auffällig von außen ist die bunte Fassade, an der der Zahn der Zeit schon ziemlich genagt hat.

„Sie wird heuer saniert, wir diskutieren noch, ob sie wieder bunt werden soll“, sagt Franz Röthlin. Ein Großteil der Fenster wurde bereits erneuert. In der Nacht ist das Gebäude effektvoll beleuchtet. Im Inneren sind noch einige Erinnerungsstücke an den alten k. und k.-Staatsbetrieb zu sehen, der in der Monarchie mit seinen Kupferkesseln die Brauereien und Schnapsbrennereien belieferte. Interessant ist die bunte Mischung der Unternehmer. Neben den beiden Eigentümern haben ihre Geschäfte hier auch Friseurin Birgit Fleischhacker, die im B 52 auchwohnt, zwe iGroßhändler und der Webdesigner David Faber. Im April wird ein Fotostudio in der Fabrik einziehen

Im ersten Stock befinden sich die großräumigen Loft-Wohnungen. Dass das Interesse daran derart groß werden könnte, hat Röthlin nicht erwartet: „Wohnen in einem Loft ist in, die Räume sind alle vermietet.“ Einer der Bewohner ist der Welser Schausteller Ludwig Rieger: „Fürmichist einKindheitstraumin Erfüllung gegangen. In den 4,50 Meter hohen Räumen ist man an keine Zwischenwände gebunden“, sagt Rieger. Wenn er auf Volksfestenunterwegs ist,ist er raummäßig eingeschränkter, wenngleich man bei seinem Wohnwagen mit 75 Quadratmetern auch nicht von sehr beengten Wohnverhältnissen sprechen könne.

interview

Pharmazeut mit Optimismus: Ewald Wolfram   

 

Ewald Wolfram im OÖN-Gespräch

Der Apotheker zeigt, wie es trotzdem geht: Vorbei sind die Zeiten, als die beiden Frequenzbringer Sport Eybl und Landesverlag die Bahnhofstraße mit Kunden versorgten. Apotheker Ewald Wolfram ist trotz allem optimistisch.

  1. Was ist die Charakteristik der Bahnhofstraße? 


    Sie war und ist zweigeteilt. Die Geschäfte waren aber immer im südlichen Teil der Bahnhofstraße. Wir Geschäftsleute sehen uns in enger Verbindung zum K. J., der uns durch die Busdrehscheibe die Grundfrequenz sichert. 
  2. Der Strukturwandel hat auch hier voll zugeschlagen. 


    Tradition ist wichtig. Im heurigen Kalender des Stadtarchivs ist die Bahnhofstraße auf der Titelseite. Dennoch muss man mit der Zeit gehen. Der Kunde von früher, der vom Land in die Stadt fuhr und in Wels seine Einkäufe und Arztbesuche erledigte, den gibt es nicht mehr. 
  3. Wohin soll sich die Bahnhofstraße entwickeln?


    Wir haben einen netten Mix an Geschäften. Gespannt sind wir auf die Pläne der Fachhochschule. Unsere Erwartung ist ein moderner Input mit einer Mischung aus Lokalen, Wohnungen und Lehrgangsräumen. Das würde den Abriss des Café Urbann vergessen machen. Das Denksteinhaus sollte durch ein zeitgemä- ßes Projekt ersetzt werden, das den genannten Ansprüchen gerecht wird. 

 

 

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