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Die Welser Stadtväter hatten ihre liebe Not mit der „Freiung“

Von Friedrich M. Müller, Erik Famler, Michaela Krenn-Aichinge   20.März 2015

  • Schloss Pollheim: Mit den Besitzern gab es ewig Streit, daher entschloss sich die Stadt, das altehrwürdige Gemäuer zu kaufen.
  • Kornspeicher: Vor mehr als 100 Jahre sollte er abgerissen und die Plobergerstraße bis zum Stadtplatz verlängert werden.

Freiung

Wenige Monate vor der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl bemüht sich die Welser Politik, den in die Jahre gekommenen Spielplatz in der Freiung auf Vordermann zu bringen.

Vor mehr als 25 Jahren wäre der Park und die riesigen Bäume dem Bagger zum Opfer gefallen: Verkehrsexperte Hubert Rinderer plante – unter dem Beifall vieler Kaufleute – eine Tiefgarage. Anrainer und Historiker setzten sich zur Wehr, nun parken die Autos unter dem K.J., die Tiefgarage Freiung ist Geschichte.

Der Ort hat aber Geschichte: Anfang des 16. Jahrhunderts erteilt Kaiser Maximilian den Pollheimern das Recht der „Freiung“. Die Gasse südlich des Schlosses steht nicht unter Machtbefugnis der Stadt, die Pollheimer haben das Sagen. Die Folge: Streit zwischen Stadt und Schlossherren, weil hier Handwerker arbeiten, Handel betreiben und Bier und Wein ausgeschenkt wird – zum Nachteil der Stadtwirte und ansässiger Geschäftsleute.
Die Stadtväter wollen ein für alle Mal zum „Wohl der Stadt die schädigenden Unzukömmlichkeiten“ abstellen: Das Schloss Pollheim wird 1695 gekauft, der 200 Jahre lange Hader beendet.

1907 erwirbt die Stadt den Kornspeicher, denn die Plobergerstraße soll bis zum Stadtplatz verlängert werden. Nachbarn verhindern das Projekt – ein zweites Mal im Jahr 1935. Die Zufahrt vom Ring in die Freiung ist nach Postmeister Johann Ploberger (1812 – 1887) benannt, der auch Initiator für den Bau das „Stadtpostamtes“ im Haus Ringstraße 2-4 ist.

Der Kornspeicher wird anfangs als Depot fürs Rote Kreuz genutzt, ehe die Nazis Ende 1941 daraus das „Kasperlhaus“ machen. Auch nach 1945 bleibt der Kornspeicher beliebte Kulturstätte. 

 

Wohnen im Schloss

Wohnen im spätmittelalterlichen Schloss
Der ehemalige Orgelsaal im Schloss Pollheim wird nun als Büro genützt.

Wohnen im spätmittelalterlichen Schloss

Vor drei Jahren brachte das Thal-heimer Ehepaar das Schloss Pollheim auf Hochglanz. Sie haben das Häuser-Ensemble Freiung 16 bis 18 und den „Orgelsaal“ aus dem Haus Freiung 14 von der Stadt erworben und stilgerecht renoviert.

„Ich habe heute noch immer Freude, wenn ich an dem Gebäude vorbeifahre“, sagt Elvira Resch. Die Renovierung sei flott vollzogen worden, „weil auch uns eine Sanierung im Sinne des Bundesdenkmalamtes wichtig ist“. Der Umbau des 1600 m2 großen Gebäudekomplexes sei ohne gröbere Überraschungen vonstatten gegangen.

Überraschungen kamen, als vor drei Jahren die ersten Mieter die 50 bis 60 Quadratmeter großen Wohnungen besichtigten: „Hier habe ich schon Ballett getanzt.“ „Da erhielt ich Geigenunterricht.“ „Hier war der Raum für das Schlagzeug“, erzählten angehende Mieter.

Musikschule bis Jänner 2010

Bekanntlich beherbergte das Schloss Pollheim die Musikschule bis zu deren Übersiedlung in den Herminenhof im Jänner 2010. Von 1940 bis 1980 war es eine städtische Einrichtung, die dann in das Landesmusikschulwerk eingegliedert wurde.

Die Urmauern des Schlosses gehen auf die im 13. Jahrhundert errichtete Stadtbefestigung zurück. Die Stadt hat das Schloss 1695 gekauft (siehe Artikel oben).
Nur zwischen 1838 und 1842 kam noch einmal ein neuer Besitzer ins Spiel: Der Zimmermeister Stefan Radlegger. Dann kaufte die Stadt das Schloss wieder zurück: Denn es sollte in den nächsten Jahrzehnten als Kriminal-Arrestgebäude genützt werden.
1909 etablierte sich im dritten Geschoß die „Gesellschaft der Musikfreunde“. Daraus entwickelt sich die Musikschule.

Nun sind im perfekt herausgeputzten Haus 23 Wohnungen und in der ehemaligen Kapelle, die die Musikschule als „Orgelsaal“ bezeichnete, ein Büro untergebracht.

Interview

Interview
Der Chef der Gerstl-Bau GmbH.

Interview mit Markus Fehringer

Der 39-jährige Thalheimer leitet seit 2010 die Gerstl-Bau GmbH.
Im elterlichen Betrieb arbeitet der verheiratete Vater eines Kindes bereits seit 14 Jahren. Zum Unternehmen gehört die Gortana-Passage.

  1. Die Gortana-Passage zwischen Stadtplatz und Freiung ist heuer 20 Jahre alt. Gibt es ein Geburtstagsfest?

    Heuer haben wir das nicht vor. Die Passage ist nach zwei Jahrzehnten in die Jahre gekommen und von seinem Konzept her nicht mehr zeitgemäß. Damals hat es mit der Einkaufsstraße im Zentrum und dem Gerstl-Bräu gepasst. Aber mit den Einkaufszentren am Stadtrand hat sich die Idee überlebt.
  2. Wie schauen Ihre Pläne für die Gortana-Passage aus?


    Es gibt eine neue Philosophie in Richtung einer Gastro-Erlebniszone. Aber auch das ist in Wels schwierig. Wir wollen sie nicht selbst betreiben, wir haben schon genügend Lehren daraus gezogen. Damit das funktioniert, braucht es gute Köpfe: Typen, Originale, die in der Gastronomie gefragt, aber rar sind. Es gibt noch keinen Zeitplan für die Neugestaltung. Wir werden mit dem Renovieren beginnen, das bedeutet aber noch nicht, dass ein neues Konzept realisiert wird.
  3. Was wünschen Sie sich von der Stadt, von den Welsern?


    Dass Wels bald wieder jenen Ruf genießt, den die Stadt vor 20, 30 Jahren hatte. Und: Die Welser sollen endlich mit dem Schlechtreden aufhören und sehen, was Wels hat und kann. Das ganze Sudern bringt doch nichts.

 

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25. April 2024