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Die Welser Ringstraße feiert heuer ihren 140. Geburtstag

Von Friedrich M. Müller, Erik Famler und Michaela Krenn-Aichinger   29.Jänner 2015

  • 1870: Nach verheerendem Großbrand in der Bäckergasse wird der Stadtgraben zugeschüttet, ab 1875 die Ringstraße neu angelegt
  • Vorbild Wien: Die gleichnamige Prachtstraße aus der Hauptstadt der damaligen Monarchie ist den Welsern das Vorbild

Ringstraße

Sie gilt als die Einkaufsstraße der Innenstadt: Die Ringstraße lockt mit einer bunten Vielfalt an Geschäften viel Kundschaft an. Wer hier wohnt, schätzt die Vorteile der städtischen Umgebung.Die Ringstraße verdankt ihre Entstehung dem Großbrand 1870 in der Bäckergasse. Nach dem verheerenden Feuer beschlossen die Stadtväter, den Stadtgraben zuzuschütten. Er trennte damals die Innenstadt von der Vorstadt.

Nach fünf Jahren war der Graben Geschichte, die Stadtteile zusammengewachsen und das Schmidttor überflüssig; es wurde abgetragen. Nach dem Vorbild der Wiener Prachtstraße sollte auch Wels eine Ringstraße erhalten – der Straßenzug hieß Oberer und Unterer Ring. Bis 1899 errichtete Maurermeister Josef Stadlbauer vom Osten her die Gebäude an der Südseite. Baumeister Josef Weixelbaumer verstand sich auf den Bau der Häuser Ringstraße 18 bis 32, das sind jene zwischen Pfarr- und Schmidtgasse.

Die Plobergerstraße, benannt nach jenem Welser, unter dessen Verantwortung das Schmidttor abgetragen und der Stadtgraben zugeschüttet worden war, wurde 1894 angelegt. Das Haus Ringstraße 2 bis 4 (errichtet 1879) galt als „Postgebäude“ oder „Pollheimerhof“; Vorbild war der „Heinrichshof“ in Wien.

Architektonisch ebenfalls interessant ist das Eckhaus Ringstraße/Almgasse (Schuhhaus Kaltenberger), das 1931 errichtet wurde. Die seitlich zurückgesetzten Eckteile betonen die Fassade und leiten in die Almgasse über.
Die jüngste bauliche Adaptierung der Einkaufsmeile fand zwischen 2004 und 2006 statt. Für den 23 Meter breiten Zebrastreifen mit Ampelanzeigen im Boden und dem Countdown für die Rot- und Grünphasen erhielt die Stadt vor sechs Jahren vom „Österreichischen Verein für Fußgänger“ sogar eine Würdigung.

Interessantes zur Ringstraße:

  • „Osteria da Nonna Nena“ nannten Simone Hufnagel und Giancarlo Piasenti ihr kleines Lokal in der Ringstraße 15. Mit frischen Gerichten und venezianischen Rezepten der Großmutter des Patrons begeistern sie ihre Gäste.
  • Vom Frühjahr 2004 bis Sommer 2006 dauerte der jüngste Umbau der Ringstraße. Dabei wurden unter anderem die Gehsteige neu gepflastert und die Straßenbeleuchtung erneuert.
  • Handwerk: Wer lötet heute noch etwas bei einem Computer?, fragt Johann Stritzinger. Er macht es und repariert Laptop und Co. in seiner Computerfundgrube in der Ringstraße 1.
  • Seit 23 Jahren betreibt Belinda Selendi ihren Modeladen in der Ringstraße 30. Stamm-kundinnen von Wien bis Dornbirn schätzen Beratung und die feine Auswahl an Designermode. „Ich lege Wert auf tragbare Modelle. Nicht das Kleid soll wirken, sondern die Frau, die es trägt“, zitiert Selendi Coco Chanel.
  • Handmacher: Feinstes Schuhwerk verkaufen Franz Bammer und sein Partner Bernhard Kovar im Haus Ringstraße 3 unter dem Markennamen Handmacher. Gefertigt wird in Tschechien: „Unsere Fabrik liefert hochwertige Schuhe für den Handel. Der Detailverkauf läuft mit.“ Handmacher betreibt weitere Geschäfte in Berlin, Frankfurt, München und Viechtwang.

Burggraben

Wohnen über ehemaligem Burggraben

Wels. „Ich war 14 Jahre in Wien, ich brauche einen Hauch Urbanität, den wir in unserer Wohnung finden“, sagt Wolfgang Pichler (41). Der gebürtige Kärntner aus Spittal wohnt mit Anja Schachinger und den Kindern Hannah und Felix in einer 88-m2-Wohnung im zweiten Stock des Hauses Ringstraße 24. Das Gebäude liegt dort, wo bis 1873 der Burggraben war.

Die Vorteile der zentral gelegenen Wohnung überwiegen die Nachteile bei weiten: „Es taugt mir, unter den Leuten zu sein“, sagt Schachinger. Außer für die Ausflüge in die Berge bräuchte die Familie kein Auto. Durch Aussicht auf den Uni-Markt an der Ecke Ring-/Hessenstraße würde sich auch die Nahversorgung verbessern: „Der Billa-Markt auf dem K.J. ist viel zu klein dimensioniert“, sagt Schachinger.

Zwei Minuspunkte gibt es dennoch: „Im Stadtzentrum fehlen attraktive Wege, irgendwann steht man immer wieder vor einer Messehalle“, sagt Pichler, der die Attraktivierung des Traunufers herbeisehnt.Wenig Freude hat die Familie auch mit Feiern auf der Ringstraße – allerdings nicht mit den Veranstaltungen, wie Einkaufsnacht oder Live-Musik vor Bawag-PSK-Filiale per se. „Die Qualität der Veranstaltungen sollte rauf, die Lautstärke runtergeschraubt werden“, sagt Pichler und erzählt von einem Stadtfest in Lienz: „Die Musiker haben ohne Verstärker gespielt, das Publikum war daher leiser, der Stimmung dennoch sehr gut.“

Hohe Qualität bietet die Wohnadresse auch, weil das Paar in der Innenstadt arbeitet. „Mittagessen zu Hause ist möglich“, sagt Schachinger, die bei der Wohnung lediglich einen Balkon vermisst.

Einen Wunsch haben beide: „Viele unserer Freunde kommen nach dem Studium zurück nach Wels, wollen eine Familie gründen und sich in der Innenstadt niederlassen: Die meisten Wohnungen haben aber nur Größen, die für Singles passen“, sagt Pichler.

Wolfgang Pichler, Anja Schachinger mit Hannah und Felix  

Kaufmannschaft

Interview mit Eduard Schwabegger

Er ist das Gesicht der Kaufmannschaft in der Ringstraße: Eduard Schwabegger führt seit 1991 im Haus Ringstraße 10 ein Optikgeschäft. Als stellvertretender Obmann der Welser Kaufmannschaft setzt er sich zudem für die Interessen der Innenstadt-Händler ein.

  1. Mit welchen Herausforderungen sind Sie als Einzelhändler der Ringstraße konfrontiert?

    Es muss uns gelingen, vermehrt Kunden in die Stadt zu locken. Das schaffen wir nur gemeinsam. Politik, Kaufleute und der Kunde selbst, dem wir ein Einkaufserlebnis abseits der eintönigen Konsumtempeln bieten wollen.
  2. Welche Hausaufgaben sind noch zu erledigen?


    Die Mieten für Geschäfte müssen marktkonform werden. Da ist noch Spielraum nach unten. Neben kleinen Fachgeschäften brauchen wir Frequenzbringer wie die Modeketten Zara oder Mango. Für ein Einkaufszentrum in der Innenstadt, wie es früher geplant war, ist – so fürchte ich – der Zug bereits abgefahren.
  3. Sie sind Optikermeister in dritter Generation. In der Innenstadt gibt es viele Filialisten ihrer Branche. Hat die Firma Schwabegger eine Zukunft?

    Hätten wir nicht so viele Stammkunden, wäre es kaum zu schaffen. Unser großes Plus sind ein hoher Qualitätsanspruch und ein großes Sortiment. Unser Sohn Max zeigt großes Interesse an der Firma. Wenn alles nach Plan läuft, wird er die vierte Generation der Firma Schwabegger repräsentieren.
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