SPÖ Wels verpasst dem Kulturstadtrat eine kalte Dusche
WELS. Johann Reindl-Schwaighofer ließ im Stadtparteiausschuss über sich abstimmen. Parteifreunde schickten ihn mit einem Denkzettel nach Hause.
Als intelligent, fleißig, redegewandt und grundsatztreu beschreiben ihn seine parteiinternen Sympathisanten. Auf der Gegenseite hört man über Johann Reindl-Schwaighofer (61), den Welser Kultur-, Schul- und Bildungsstadtrat, weitaus weniger freundliche Kommentare. Bei keinem anderen Politiker in der Stadtregierung gehen die Meinungen so auseinander wie bei dem groß gewachsenen Erwachsenenbildner, der über das kommende Wahljahr hinaus mit aller Gewalt mitmischen will. Am besten in seiner jetzigen, gut bezahlten Funktion.
Doch kürzlich schoss sich Reindl-Schwaighofer ein Eigentor, das seinen politischen Ambitionen einen ordentlichen Dämpfer versetzte. Bei einer Stadtparteiausschusssitzung im Kinderfreundeheim Puchberg drängte die Leitfigur des linken SPÖ-Flügels auf eine Abstimmung. "Zur Überraschung der meisten Anwesenden hatte Johnny alles minutiös vorbereitet", schildert ein Funktionär. Sogar die Stimmzettel habe er mitgebracht. Demnach sollte die bei einer Parteiklausur im Juni mit großer Mehrheit fixierte Kandidatenliste für 2021 in einem Punkt verändert werden: ihn von Platz zehn auf Rang sechs vorzureihen. Reindl-Schwaighofers Antrag, geheim abzustimmen, wurde zunächst mit knapper Mehrheit abgelehnt. Bei der geplanten Vorreihung musste er dann eine klare Niederlage hinnehmen.
Warum das Ganze? "Weil er den Vorsitzenden schwächen wollte", vermutet ein Insider. Wie der neue SPÖ-Chef Klaus Schinninger über Reindl-Schwaighofers misslungene Finte denkt, lässt sich offiziell nicht überliefern. Der seit zehn Monaten amtierende Vorsitzende wollte sich dazu nicht äußern.
Bernhard Humer, Chef der Sektion Vogelweide, hält den Vorstoß des Stadtrats für legitim, "solange er nicht andere abqualifiziert. Die von ihm in den Raum gestellte Frage, wer in der Partei der Engagiertere ist, lässt sich objektiv gar nicht beurteilen."
2017 lieferte sich Humer mit Reindl-Schwaighofer und Karl Schönberger ein Gerangel um den Parteivorsitz. Weil der SPÖ in der Folge eine Zerreißprobe drohte, kam überraschend Klaus Hoflehner ins Spiel, um die Partei vor dem Zerfall zu retten.
Karl Schönberger, Vorsitzender der Sektion Puchberg, rät Reindl-Schwaighofer, dem längst fälligen Generationenwechsel nicht im Weg zu stehen: "Alle größeren Sektionen haben für Jüngere Platz gemacht. Das sollte auch für ihn und die Sektion 2 gelten."
Ungewöhnlich wortkarg reagiert der Verursacher der jüngsten Turbulenzen: "Es war Stillschweigen vereinbart. Das ist eine interne Sache und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt", so Reindl-Schwaighofer.
Auch wenn es parteiintern ist, warum war der Stadtrat so auf Vorreihung erpicht? Er ist doch persönlich schon längst abgesichert und braucht keinen "Fixposten" mehr, oder? Nach vielen Jahren des fleißigen Schaffens kann man durchaus für die nächste Wahl die Jüngeren ran lassen.