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Rede eines Schülervertreters geriet bei Maturafeier zu beinharter Abrechnung

Von Erik Famler   19.Juni 2019

Zum Stimmungskiller wurde am Freitag der Sprecher einer Maturaklasse bei der Abschlussfeier in der Aula der Welser HTL. In seiner Rede setzte Tomas Neuner von der 5AHIT vor Absolventen, Eltern, dem Lehrkörper und dem anwesenden Welser Bürgermeister Andreas Rabl zu einer pauschalen Abrechnung an, die am Ende mit eher verhaltenem Applaus quittiert wurde.

Der HTL-Absolvent nahm nicht nur Lehrer und ihre Mängel aufs Korn. Neuner stellte auch einen Zusammenhang zwischen der Atmosphäre in der Schule und vier Selbstmorden her, die sich während seiner Schulzeit ereignet hatten. "Dein momentaner Umgang mit deinen Besuchern, Schülern wie auch Lehrern kann echt Leben kosten", beklagte er in seiner öffentlichen Zwiesprache mit der Schule.

Neuner reiste fünf Jahre lang aus Tirol an und schlief unter der Woche im Welser Kolpinghaus. Als Schülervertreter, Nachhilfelehrer und Mitglied der Schülerzeitungsredaktion gewann er einen guten Einblick. Seine Abschlussrede am Freitag vor mehreren hundert Zuhörern enthielt neben der noch harmlosen Kritik am "Eingepferchtsein zu vierzigst in viel zu kleinen und unklimatisierten Klassen" auch Klagen über das Engagement von Lehrern. So sei er dazu aufgefordert worden, im Internet positive Rezensionen über die Schule zu schreiben. Neuner berichtete auch von demotivierten Pädagogen, die Power-Point-Präsentationen an die Wand werfen würden – ohne Vortrag oder Erklärung: "In der nächsten Stunde wurde der Stoff dann abgeprüft."

Gegenüber der Welser Zeitung rechtfertigt der hochbegabte Absolvent seine Rolle als "Partycrasher": "Ich wollte wachrütteln. Es war die einzige Möglichkeit, meine Meinung öffentlich kundzutun. Meine Hoffnung ist, dass sich etwas verändert."

Schuldirektor Bertram Geigl bedauert Neuners Auftritt vor Publikum: "Ich selbst war nicht dabei, weil ich in einer anderen Schule Maturavorsitz hatte." Die pauschal angelegte Rede zeichne ein falsches Bild von der Schule und dem Lehrerteam. Die erwähnten Suizide, es geht um Lehrer und Schüler, bestätigt Geigl. Die Schule verfüge aber über ein gut ausgebautes psychosoziales Netzwerk, das Anonymität gewährleiste.

Ein Gespräch mit dem Schul-Revoluzzer zur Klärung der Vorwürfe würde Geigl nicht ablehnen.

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19. April 2024