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Kein Taxi für Rollstuhlfahrerin: Welserin in der Kälte sitzen gelassen

Von Michaela Krenn-Aichinger   13.Dezember 2019

Erst kürzlich berichteten die OÖNachrichten von einem Fall von Diskriminierung in Linz, bei dem sich mehrere Taxilenker am Hauptbahnhof weigerten, eine Rollstuhlfahrerin mitzunehmen. Ein ähnlich negatives Erlebnis hatte Marianne Wieser in Wels. Die 51-jährige Welserin sitzt aufgrund ihrer Erkrankung an Multipler Sklerose seit acht Jahren im Rollstuhl. Sie hat kein Auto und ist auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.

Es war sehr kalt an diesem Abend, die zweifache Mutter und zweifache Großmutter wollte zum Harfenunterricht in die Musikschule und rief sich ein Taxi. In zehn Minuten sollte es da sein. Es kam aber nicht. 20 Minuten später rief sie noch einmal an. "Ich bekam zur Antwort ,Ah Sie, mit dem Rollstuhl‘, und man legte auf. Ich versuchte noch mehrmals, das Taxi zu erreichen, wurde immer weggedrückt. Ich wartete rund eine Dreiviertelstunde und musste meinen Unterricht absagen", erzählt Wieser. Sie war durchgefroren, wütend und traurig zugleich.

Zusätzlicher Aufwand

Es war nicht das erste negative Erlebnis der ausgebildeten Krankenschwester und diplomierten Musikpädagogin, die im Sozialbereich tätig ist. "Oft verweisen die Fahrer auf das nächste Taxi hinter ihnen, ich suche mir jetzt schon von vornherein das größte Auto in der Schlange aus", sagt Wieser. Sie sei aber ein positiver Mensch und möchte betonen, dass es nicht nur schwarze Schafe gibt. "Ich möchte Taxi Heinz als Taxi mit Herz hervorheben, es ist sehr berührend, mit welchem Einsatz und Einfühlungsvermögen dieser Taxifahrer Menschen mit Beeinträchtigung begegnet."

Für Robert Riedl, Geschäftsführer der Wirtschaftskammer-Fachgruppe Personenverkehr, gibt es keine Entschuldigung für das Fehlverhalten so mancher schwarzer Schafe: "Es herrscht eine Beförderungspflicht, und an diese haben sich auch alle Taxifahrer zu halten."

Dass der zusätzliche Aufwand für Passagiere mit Handicap so manchen Fahrer ärgert, hat Wieser auch bei Busunternehmen erlebt. "Die Busfahrer müssen aufstehen und für mich eine Platte runterklappen, damit ich mit dem Rollstuhl in den Bus komme. Manche sind dann ungehalten und fragen nach, wo denn meine Begleitperson ist."

Grundsätzlich positive Erfahrungen macht sie als Bahnkundin mit den ÖBB und auch der Westbahn.

Lob hat sie auch für die Stadt Wels parat, die in den vergangenen Jahren viele Maßnahmen zur Barrierefreiheit umgesetzt hat: "Die meisten Gehsteigkanten sind abgerundet, einige aber doch ziemlich steil. Unangenehm für Rollstuhlfahrer sind allerdings die Kopfsteinpflaster."

Kein Durchkommen

Barrieren gibt es noch bei manchen Geschäften mit Stufen, ärgerlich für Rollstuhlfahrer sind auch enge Gänge zwischen den Regalen, wo es kein Durchkommen gibt.

Und oft sind es Dinge, bei denen nicht mitgedacht wird, dass sie auch von Menschen im Rollstuhl leicht zu bedienen sein müssen. Bei Bankomaten etwa ist die Tastatur sehr oft so hoch oben, dass sie sitzend nicht oder nur schwer erreichbar ist.

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