Gestaltungswettbewerb soll Areal im Welser Stadtzentrum wachküssen
WELS. Eigentümerin gewährt Architekten bei Planung des Betten-Reiter-Areals große Freiräume.
Eine riesige Baulücke klafft derzeit in der Welser Innenstadt. Das ehemalige Betten-Reiter-Gebäude an der Ringstraße ist nach Abrissarbeiten weitgehend entkernt und soll nun mit Hilfe eines Architektenwettbewerbs neu gestaltet werden. Zwischen zwölf und 16 Millionen Euro sollen investiert werden.
Eigentümerin ist die Realtreuhand. Das zu Raiffeisen gehörende Unternehmen mit Sitz in Linz sieht für das Welser Stadtzentrum eine gemischte Nutzung mit Wohnungen, Büros und Geschäften vor: "Wir sind sehr gespannt, was den Architekten dazu einfällt. Ganz bewusst haben wir bei diesem Projekt einen großen Spielraum zugelassen, weil wir an diesem markanten Ort ein ansprechendes Nutzungskonzept verwirklichen wollen", sagt Geschäftsführer Norbert Obermayr.
Das Unternehmen kann auf die Unterstützung der Stadt Wels zählen: "Wir wünschen uns an dieser Stelle eine besonders qualitätsvolle Bebauung. Schließlich sind wir mit diesem Projekt mitten im Stadtzentrum", sagt Planungsstadtrat Peter Lehner (ÖVP).
Fassade bleibt erhalten
Noch in diesem Sommer rechnet der Realtreuhand-Chef mit dem Ergebnis des Architektenwettbewerbes. Ende Juni ist Abgabeschluss. Der Zeitplan für die Umsetzung wurde Corona-bedingt etwas nach hinten verlegt. Die Grundstücksgröße von 1834 Quadratmetern lässt viele Möglichkeiten zu. Fest steht nur, dass die historische Fassade an der Ringstraße aufgrund eines Ensembleschutzes erhalten bleibt.
Die Möglichkeit einer Öffnung in alle Richtungen wäre technisch machbar. Sie könnte aber an den Einzelinteressen von Besitzern benachbarter Liegenschaften scheitern. Die Architekten werden diese Überlegung in ihren Plänen mit aufnehmen: "Wenn etwas nicht umsetzbar ist, werden wir auch nicht daran festhalten", spielt Obermayr auf die Möglichkeit einer Fußgängerpassage in die Schmidtgasse an. Der betroffene Nachbar hat aber Einwände.
Nachdem die Realtreuhand die Entscheidung für einen Entwurf getroffen hat, sind weitere Hürden zu meisten. Auf die Bauherren und Projektanten wartet der Welser Gestaltungsbeirat, der zuletzt Projekte durch Verbesserungsvorschläge und Sonderwünsche hinausgezögert hat. Als Beispiel sei das von Robert Hartlauer betriebene Projekt "Wunschraum" in der Traungasse genannt.
Noch vor Beginn der Bauarbeiten wird die Liegenschaft von Archäologen untersucht. Da sich das Areal in der Kernzone und damit innerhalb der früheren mittelalterlichen Stadtmauer befindet, ist mit umfangreichen Funden bis zurück in die Römerzeit zu rechnen.
Der Obmann des Welser Vereins Römerweg, Albert Neugebauer, glaubt, bei Abrissfragmenten die Reste der mittelalterlichen Stadtmauer erkannt zu haben. Seine Wahrnehmung hat er inzwischen dem Denkmalschutz gemeldet.