Ausstellung im Herminenhof: Als des Kaisers Lieblingskind in Wels wohnte
WELS. Zu ihrem 100. Todestag präsentiert das Stadtarchiv für einen Tag selten gezeigte Dokumente, Bilder und Gegenstände aus dem Leben von Marie-Valerie von Österreich.
Der Jubel in den lokalen Zeitungen war groß, als im Jahr 1890 Marie Valerie von Österreich gemeinsam mit ihrem Mann Franz Salvator nach Wels zog: Die jüngste Tochter von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth ließ sich im Schloss Lichtenegg nieder, da ihr Gatte als Reitermeister bei den Dragonern in Wels stationiert war. Rasch wurde das Paar sehr beliebt in Wels, erzählt Michael Kitzmantel, Leiter des Welser Stadtarchivs: "Er war neben seinen militärischen Aktivitäten auch in der Wirtschaft aktiv und hat über viele Jahre das Protektorat für das Volksfest übernommen. Sie war besonders im Sozialbereich aktiv."
Am Freitag, von 10 bis 17 Uhr, zeigt das Stadtarchiv im Saal "Concerto" im Herminenhof eine Tagesausstellung zu Marie Valerie. Zu sehen sind Dokumente und Bilder aus dem Archiv, ergänzt um Büsten, Lithografien und auch einige Besitztümer der Kaiserstochter aus einer Privatsammlung. "In dieser Form waren diese Exponate noch nie zu sehen und sie werden es wahrscheinlich auch nie wieder sein. Es ist also wirklich eine einmalige Gelegenheit", sagt Kitzmantel.
28 Besuche des Kaisers
Marie Valerie galt als besonderes Liebkind ihrer Eltern, das zeigt sich auch an deren häufigen Aufenthalten in Wels: Der Kaiser besuchte sie 28 Mal in Lichtenegg, oft rund um Weihnachten. Die Kaiserin war 17 Mal im Schloss zu Gast, ihre zwei Einträge im Gästebuch der Marienwarte sind bis heute erhalten. "Die Zeit für Marie Valerie in Wels war sehr glücklich, der Abschied im Jahr 1897 ist ihr schwergefallen", sagt Kitzmantel.
Das Schloss war vor dem Einzug der erzherzoglichen Familie von den besten Wiener Innenausstattern umgestaltet worden. Der später benannte "Sissi-Pavillon" im Park zeigt bis heute die Verbindung des Bauwerks zur Kaisersfamilie an.
Die Erzherzogin engagierte sich auf vielfältige Weise in Wels: Sie förderte die Volksschule in Lichtenegg, die im September 1890 eröffnet wurde. Für das städtische Kinderheim war sie Schutzherrin, sie spendete große Geldbeträge für gute Zwecke, stiftete Stipendien und unterstützte zahlreiche Vereine.
Auch nach dem Umzug ins Schloss Wallsee in Niederösterreich blieb Marie Valerie verbunden – 1905 nahm sie zum Beispiel an der Grundsteinlegung der Herz-Jesu-Kirche teil.
Marie Valerie wurde nicht alt – sie starb am 6. September 1924 im Schloss Wallsee im Alter von 56 Jahren an Lymphdrüsenkrebs – also genau am Freitag vor 100 Jahren. Aus diesem Anlass hat das Stadtarchiv die Tagesausstellung im Herminenhof gestaltet.