Weltstar Nigel Kennedy probte mit Jugendorchester geheim in Wels

Von Von Erik Famler   03.Oktober 2017

Der Engländer Nigel Kennedy gehört zu den ganz Großen der Klassik. Wie erst jetzt bekannt wurde, verbrachte der weltberühmte Geiger und Komponist von Freitag bis Sonntag viel Zeit in Wels, um mit dem Oberösterreichischen Jugendsinfonieorchester für eine Tournee zu proben. Den ersten Auftritt absolvierte das Ensemble gestern im Wiener Konzerthaus. Weitere Konzerte sind heute im Festspielhaus Bregenz, am Freitag im Festspielhaus Salzburg und am Samstag im Brucknerhaus.

Aufmerksame Zuhörerin bei den Proben war Hausherrin Martina Franke: „Kennedy hat eine unglaubliche Ausstrahlung, die sich auf die Musiker im Orchester überträgt. Seine Energie und wie er die jungen Leute fordert, war faszinierend zu beobachten.“

Kennedy reiste täglich aus Linz an, um mit 21 Jugendlichen aus ganz Oberösterreich jeweils bis zu sieben Stunden zu probieren. Am Tourneeprogramm stehen die „Vier Jahreszeiten“ von Antoni Vivaldi und Werke seines 2016 erschienenen Albums „My World“.

Die Zusammenarbeit entstand durch einen Zufall. Ein Manager wurde bei der Eröffnung der Musikmesse in Ried auf das Jugendensemble aufmerksam. Weil er wusste, dass Kennedy nach einem geeigneten Jugendorchester für eine geplante Tournee suchte, gab er ihm den entscheidenden Hinweis. Eduard Matscheko, der Dirigent des Orchesters und Fachgruppenleiter der Streicher im Landesmusikschulwerk, nahm die Herausforderung an und studierte die Werke mit dem Orchester ein. Den Feinschliff führte Kennedy in Wels bei den Probearbeiten aus.

Zum Orchester mit 21 Musikern gehören auch drei Welser Schüler. Marlene Penninger spielt Violine, Anna Hubner Violoncello und Martin Wagner den Kontrabass.

Seinen Durchbruch feierte der Geiger 1989 mit seiner Einspielung der „Vier Jahreszeiten“, das laut Plattenfirma bis heute das meistverkaufte Klassik-Album aller Zeiten ist. Kennedys Bekanntheitsgrad strahlt über die Klassikszene weit hinaus. Als Alt-Punk und Cross-over-Musiker, der in seine Musik auch jazzige Klänge einbaut, gelang ihm eine Entfesselung der starren Interpretationen von klassischer Musik.

Kennedy reiste mit Band an

Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass Kennedy auch seine eigene Band mit nach Wels brachte: „Sie besteht aus fünf Musikern, die sich bei den Auftritten unter das Orchester mischen“, erklärt Franke.

Was kann man von einem Weltstar wie Kennedy lernen? „Als inspirierend empfand ich seine ungeheure Ausdauer und Geduld bei den Proben. Er holt aus den jungen Musikern alles heraus. Seine Autorität ist nicht erzwungen“, schwärmt die Direktorin.