Welser StaTTschreiber beginnt neue Aufgabe mit Barhocker-Oratorium

Von Friedrich M. Müller   07.September 2017

Den Welsern wird nachgesagt, dass sie nörgeln, für sie das Glas halb leer ist und sie unzufrieden sind. Falls diese Vorurteile stimmen, trifft es sich gut, dass Markus Köhle neuer StaTTschreiber ist. Sein aktuelles Buch heißt „Jammern auf hohem Niveau – ein Barhocker-Oratorium“ (Lesung: siehe Info-Kasten).

Bis Ende November lebt der Germanist und Romanist nun in der Messestadt. Der 42-jährige Nassreither (Tirol) wohnt im Irish-Pub „Black Horse Inn“ in der Salzburger Straße. „Wenn mir nichts zu schreiben einfällt, muss ich mich nur zu den Gästen sitzen“, scherzt Köhle, der seit 2007 als freischaffender Autor arbeitet.

Unabhängigkeit war ihm schon während seines Studiums an der Innsbrucker Uni wichtig: „Ich habe mit einem Freund Schüler-Stadtführungen in Innsbruck angeboten und so das Studium mitfinanziert.“ Den geplanten Lehrerjob hat er nie ausgeübt: Nach dem Studium wechselte er an die Universität nach Tunis und unterrichtete dort „Deutsch als Fremdsprache“, arbeitete von 2004 bis 2006 an der Uni Innbruck als Forschungsassistenz, ehe er den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Literarisch aktiv ist Köhle seit 2001. Er hat bereits mehrfache Erfahrungen als Stadtschreiber: er war in Vöcklabruck, Dorfschreiber in Aich-Assach nahe Schladming und „Writer in Residence“ in Basel (2010) und Berlin (2011).

Der verheiratete und seit 2004 in Wien lebende Autor bezeichnet sich als „Minnesänger“. „So wie diese damals, versuche ich jetzt mit meinen Texten Publikum zu überzeugen. Für die OÖN schreibt er alle zwei Wochen eine Kolumne.

Was macht ein Stadtschreiber? „Ich biete Schreib-Workshops an, freue mich über Einladungen von Schulen und beobachte das Stadtleben. Ich werde mir kein Blatt vor den Mund nehmen und bin gespannt, ob ich nach zwei Monaten Begleitschutz brauche.“

Wels ist Köhle nicht unbekannt: „Ich habe für die Buch.Zeit (Lesekompetenzzentrum für Kinder, Anm.) viel gemacht, hatte als Poesie-Performer einen Auftritt bei der Youki und bin nach einer knappen Woche wirklich angekommen. Jetzt suche ich nur noch, wo es guten Kaffee gibt.“

Wieso heißt der Stadtschreiber heuer StaTTschreiber? Weil das Projekt nicht vom Stadtbudget, sondern von privaten Spendern (Crowdfunding) finanziert wurde.

 

Auftakt-Lesung

„Jammern auf hohem Niveau – ein Barhocker-Oratorium“ heißt Markus Köhles jüngstes Buch: Er liest daraus Sonntag, 11 Uhr, im Hotel Hauser (Bäckergasse 7). Gäste können Jammer-Vierzeiler verfassen.