Welldorado: Magistrat bremste bei Ermittlungen

Von Erik Famler   02.Juli 2015

Wurde die Welser Staatsanwaltschaft vom Magistrat in der Aufarbeitung des Welldorado-Skandals behindert? "Die Arbeit des Sachverständigen hat sich verzögert, weil ihm Unterlagen nicht ausgehändigt wurden", sagt Christian Hubmer, der Pressesprecher der Welser Staatsanwaltschaft.

Bis Ende Juni wollte der Wiener Wirtschaftsprüfer Matthias Kopetzky seinen Auftrag zu Ende bringen und das Ergebnis der Anklagebehörde vorlegen. Von diesem Zeitplan ist die Staatsanwaltschaft nunmehr abgerückt. "Es wäre einfacher gewesen, wenn man gleich alles auf den Tisch gelegt hätte. Ich will den Verantwortlichen am Magistrat aber keine Absicht unterstellen", so Hubmer.

Während seiner Tätigkeit erschien Kopetzky in Wels, um sich in der Stadtverwaltung die nötigen Unterlagen zu besorgen. Laut Hubmer habe man den Wiener Wirtschaftsprüfer auf die Amtsverschwiegenheit verwiesen. Mit dieser Begründung wurden Papiere vorenthalten: "Kopetzky hat uns deshalb um Unterstützung gebeten. Unsere erste Sicherstellungsanordnung an den Magistrat ging auf dem Postweg verloren. Aus diesem Grund hat sich die Aufarbeitung um drei Wochen verzögert", schildert Hubmer.

Große Kiste ging nach Wien

Magistratsdirektorin Renate Kamleithner stellt zunächst klar, dass man dem Sachverständigen inzwischen alle Unterlagen übergeben habe: "Das waren nicht drei Zetteln, sondern eine schwere Kiste mit Akten aus vier Abteilungen. Wir mussten extra einen Fahrer nach Wien schicken."

Von einer verloren gegangenen Sicherstellungsanordnung weiß Kamleithner nichts: "Ich bekam ein Schreiben der Staatsanwaltschaft mit einem Begleitbrief, was sie alles haben wollen. Diesen Brief drückte ich der Kontrollamtsdirektorin in die Hand und ersuchte sie um Erledigung." Ihre Behörde habe alles unternommen, um zur Aufklärung beizutragen. Die Sicherstellung sei ein normaler Vorgang.

Wie es in der Causa Welldorado weitergeht, hängt vom Ergebnis des Gutachtens ab, das Ende Juli fertig sein soll. Deckt sich die vom Magistrat ermittelte Schadenssumme mit jener des Sachverständigen, könnte es rasch zu einer Anklage kommen.

Vier Beschuldigte

Nimmt die Arbeit des Sachverständigen eine unerwartete Wendung, könnten weitere Ermittlungsschritte notwendig sein.

Im November des Vorjahres wurde bekannt, dass eine Kassiererin des Welldorado seit 2006 rund 390.000 Euro unterschlagen haben soll. Die Frau wurde entlassen und auf freiem Fuß angezeigt. Im Zuge der Aufarbeitung wurden haarsträubende Fehler aufgedeckt. Zwei Vorgesetzte der Frau sollen ihre Aufsichtspflicht verletzt haben. Die vierte Beschuldigte ist eine Kassiererin, die wegen Unregelmäßigkeiten bei Stornobuchungen im Visier der Ermittler steht.