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Wegweiser: "Hochwasser hat mich auf Trab gehalten“

Von Friedrich M. Müller   06.September 2013

Herbstzeit, Wanderzeit: Ehrenamtliche Wegewarte geben Erholungssuchenden Orientierung in der Natur. Einer von ihnen ist Klaus Kaar vom Alpenverein Wels.

Welser Zeitung: Seit wann sind Sie Wegewart?

Kaar: Offiziell bin ich Markierungswart und habe die Aufgabe 1988 von meinem Freund Alois Mach übernommen.

Welche Aufgabe haben Sie?

Markierungen machen 20 Prozent der Arbeit aus. Hauptarbeit ist, Wege begehbar zu halten. Ich muss Folgen von Hochwasser oder Schneedruck beseitigen, damit Wege gefahrlos begehbar sind.

Wo sind Sie im Einsatz?

Im Grünauer Voralpengebiet: auf dem Kasberg, dem Zwillingskogel, dem Hochsalm. Dazu kommen drei Verbindungswege zwischen Almtal und Ebensee: In Summe sind es 60 bis 70 Kilometer Wege.

Wo gab es zuletzt Baustellen?

Auf dem Hochpfad, der Verbindung vom Almsee zum Offensee: Schneedruck hatte eine alte Holzbrücke über den Nesseltalbach ruiniert. Nun gibt es einen Metallsteg.

Wer zahlt das?

Der Alpenverein. In dem Fall war es Material-Sponsoring durch Wolf-Systembau aus Scharnstein. Karl Auinger, der Markierungswart im Toten Gebirge ist, machte mit Freunden die Schlosserarbeit.

Wie oft werden Markierungen erneuert?

Im Durchschnitt jedes zweite Jahr: Das hängt ab, wie exponiert die Zeichen montiert und wie sie beschaffen sind.

Werden Sie verständigt, wenn Markierungen kaputt sind?

Theoretisch ja, praktisch kommt das selten vor.

Wer verursacht die meisten Schäden?

Die größten Schäden macht das Wasser. Heuer hat mich das Hochwasser ordentlich auf Trab gehalten. Wobei so großflächige wie im Juni nicht so gefährlich sind. Gewitter, wenn viel Wasser auf einmal runterkommt, machen viel mehr Probleme. Ich muss nach jedem Hochwasser jeden Weg gehen und schauen, ob was kaputt ist.

Wie erfahren Sie von heftigen lokalen Gewittern?

Aus den OÖNachrichten, oder ich sehe, wenn über dem Almtal der Himmel schwarz ist: Dann rufe ich Bekannte an oder fahre rein. Heuer hat der Thießenbach in Scharnstein ordentlich gewütet. Bei einer Bachquerung zum Hochsalm konnte man nicht mehr trockenen Fußes rüber: Der Wasser hatte einen Felsbrocken weggerissen, einen anderen angeschwemmt. Jetzt ist die Querung besser als zuvor.

Was zählt zu Ihrer Ausrüstung?

Die Säge ist immer dabei. Im Auto sind Schaufel und Krampen: Oft schaue ich mir einen Schaden zunächst an und fahr dann ein zweites Mal hin.

Müssen Sie auch Gras mähen?

Ja, besonders beim Hochsalm: Das sind enorme Strecken, die ich drei, vier Mal im Jahr mähen muss, weil dort Wald gerodet wurde und nun alles wächst. Das ist eine Heidenarbeit.

Wo Sie markieren, finden sich immer wieder nette Sprüche, Informationen oder Wünsche.

Ja, dass ich „Einen guten Aufstieg“ wünsche, die „Halbzeit“ markiere oder den Kasberg als „Monte Cheesie“ bezeichne, ist meine persönliche Note. Dafür erhalte ich auch Reaktionen. Der Großteil der Wanderer spricht mich auch an, wenn sie mich bei der Arbeit sehen. Viele wollen mich auf ein Bier einladen, aber das geht oft nicht.

Wie viele Stunden arbeiten Sie?

Pro Jahr sind das rund 350 Stunden, im Winter aber fast nichts. Die meiste Arbeit ist nach der Schneeschmelze, wenn ich Dreck nach Hangrutschungen oder Laub beseitigen muss. Das dauert meist bis Mitte Mai, dann sind immer noch aktuelle Sachen zu erledigen.

Welche Wege sind besonders schwierig zu pflegen?

Der Hauergraben beim Anstieg auf den Zwillingskogel: Der Weg ist sehr schattig: Fast jedes Jahr rutschen mit dem Schnee etwa 20 bis 30 Meter des Weges weg. Zusätzlich muss ich ihn noch bis zu vier Mal im Jahr säubern.

Haben Sie ein Team, das hilft?

Ich bin grundsätzlich alleine, habe aber zwei, drei gute Freunde, die helfen: Besonders, wenn es um Arbeit mit der Motorsäge geht. Das ist nichts für mich.

Wie legen Sie die Gehzeiten bei den Markierungen fest?

Das sind Vorgaben des Alpenvereins, die sich nach Wegstrecke und Höhenmetern richten. Außerdem halte ich mich an Angaben aus der Literatur und setze die Zeit im Zweifel großzügiger an.

Was freut Sie besonders?

Die Rückmeldungen der Wanderer, obwohl sie für mich nicht Triebfeder sind, das zu tun. Es ist für mich ein schönes Gefühl, wenn alles in Ordnung ist oder nach einer Plagerei der Weg schöner ist als zuvor.

Wie haben sich Wegmarkierungen in den Jahren verändert?

Vor mehr als zehn Jahren sind gelbe Tafeln eingeführt worden. Alte werden erst ersetzt, wenn sie kaputt sind. Bei den neuen ist sogar die Schrifthöhe auf Millimeter genau festgelegt. Ich schreibe alles selbst, die exakte Höhe der Buchstaben ist nicht so wichtig.

Sind Sie als Markierungswart nach Bergunfällen belangbar?

Nein, weil für die Wegerhaltung der Alpenverein zuständig ist und die österreichische Rechtsprechung sehr realitätsbezogen ist: Selbst auf markierten Wegen darf nicht immer erwartet werden, dass sie gefahrlos begehbar sind.

Persönlich

Der pensionierte Berufsschullehrer Klaus Kaar (69) wohnt in Wels, ist ledig und hat keine Kinder. Sein Vater hat ihn seinerzeit fürs Bergsteigen begeistert. Er hält sich unter anderem mit Radfahren fit.

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25. April 2024