Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Steile Karriere eines Schulversagers: "Mein Beispiel soll Mut machen"

Von Erik Famler, 05. März 2018, 00:04 Uhr

WELS/LINZ. Der Gynäkologe Gernot Tews betreibt in Wels eine Kinderwunsch-Klinik. Die Jugend des erfolgreichen Mediziners war geprägt von schlechten Noten und vielen Fehlstunden.

„Ich habe die Unterschriften meiner Eltern besser beherrscht als sie selbst“, sagt Gernot Tews. Der erfolgreiche Mediziner, der in der Welser Privatklinik Sankt Stefan ein Kinderwunsch-Institut betreibt, beginnt bei den Erinnerungen an seine Schulzeit zu schmunzeln. Als Jugendlicher flog er aus mehreren Schulen, schrieb schlechte Noten und sammelte Hunderte Fehlstunden an, für die er sich selbst entschuldigte – mit Hilfe der von ihm gefälschten Unterschriften seiner Eltern.

Sein Beispiel solle nicht Schule machen, sagt Tews. Es könne aber jenen Mut machen, die als Schulversager abgestempelt werden. Dass er nicht obdachlos, sondern anerkannter Mediziner wurde, verdankt der Linzer seinem strengen Vater: „Wer nicht lernen will, muss arbeiten“, meinte der entnervte Papa zu seinem ältesten Sohn, als dieser nach erfolglosen Anläufen als Gymnasiast und Hauptschüler auch aus der Handelsschule die ersten Fünfer anschleppte: „Erst als Lehrling habe ich Tritt gefasst. Ich habe die kaufmännische Lehre problemlos absolviert und meldete mich 17-jährig in der Arbeitermittelschule an.“ Statt nach viereinhalb Jahren schaffte Tews die Matura in vier Jahren. Das Medizinstudium in Graz absolvierte er unter 400 Studenten nach 9,5 Semestern als Erster.

Tews promovierte an der Uni Graz. Bild: privat

Seine Berufslaufbahn verlief steil und schnörkellos. Nach Turnus und Facharztausbildung wurde er leitender Arzt an der Frauenklinik Linz. Sein erstes Primariat führte Tews an die Welser Frauenklinik. 2002 wurde er Dozent, 2008 habilitierte er und wurde zum Universitätsprofessor ernannt.

Als ärztlicher Leiter nahm der damals 60-Jährige 2012 seinen Primarshut: „Nach der Fusion der Frauenklinik mit dem Linzer AKH hat die Tagespolitik so sehr in meine Arbeit hineinregiert, dass ich keine Lust mehr hatte.“

Schlichtes Lebensmotto

Tews ließ sich pensionieren und eröffnete kurz darauf im Welser Ärztezentrum St. Stefan ein Kinderwunsch-Institut. Die schwierige Gründungsphase ist längst vorbei, der Reproduktionsmediziner ist zufrieden: „Von 30 österreichweiten Einrichtungen liegen wir mit unserer Schwangerschaftsrate an zweiter Stelle“, ist Tews stolz. Dass er nicht ewig an der Spitze der eigenen Einrichtung stehen wird, ist dem nunmehr 65-Jährigen bewusst: „Ich werde sicher zurückstecken und meinen Job als Senior Consulter ausklingen lassen.“

Als lernschwacher Schüler

Diese Einstellung entspricht auch seinem Lebensmotto, das unerwartet schlicht klingt: „Nie vergessen, das Leben auch zu leben.“ Beim Paragleiten sucht der Mediziner „den Kick“. Nach 1500 Flügen, zwei Wirbelbrüchen und einem kaputten Knie (die Verletzungen stammen von verunglückten Landungen), sucht Tews noch immer das Risiko. Gemächlicher verbringt er seine Urlaube – gerne auch auf der Harley quer durch die USA.

Die vier Kinder des Mediziners haben gute Berufe: „Zwei von ihnen absolvierten wie ich den zweiten Bildungsweg. Leider hat keines in die Medizin gefunden“, bedauert Tews. Seine Empfehlung an die Jugend. „Karriere mit Lehre unter Absolvierung der Matura ist ein Erfolgsgarant. Bis 21 ist mein Privatleben zwar auf der Strecke geblieben. In dieser Zeit habe ich aber gelernt, mich zu organisieren. Und dass Menschen, die nicht an der Spitze stehen, genauso was zusammenbringen.“

Gernot Tews ist anerkannter Reproduktionsmediziner mit eigenem Institut.

Mit der Institution Schule hat sich Tews versöhnt: „Ich habe begriffen, dass die Lehrer nicht die Feinde der Schüler sind und man seine Chance, etwas zu lernen, unbedingt nützen soll.“ Das nachträgliche Aneignen von Kenntnissen sei nämlich ungleich mühsamer, weiß der Mediziner aus Erfahrung.

 

 

mehr aus Wels

Welser Radfahrer erkundet Europas äußerste Winkel

Eine Nacht lang Forschung live in den Betrieben erleben

In Emmas Kaffeerösterei werden Bohnen veredelt

Kirschblütenrennen: Alles startklar

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

18  Kommentare
18  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
wertzu (797 Kommentare)
am 05.03.2018 18:03

Sympatischer Mensch daugt ma .... ja ja so manch Lehrer kann dir schon dein Leben verbauen ... leer Lehrer am leersten.....

lädt ...
melden
antworten
tulipa (3.265 Kommentare)
am 05.03.2018 18:21

Wenn Sie genau lesen, macht er nicht ‚die Lehrer‘ oder ‚das System‘ für sein Versagen verantwortlich. Er ist draufgekommen, dass es an ihm selber liegt, was aus sich zu machen, dass er selber für sich die Verantwortung übernehmen muss. Das hat er gemacht, mit sehr viel Erfolg. Natürlich mit Unterstützung (staatliche Leistung, Familie?), aber ER selber handelte.
Diese Einsicht würde vielen jugendlichen Leistungsverweigeren gut tun, und es macht auch nicht so viel aus, wenn das ein wenig länger dauert. Auch was länger dauert, wird oft sehr gut.
Eltern müssen den Kids auch rechtzeitig klar machen, dass sie was tun müssen, sei es in der Arbeit oder der Schule oder beim Studium.

lädt ...
melden
antworten
Obiwankenobi (447 Kommentare)
am 05.03.2018 16:18

dürfte auch das Beispiel seines Bruders eine Rolle gespielt haben. Erfolgsgarantie ist die Matura aber nicht, meine Tante hat maturiert, aber nach wechselvollem Lebenslauf eine Trafik in Verona geführt.

lädt ...
melden
antworten
trollpower (784 Kommentare)
am 05.03.2018 12:15

Ah , jetzt sind wieder die Kinder schuld !
Es ist die Schule die versagt !
Diese Massenkindhaltung ist nix gutes !

lädt ...
melden
antworten
wertzu (797 Kommentare)
am 05.03.2018 19:56

vollkommen richtig

lädt ...
melden
antworten
( Kommentare)
am 05.03.2018 11:55

wieder ein Strohhalm,
an dem sich Schulversager
aufrichten können.

lädt ...
melden
antworten
Linz1001 (135 Kommentare)
am 05.03.2018 10:17

Das wichtigste ist Ehrgeiz, ein Ziel vor Augen und ein Staat der dies ermöglicht - tolle Leistung!

lädt ...
melden
antworten
mynachrichten1 (15.437 Kommentare)
am 05.03.2018 10:51

oder eine Familie die immer eine Stütze ist.

und dann muss man noch in die finanziell hoch ausgestattete Branche der Medizin kommen, dann kann auch dann, wenn man keine Karriere macht, überhaupt nichts am Finanziellen schief gehen.

ich bin schon neugierig, wenn die neue Generation der ausgesiebten als Mediziner von Einem steht, wie gut die dann mit der medizinischen Praxis mit allem was dazu gehört zurechtkommen.

Jedenfalls würde es viel billiger für die GEsellschaft, wenn man mehr ausbilden würde.
Vor ca 30 Jahren da sind manche beim Studium großteils zu Hause gesessen und haben gebüffelt. Also das man nicht mehr ausbilden könnte in dieser Art, das glauben nur die Bürokraten.

Außerdem wäre es eh besser, man würde schon von Anfang weg mehr Praxis machen, dazu würde das Spital vor Ort mit dementsprechenden Ausbildern genügen.

Es ist noch viel im Argen, nur wenn ein Mangel erzeugt wird, dann bezahlt das der Kunde doppelt und die ganzen teuren Geräte sind nicht ausgelastet.

lädt ...
melden
antworten
schutzengel75 (280 Kommentare)
am 05.03.2018 08:13

Die Ausbildung, die im sog. zweiten Bildungsweg erfolgt, zahlen sich die meisten Menschen selber. Sie haben nicht nur zusätzlichen Aufwand, sondern müssen auch finanziell zurückstecken und das in einem Alter, in dem andere schon weiter sind (finanziell)...
Mir gefällt dieser Mensch, der sein Leben toll gemeistert hat!

lädt ...
melden
antworten
StefanieSuper (5.170 Kommentare)
am 05.03.2018 13:48

Das ist nicht ganz richtig. Der Staat - also wir - zahlt die Lehrer und im Rahmen der Schulausbildung auch die Lehrbücher. Dazu gibt es auch noch die Schulbeihilfe, die von vielen Abendschüler in Anspruch genommen werden. Dann gibt es auch noch die Schulfreifahrt. Auch die kann bezogen werden.

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 05.03.2018 22:45

> Der Staat - also wir - zahlt

grinsen

lädt ...
melden
antworten
StefanieSuper (5.170 Kommentare)
am 03.03.2018 07:56

Es kann schon sein, dass aus einem verzogenen Fratz etwas wird. Dann wenn er auf sich alleine gestellt ist und sich nicht auf das Geld der Eltern verlassen kann.
Wahrscheinlich hat man ihm in der Arbeitswelt beigebracht, dass nicht alles einfach so vom Himmel fällt. Sein Glück war einfach, dass es in Österreich einen zweiten Bildungsweg - für diese Typen - gibt. Außerdem war er dann vielleicht auch schon aus der Pubertät.

Ich habe aber noch nie gehört, dass aus einem ausgezeichneten oder guten Schüler nichts geworden ist. Darum habe ich diese blödsinnigen Geschichten, die ja auch der Präsident des Landesschulrat - der ja auch einmal eine Klasse wiederholte - einfach nur satt. Wer in seiner "Regelschulzeit" nichts oder nur Blödsinn macht, der muss eben länger in seine Ausbildung investieren. Dem Staat kostet das viel Geld, den Eltern vielleicht viele Nachhilfestunden.

lädt ...
melden
antworten
Zaungast_17 (26.401 Kommentare)
am 05.03.2018 08:01

bitte den Geifer rechtzeitig abwischen, bevor es Flecken auf der Kleidung gibt zwinkern ...

ich finde diese Geschichte und die (möglichen) Lehren daraus sehr gut und mit Vorbildwirkung...

und dazu eine optimale Einstellung! - Sympathisch!

lädt ...
melden
antworten
wootwo (882 Kommentare)
am 05.03.2018 08:16

"dass es in Österreich einen zweiten Bildungsweg - für diese Typen - gibt"

Früher musste man für eine höhere Schule bzw. Internat noch monatlich bezahlen. So manche konnten sich das nicht leisten, ergo blieb nur Lehre oder arbeiten übrig. Gsd gab oder gibt es den zweiten Bildungsweg wo so mancher das nachholen konnte, was ihm auf Grund der Lebensumstände verwehrt war!

lädt ...
melden
antworten
Digitalis (3.621 Kommentare)
am 05.03.2018 09:59

@StefanieSuper. Danke für diesen grundvernünftigen Beitrag. grinsen grinsen :-=) Denn der Artikel, so ihn Schulversager eh überhaupt lesen (können), ist allenfalls eine Anregung, einmal recht lange und "selbstverwirklichend" die Schul-, speziell Studienzeit zu verbringen - weil irgend wann wird einem/einer schon "der Knopf aufgehen".
Ja, ich habe in der Familie (Vater) es selbst erlebt, der aber nicht aus Faulheit sondern der besonderen Umstände wegen, "nur" eine Hauptschule (damals aber noch eine gute!) besuchen musste - und später neben der beruflichen, teilweise Schicht- Arbeit, die Abend-HTL absolvierte und so einen Aufstieg schaffte.
Na ja, der hatte auch nicht Eltern, die es sich locker vom Hocker leisten konnten, geschweige denn wollten, einen "Schulversager"mit einem Endlos-Studium zu ernähren...

lädt ...
melden
antworten
apeliothes (45 Kommentare)
am 05.03.2018 11:28

und was haben Sie im Leben alles erreicht??

lädt ...
melden
antworten
spoe (13.503 Kommentare)
am 05.03.2018 11:35

Computerführerschein übers AMS. zwinkern

lädt ...
melden
antworten
( Kommentare)
am 05.03.2018 21:52

super blank?
der staat, der staat, der sagt doch was!
der fratz, der fratz, der muss doch was!
das geld, das geld, das macht doch was!

ernst lauft in trott,
trott lauft in ernst,
rhabarber, rhabarber, rhabarberkompott

have fun.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen