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Stadlinger Animositäten gegen die Pferdeeisenbahn

Von Friedrich M. Müller   13.September 2013

WELS. Heinz Schludermann aus der Maxlhaid wirbt seit Jahren um mehr Aufmerksamkeit für die Pferdeeisenbahn. Nun unternimmt er einen Vorstoß, dass dieses Verkehrsmittel bei der Landesausstellung 2016 Beachtung findet.

Welser Zeitung: Sie schlagen für die Landesausstellung „Mensch & Pferd“ in Lambach/Stadl-Paura einen neuen Titel vor?

Schludermann: Ja, ich sage: „Traun – Pferd – Schiene.“

Weshalb soll „Schiene“ dazukommen?

Ich verfolge seit Jahren die Grobkonzepte für die Ausstellung: Von Pferdeeisenbahn liest und hört man nichts. Es geht immer nur um den Traun-Gegenzug (Pferde zogen leere Salzschiffe flussaufwärts, Anm.). Dabei sind neben dem Stift das ehemalige Bahnhofsgebäude der Pferdeeisenbahn und das Hengstendepot (Pferdezentrum, Anm.) dominierende Gebäude.

Wie kann die Pferdeeisenbahn 2016 präsentiert werden?

Erstens durch ein Gedenken, dass es sie gegeben hat: Die ÖBB tun so, als ob es vor der Dampfbahn nichts gegeben hätte. Zweitens durch ein Fahrgeschäft während der Ausstellung, das Hengstendepot bietet sich an. Man kann eine Trasse nachbauen; das muss nicht nur temporär sein. Und man erläutert die Geschichte: von den Fahrrädern in der Antike bis zur umständlichen Entwicklung der Schiene – mit philosophischem Überbau: Die Sehnsucht nach dem unendlich rollenden Rad auf glatter, ebener Fläche.

Was unternehmen Sie, damit Ihre Idee Zulauf bekommt?

Informieren! Die Kulturdirektion des Landes braucht eigentlich keinen Zuruf. Die ehemalige Chefin des Pferdezentrums, Frau Doktor Holzleitner, war informiert. Auch Wolfgang Schürrer vom Pferdezuchtverband ist informiert. Vor einigen Wochen war ich bei den Bürgermeistern Oberndorfer (Lambach, Anm.) und Meisinger (Stadl-Paura, Anm.) und bei Kurt Platzer, dem Geschäftsführer des Hengstendepots. Auch Abt Maximilian Neulinger weiß Bescheid.

Weshalb ist Lobbying für Pferdeeisenbahn so schwer?

Das sind Animositäten der Stadlinger Schiffleute: Die Pferdeeisenbahn hat sie erstickt, ruiniert. Das Trauma wirkt nach. Der Schiffleute-Verein ist im Ort sehr stark.

Was war das Revolutionäre der Pferdeeisenbahn?

Die Regelmäßigkeit des Betriebes: Die Postkutsche fuhr schon regelmäßig, jetzt war der Fahrplan noch genauer. Das Wichtigste war aber Kostenersparnis – rund 40 Prozent gegenüber dem Landverkehr. Es entstand Nahtourismus: Die Postkutsche transportierte acht Personen, die Pferdeeisenbahn 20, 30, 40. Es gab Tagesausflüge von Linz nach St. Magdalena oder Neubau. Der Gastwirt in Neubau wirbt in Zeitungen um Gäste: Er bittet, dass sie vor der Abreise zahlen. Letztlich waren Tagesausflüge Linz–Gmunden möglich, die Reichweiten haben sich geändert.

Genügt Ihnen der kurze, revitalisierte Abschnitt der Pferdeeisenbahn im Mühlviertel?

Es ist gut gemeint, aber engstirnig gedacht: Eisenbahn ist immer eine Linie, nie eine Einzelstation. Daher ist auch kein Marketing möglich. Es ist monocolor, wenn ich einmal dort war, ist es getan.

Wie lange war die Strecke Budweis–Linz–Gmunden in Betrieb?

Budweis–Urfahr von 1832 bis 1872, Linz–Gmunden von 1834 bis 1859, wobei in den letzten fünf Jahren bereits mit Dampf gefahren wurde. Weil die Strecke war durch Massentransporte, unter anderem von Salz, ein Geschäft. Die Kaiserin-Elisabeth-Bahngesellschaft kaufte 1857 die Pferdeeisenbahn-Gesellschaft.

Gab es anderswo auch Pferdeeisenbahnen?

Vor der Dampf- gab es Pferdeeisenbahn – auch in England. Viele fuhren im Mischverkehr mit Pferde- und Dampftraktion. Die erste deutsche Dampfbahn Nürnberg–Fürth fuhr bis 1863 Pferdetraktion: Bei wenig Betrieb spannte man Pferde ein, ansonsten fuhr man mit Dampf. Denn Kohle war teuer.

Wird die Pferdeeisenbahn auch in anderen Staaten unter ihrem historischen Wert geschlagen?

Ja! Im deutschen Verkehrsmuseum in Nürnberg wird sie im letzten Satz bei der Eisenbahn-Ausstellung erwähnt – ganz kurz. Der Grund: Eisenbahnfreaks interessieren sich für Physik, natürlich ist die Dampfmaschine interessanter. Pferde verbinden viele mit Landwirtschaft, Pferd zwischen den Schienen einzuspannen, löst keine Begeisterung aus. Außerdem ist die Pferdeeisenbahn nur 14 km/h schnell: Heute haben Formel-1-Rennen wesentlich mehr Zuseher als Pferderennen. Das Jahrtausend der Pferde war in den fünfziger Jahren zu Ende: durch den Steyr-Traktor.

Persönlich

Heinz Schludermann (73) ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Der diplomierte Betriebswirt war selbstständiger Marktforscher in Salzburg. Er lebt am Gasthaus Maxlhaid und erkannte das touristisch brachliegende Kapitel Pferdeeisenbahn. Die Maxlhaid war seinerzeit Station. Schludermann schuf ein Museum und ist nach wie vor Kämpfer gegen das Vergessen dieses Verkehrsmittels.

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25. April 2024