"Ich will mit Konzerten Menschen Zeit schenken"
WELS. Konzert-Reihe: Tenor Michael Nowak verlässt als künstlerischer Leiter der Schubertiade gewohnte Pfade und offeriert heuer auch "Schubert Crossover" im Alten Schlachthof.
Michael Nowak sagte Schubertiade-Gründer Alfred Ecker an dessen Sterbebett zu, sein Erbe fortzusetzen. Ein Gespräch über den karitativen Hintergrund der Konzerte, den Faktor Zeit in unserer Gesellschaft und Wünsche an die Stadtverantwortlichen.
Welser Zeitung: Werden Sie wie Alfred Ecker per Rad Programmhefte persönlich zustellen?
Nowak: Nein, dazu fehlt mir die Zeit, ich bin nicht in Pension. Konditionell wäre es gerade noch machbar (lacht). Dank der Hilfe der Stadt konnten wir 700 Programmhefte per Post verschicken.
Weshalb haben Sie die künstlerische Leitung übernommen?
Wegen meiner Freundschaft zu Fredi Ecker und wegen meiner Liebe zur Musik: Ich kann mit Darbietungen Menschen berühren und sie wohin bringen, wo sie im Alltag nicht hinzubringen sind.
Wie kamen Sie zum diesjährigen Generalmotto "Zeit"?
Ich versuche mit Konzerten Menschen herauszureißen, obwohl sie ständig zu wenig Zeit haben: Ein Konzert bedeutet für Zuhörer Stillstand der Zeit – in ein, zwei Stunden entrücken sie ihrer normalen Zeit in eine andere. Ich erreiche sie auf einer anderen Ebene – das Zuhören, das Stillsitzen fällt uns ohnehin immer schwerer. Ich schenke mit Konzerten den Menschen Zeit und biete ein Wechselspiel aus einer gewissen Heiterkeit und Besinnlichkeit.
Wird es jedes Jahr ein Generalthema geben?
Ein roter Faden ist mir wichtig, wie er 2017 heißt, weiß ich noch nicht.
Weshalb soll man Schubertiade-Konzerte besuchen?
Weil die Darbietungen qualitative Kleinode sind, die vorwiegend von heimischen Künstlern dargebracht werden. Es gibt im lokalen Kreis sehr viele, die nur nicht gesehen werden. Und wegen des karitativen Hintergrundes.
Bisher wurde die Hospizbewegung mit dem Erlös unterstützt. Wird das so bleiben?
Nein, wir kooperieren mit der Lebenshilfe Wels. Die finanzielle Unterstützung wird vermutlich bescheiden ausfallen, weil wir versuchen müssen, als Verein über die Runden zu kommen. Aber die von der Lebenshilfe Betreuten haben bei Konzerten freien Eintritt. Für 2017 planen wir einen Auftritt der Behinderten – wir wollen ihr Können in den Mittelpunkt rücken.
Unterstützen Sie auch andere Vereine und Organisationen?
Ja, unsere Devise lautet: Was mit Musik zu tun hat, kann gefördert werden – beispielsweise der Kauf eines Instrumentes für ein besonders begabtes Kind oder ein Stipendium oder ein besonderer Konzertbesuch.
Woran werden Konzertbesucher merken, dass Sie nun künstlerischer Leiter sind?
Wir haben neue Spielstätten wie den Alten Schlachthof für "Schubert Crossover", einem Schauspiel mit Gesang; wir haben nicht mehr nur die klassische Form, dass vorne wer singt oder spielt. Ich möchte künftig noch mehr das Wort einfließen lassen und fächerübergreifend agieren – auch Richtung Lesung und Chorkonzerte. Es wäre fein, wenn ausländische und heimische Chöre auftreten – uns also andere Kulturen darbringen.
Werden Sie heuer auch als Akteur in Erscheinung treten?
Ich habe Spundus davor, mich selbst auf die Bühne zu bringen. Ich dirigiere heuer das Weihnachtskonzert, weil mein Chor "NowaCanto" mitwirkt. Ich mache die Leitung aber nicht, um für mich eine Spielwiese zu haben. Ich will anderen eine Plattform geben.
Was wünschen Sie sich von der Stadt Wels für die Schubertiade?
Dass sie als gutes Mosaikstück des Kulturlebens gesehen wird, dass die Stadt auch emotional dahintersteht, Vertreter uns besuchen und wir Resonanz erhalten.
Nowaks Schubertiade
esangslehrer Michael Nowak (51) lebt seit 1991 in Wels: Der Vater von vier erwachsenen Kindern ist in zweiter Ehe mit Sopranistin Judith Graf verheiratet. Der Tenor singt derzeit beim Brucknerfest in „Der Kaiser von Atlantis“.
Nach dem Tod von Schubertiade-Gründer Alfred Ecker im Herbst 2015 übernahm er die künstlerische Leitung:
- So., 23. 10., 11 Uhr, Gwölb, Fam. Kalchmair Thalheim: „Eine Zeitreise der Holzblasinstrumente“;
- Fr., 4. 11., 19.30 Uhr, Alter Schlachthof: „Schubert Crossover“;
- Fr., 18. 11., 19.30 Uhr, Evangelische Kirche, Wels: „Vom Einklang zum Dreiklang“;
- Sa., 26.11., 19.30 Uhr, Musikschule: „Kriegers Ahnung“;
- So., 4.12., 18 Uhr, Minoriten: „Weihnachtskonzert“.
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