Problem-Müll: Störfälle in Welser Abfallverbrennung häufen sich

Von Erik Famler   12.Oktober 2017

Die WAV spricht von Störstoffen. Konkret sind es gängige Materialien wie Carbon, Mineralwolle und Fiberglas, die in den Verbrennungskreislauf gelangen und dabei hohe Kosten verursachen. Der Grund: Die Fasern des Abfalls verlegen die Rauchgasfilter und führen zu Kurzschlüssen bei den Elektrofiltern. Die finanziellen Folgen sind beträchtlich: "Pro Jahr ist es ein hoher sechsstelliger Betrag, der unser Betriebsergebnis belastet", schätzt Betriebsleiter Günther Gruber.

Umweltschöffen sind informiert

Die WAV hat eine jährliche Verbrennungskapazität von 300.000 Tonnen. Neben Haushaltsmüll werden Gewerbe- und Industrieabfall thermisch verwertet. Über das Thema Störstoffe wurde inzwischen auch die Umweltkommission informiert. Dieses Gremium traf sich in der Vorwoche zu seiner 90. Sitzung. An den Beratungen nehmen Anrainer, WAV-Ingenieure, Gesundheitsexperten und Umweltschöffen teil. Bei der jüngsten Sitzung präsentierten die Abfallverwerter Details der vorangegangenen Wartungsarbeiten. Anschließend kam das Thema Problem-Müll zur Sprache. Wie man den erklärten Feinden der Welser Müllverbrennung beikommt, ist noch ungeklärt. "Bei der Anlieferung lehnen wir solche Stoffe ab. Trotz Übernahmekontrollen und mechanischer Sortierung kann man nicht verhindern, dass Carbon oder Dämmwolle in die Verbrennung gelangt", sagt Gruber.

Bei Carbon, einem kohlenstoffverstärkten Kunststoff, sind die Entsorgungsmöglichkeiten noch eingeschränkt: "Das Material kann bei Höchsttemperatur verbrannt werden. Allerdings gibt es dafür nur eine Anlage, und die steht in Deutschland. Das Recyceln ist technisch möglich, aber noch viel zu aufwendig." Auch die Entsorgungswege bei Mineralwolle stecken noch in den Kinderschuhen: "Man kann es verpressen oder bringt es wo ein", erklärt Gruber den Stand der Technik.

Die Störfälle an den Elektrofiltern haben nach Auskunft des WAV-Leiters keine Auswirkungen auf die Umwelt: "Zur Entstaubung der Rauchgase ist neben Elektrofiltern ein Polizeifilter nachgeschaltet. Der konkrete Schaden bei Störfällen entsteht durch die Reduzierung der Verbrennungsleistung, durch erhöhte Zugabe von Sekundärbrennstoffen wie Öl und Gas und durch höhere Reparaturkosten", sagt der Standortleiter.

Für eine Lösung brauche es viel Geduld, meint Gruber: "Bis das Problembewusstsein an alle Sammelstellen und zum letzten Kunden vorgedrungen ist, vergeht viel Zeit."

Störstoffe sind nicht neu

Im Übrigen sei das Grundproblem nicht neu: "Wir hatten schon immer Störstoffe, wo bei der Produktion nicht zu Ende gedacht wurde. Ich erinnere an die Bahnschwellen, die eines Tages als gefährlicher Abfall eingestuft wurden. Oder auch an Asbest, das früher als Wunderwerkstoff gehandelt wurde, bis man gemerkt hat, dass es gesundheitlich der blanke Wahnsinn war."