Mit Vitus Mostdipf quer durch Russland

Von M. Krenn-Aichinger   17.Februar 2012

OÖN: Vitus Mostdipf hat Ihnen mit seinem bodenständigen oberösterreichischen Charme so manche Tür in Russland geöffnet. Wie das?

Martinek: Für mich ist der Vitus Mostdipf der Urtyp des Oberösterreichers. Deshalb habe ich ihn mitgenommen. Er ist immer unter dem Sitz gelegen. Bei den Grenzkontrollen ist er den Zöllnern in die Hände gefallen. Sie mussten schmunzeln und waren dann sehr freundlich. Langwierig blieben die Kontrollen trotzdem. Ich habe Vitus Mostdipf sehr oft Leuten einfach in die Hand gedrückt, zum Beispiel einem Fährmann oder einem Gartenzwerg-Verkäufer. Dabei sind humorvolle Aufnahmen entstanden. Ich habe in meinen Multivisions-Vortrag über Russland auch ein Suchrätsel einbaut. Die Besucher müssen raten, wie viele Mostdipfs in einer Fotocollage zu sehen sind.

OÖN: Sie waren länger als zwei Monate unterwegs, haben 30.000 Bilder geschossen. Was waren für Sie die bleibendsten Eindrücke dieser Reise durch das Baltikum, Russland, die Ukraine und Rumänien?

Martinek: Da gibt es viele. Zum Beispiel das Städtchen Elista, die russische Hauptstadt des Schachspiels. Was man dort nicht vermutet, ist ein großes buddhistisches Zentrum. Fantastisch waren auch die Weißen Nächte in St. Petersburg und natürlich die prächtigen Paläste. In Moskau haben mich vor allem die wunderschönen U-Bahn-Stationen, viele davon noch im Jugendstil, fasziniert. Und auch die langen U-Bahn-Treppen, da fährt man länger als eineinhalb Minuten bis man wieder oben angelangt ist. Im rumänischen Buzau waren die Schlammvulkane faszinierend.

OÖN: Sie haben das Uralgebirge überquert und sich einen Kindheitstraum erfüllt. Konnte die Realität mit dem Traum mithalten?

Martinek: Schon als Kind wollte ich zu dieser Grenze zwischen Europa und Asien kurz vor Ekaterinburg. In der Realität, war es dann doch anders als ich es mir vorgestellt habe. Keine abenteuerlichen Gebirgspässe sondern riesige Städte, wo es genauso IKEA und McDonald’s gibt.

OÖN: Ihre Multivisionen leben auch von den teils sehr humorvollen Bildern und Filmen vom Alltag der Menschen. Wie kommt man zu diesen Bildern?

Martinek: Den Leuten lächelnd begegnen hilft meistens. In Russland werfen sich vor allem die Frauen gleich in Pose, wenn sie eine Kamera sehen. Wir haben uns oft auch bei Hochzeiten eingeschlichen und gefilmt. Ein Museumswärter zum Beispiel begann seinen Bart zu kämmen. Ich merkte, dass er fotografiert werden wollte. Das Eis war gebrochen, und ich konnte dann trotz Verbots fotografieren, was ich wollte.

OÖN: Sie waren 17.000 Kilometer gemeinsam mit Ihrer Frau im Auto unterwegs. Wer hat bei Ihnen immer Recht, der Fahrer oder Beifahrer?

Martinek: Ich bin immer der Fahrer und auf jeden Fall der ungeduldigere. Natürlich ist meine Frau schuld, wenn wir wieder einmal einen Umweg von 100 Kilometer gefahren sind (lacht). Aber tatsächlich war es Teamwork. Etwa beim Zusammensetzen und Entschlüsseln der kyrillischen Buchstaben bei den Ortsnamen. Das Autofahren in den Großstädten war generell eine Herausforderung. Die Russen in ihren großen Allrads fahren – sagen wir so, nicht gerade sehr überlegt. Aber wir sind zum Glück die 17.000 Kilometer unfallfrei gefahren.

OÖN: Wohin geht Ihre nächste Reise?

Martinek: Wahrscheinlich nach Zentralasien und Sibirien.

 

Porträt: Ernst Martinek

Den 64-jährigen Tolleter packt jedes Jahr im Sommer für zwei bis drei Monate das Reisefieber. In 24 Jahren hat er Reisevorträge zu 30 Themen erarbeitet. Alle technischen Neuerungen hat der ehemalige Hauptschullehrer mitgemacht – von der Diaschau entwickelten sich die Martinek-Vorträge zu Mulitivisions-Shows. Martineks Frau Gerlinde teilt die Reiseleidenschaft.

Multivision Russland
Mit seinem Vortrag über Russland macht Martinek heute Abend in der Wirtschaftskammer Grieskirchen Station (19.30 Uhr). Am 12. März, 19.15 Uhr im Atrium Bad Schallerbach, am 22. März, 19.30 Uhr im Soundtheatre in Wels. Weitere Termine auf www.webfocus.at/martinek