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"Mir fehlt das Meer, aber ich liebe Österreich"

Von Friedrich M. Müller, 18. September 2015, 00:04 Uhr
"Mir fehlt das Meer, aber ich liebe Österreich"
Joana Toshimi Aumüller lernte das Kochen in ihrer Familie in Peru. Bild: VOLKER WEIHBOLD

STEINHAUS. Eine gebürtige Peruanerin, die acht Jahre in Tokio gelebt hat, machte ihr Hobby zum Beruf – als reisende Köchin.

Joana Toshimi Aumüller kocht peruanisch, japanisch und österreichisch: Ein Gespräch über Lebensfreude, Genuss und das Binnenland Österreich.

 

Welser Zeitung: Sie bieten "Private Dining" an: Was ist das?

Aumüller: Ein gemütlicher Abend, an dem ich bei meinen Kunden individuell koche: Ich richte mich nach deren Geschmack: ob Fleisch, Fisch, vegetarisch, peruanisch oder japanisch – alles ist möglich.

Weshalb kochen Sie privat?

Im Restaurant geht alles schnell, Japaner lassen sich Zeit zum Genießen: Das ist das Wichtigste. Hier ist dafür keine Zeit. Schade, weil Österreich ist so schön, viele sehen das nicht, jammern nur.

Für wie viele Personen kochen Sie?

Bei Fingerfood können es schon 40 sein, ansonsten bis zu 15. Ich koche alles alleine; das braucht Zeit fürs Einkaufen, Vorbereitung und Kochen: Je nach Menü kostet es 50 Euro pro Person.

Wer sind Ihre Kunden?

Start war im Freundeskreis, dann kam Mundpropaganda. Ich habe bereits für den Marketingchef von Winzer Leo Hillinger im Burgenland gekocht. Die meisten Kunden kommen aber aus der Region Wels. Ich habe keine Grenzen: Ich kam von Peru nach Japan und dann nach Österreich.

Bieten Sie auch Kochkurse an?

Ja, aber nur für Freundesrunden, für die Verwaltung offener Kurse fehlt mir neben Kindern und Haushalt noch die Zeit. Ich gehe es lieber langsam an.

Wo kaufen Sie Lebensmittel?

Asiatisches im China-Shops von E in Wels oder in Leonding; Fisch und Fleisch bei Pfeiffer oder bei Grabner in Steinhaus. In Wien gibt es peruanische Gewürze, Freunde aus Japan bringen auch immer was mit.

Wo haben Sie kochen gelernt?

Bei meinen Eltern: Mama hat von Oma, ich von Mama gelernt. Ich habe mich immer schon dafür interessiert: Ich liebe es, Hühner zu zerlegen oder ganze Jakobsmuscheln zu putzen; ich will nicht alles fertig zerlegt bekommen.

Was schätzen Sie an Österreichs Küche?

Sie ist gut, aber schwer: Schweinsbraten, Nudeln, Erdäpfel...

Welche ist Ihnen am liebsten?

Peruanisch oder asiatisch ist Sache der Laune: Ich aß im Urlaub in Kroatien Fleisch, Fisch, Kartoffeln. Jetzt will ich Japanisches, weil ich Reis und Gemüse liebe: Ich bin Genießerin. Peruanisch ist intensiver gewürzt, aber nicht so scharf wie Thailändisch.

Ihre Lieblingsspeise?

Ich habe viele, aus Österreich ist es die Forelle, Schweinsbratl, ja und Germknödl, die liebe ich auch.

Was ist Ihre Heimat?

Schwer zu sagen: Ich glaube jetzt ist es Österreich, obwohl ich japanische Staatsbürgerin bin. Für mich war es schwer, hier Wurzeln zu schlagen, Arbeit zu finden: Ich spreche fünf Sprachen, habe sieben Jahre Erfahrung im Marketing. Hier zählt aber nur das Papier, auf dem steht, was du gelernt hast. Oder, dass du ein Magister bist. Mit Talent alleine wirst du hier leider nichts: Die Leute haben Angst vor Neuem, Unbekanntem.

Wie sind Sie dann zu Ihrer jetzigen Berufung gekommen?

Ich bin Latino, mag den Kontakt zu Leuten, habe immer gerne Partys gemacht, für Freunde gekocht. Mein Mann motivierte mich, das beruflich anzubieten.

Was gefällt Ihnen an Steinhaus?

Wir sind nahe der Stadt und es ist ganz ruhig. Die Leute sind nett, aber ihnen fehlt Humor, Spontanität, Lachen. Sie sind nicht so offen wir wir Latinos. Im Ort fehlt ein größeres Lebensmittelgeschäft.

Fehlt Ihnen das Meer?

Ja, leider, hier gibt es viele schöne Seen, allerdings das Geräusch, der Geruch des Meeres fehlen. Aber: Ich liebe Österreich.

 

Eine Fusion aus Peru, Japan und Österreich

Joana Toshimi Aumüller (38) kam in der peruanischen Hauptstadt Lima zur Welt und besuchte eine japanische Schule. Ihre Großeltern waren von Japan nach Südamerika ausgewandert. Mit 18 übersiedelte sie nach Japan und arbeitet sieben Jahre im Marketing einer brasilianischen Telekommunikations-Gesellschaft.
In ihrer zweiten Heimat lernte sie den Welser Michael Aumüller kennen und lieben. Er war damals Repräsentant der AMAG Ranshofen für asiatische Kunden. Im November 2003 übersiedelte die Weltbürgerin nach Wels-Vogelweide, heiratete 2004. Seit 2008 wohnt das Paar in einem Eigenheim in Steinhaus. Die Mutter zweier Mädchen ist seit 2014 selbstständig und kocht über Auftrag privat für bis zu 15 Personen. Aumüller spricht Deutsch, Englisch, Japanisch, Spanisch, Portugiesisch. Sie liebt Mountain-Biken und Skifahren und trainiert gerne in Fitness-Studios.

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5  Kommentare
5  Kommentare
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Rapid09 (2.610 Kommentare)
am 20.09.2015 15:26

Sie hat's schnell erfasst, a Magister musst sein in Oesterreich, dann wirst was, egal ob Du was kannst.

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strasi (4.410 Kommentare)
am 18.09.2015 22:59

Mentalität und Lebensgeschichte der "Weltenbummlerin"
sind schon beeindruckend. Jedenfalls verweichlicht wurde
sie offensichtlich nie und kann daher die Raunzerei nicht
verstehen.
Durch ihre Heirat und Kinder wird sie wohl in Österreich
sesshaft werden.
Zu ihrem Kochkünsten kann man ihr nur viele Kunden wünschen.

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Katzenkoerberl (1.838 Kommentare)
am 18.09.2015 13:15

Sympathische Dame mit beeindruckender Geschichte! 👍

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eidgenosse (2.448 Kommentare)
am 18.09.2015 11:54

genau sollche leute brauchen wir. anpacken, integrieren, den steuerzahlern nicht auf der tasche liegen. wünsch dieser symphatischen frau viel erfolg und werde ihre dienste mal in anspruch nehmen.

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( Kommentare)
am 18.09.2015 08:39

zitat "Schade, weil Österreich ist so schön, viele sehen das nicht, jammern nur."
wer dem etwas hinzufügen kann ... zwinkern

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