MedienKulturHaus-Leiter Mayer im Interview:
„Wir wollen die Besucherzahl verdreifachen“

Von Von Friedrich M. Müller   22.Oktober 2010

OÖN: Weshalb soll man heute ab 19 Uhr zum „Open MKH“ kommen?

Mayer: Weil es Schlusspunkt eines Jugendprojektes ist. Die Aufgabe lautete: Was thematisiert die Jugend bei einem Teenie-Film über Wels: Es gab vier Gruppen: Migrantinnen, Mittelschüler, Leute aus Jugendzentren und unsere Filmpartner aus Norwegen und der Schweiz. Wir zeigen heute die Kurzfilme und machen eine gediegene Filmgala mit Abendkleidung und rotem Teppich; nur Stretchlimousinen können wir uns nicht leisten.

OÖN: Was ist das Besondere am MKH?

Mayer: Der Wiener Schriftsteller, Essayist und Kulturkritiker Franz Schuh sagte bei einem Vortrag über Medienpädagogik in Wien: Es gibt in Österreich nur eine Institution, die Medienpädagogik in moderner, zeitgemäßer Form praktiziert: Das Welser Medienkulturhaus. Mittlerweile sind wir wichtige Anlaufstelle, wenn es um Kultur und Jugend in Wels geht. Diese Positionierung freut mich. Unsere Prämisse: Wir geben Jugendlichen Strukturen, Netzwerke, Hardware und Kompetenzen, die sie brauchen, um sich über Themen zu äußern, die sie interessieren. Unser Team mit Kunsthistorikern, Soziologen, Medienpädagogen und Künstlern ist eine gute Mischung, die derzeit unglaublich produktiv ist.

OÖN: Was bedeutet der mit 7500 Euro dotierte „Kulturpreis“ für das MKH?

Mayer: Der Preis kommt wegen des Ausbaus für das Programmkino genau zum richtigen Zeitpunkt. Er gibt Rückenwind und bestätigt von außen, dass der von uns beschrittene Weg Relevanz hat.

OÖN: Ist es schwer, neue Besucherschichten ins MKH zu locken?

Mayer: Nein, wir haben ein so heterogenes Programm, durch das wir immer wieder neue Gruppen ansprechen. Durch die Aufbruchsstimmung in Wels mit Welios und dem Engagement von Wirtschaft und Banken in der Stadtentwicklung sind auch wir gefordert, uns zu vernetzen und das Haus zu positionen. Ziel ist ein Mini-Museumsquartier mit Kino und kleiner Kantine.

OÖN: Wie viele Besucher haben Sie derzeit?

Mayer: Jährlich 18.000, wir wollen die Zahl mindestens verdreifachen, weil wir ein Multi-Angebot bieten können: Wer ins Kino geht, schaut sie vorher eine Ausstellung an, oder er trinkt Kaffee und liest Kunstzeitschriften. Das Programmkino ist extrem gefordert, aus den zwei Sälen was zu machen; sie haben dann beste Rahmenbedingungen.

OÖN: Wie wird sich das Haus verändern, wenn es das Programmkino gibt?

Mayer: Wir werden mehr „Laufkundschaft“ bekommen, von der alle Teile partizipieren. Großes Plus im Haus ist die tolle Atmosphäre und die Kommunikation mit den Nutzern.

OÖN: Wo steht das MKH im Jahr 2015?

Mayer: Einer der Pläne ist, eine internationale Kurzfilm-Akademie für Jugendliche zu etablieren. Wir haben das Kino, die Youki als Festival (Jugendmedienfestival, Anm.) und regelmäßig Sommerproduktionen, die es ja heute Abend zu sehen gibt. Wir wollen auch die Galerie vergrößern und schauen, weiterhin aufstrebende Künstler mit internationalen Positionen zu verquicken, damit sie dann einmal im Lentos oder der Landesgalerie ausgestellt werden.

OÖN: Das MKH-Jahresmotto 2011 lautet „Wem gehört die Stadt“: Was soll passieren?

Mayer: Durch Einsatz aller Medien hinterfragt die Jugend: Wo sind Plätze für sie, wohin entwickelt sich die Stadt. In Wels tut sich was, da wollen wir dabei sein. Vielfalt macht eine Stadt aus, daher ist die Kunsthalle in Thalheim wichtig, auch das Welios – das ist keine Konkurrenz, das sind Chancen.

OÖN: Die FP kritisiert das MKH immer wieder: Wie ist das Verhältnis?

Mayer: (zögert) Ich muss mir genau überlegen, was ich sage, denn die FP-ler werden in dem Interview wahrscheinlich nur diesen Satz lesen (schmunzelt): Herr Rabl sitzt in unserem Kuratorium, ich gehe davon aus, dass er sich über die Auszeichnung freut. Die Unsicherheit, ob das MHK was ist oder nicht, wird hoffentlich ausgeräumt. Er gibt die Bestätigung von außen, dass unsere Arbeit mit Jugendlichen zielführend ist.

OÖN: FP-Politiker schimpfen über das MKH, sind sie überhaupt Gäste?

Mayer: Das ist das Bernhard-Syndrom: Die über ihn geschimpft haben, haben seine Stücke im Theater nie gesehen. Die, die schimpfen, sind nie da. Die Wertschätzung der anderen Politiker ist groß, sonst würden sie uns nicht dieses Haus zur Verfügung stellen.

OÖN: Was wünschen Sie sich von der Kulturpolitik?

Mayer: Vernetzung und voll auf die Tube drücken, ja keine Stagnation. Ein Wirtschaftsstandort ist nur dann interessant, wenn es ein reichhaltiges, kulturelles Angebot gibt. Das beweisen Studien.