Karl Prillinger ist der Antiquar der Landtechnik

Von Alfons Krieglsteiner   10.November 2017

Das größte agrargeschichtliche Archiv Europas befindet sich im Keller eines Hauses in der Wimpassinger Straße in Wels: 800.000 historische Dokumente hat Karl Prillinger hier zusammengetragen. Jetzt beginnt für sein Privatarchiv eine neue Ära. "Ich habe mit der Digitalisierung der Bestände begonnen, 80.000 Bilder kann man schon herunterladen", sagt der 80-Jährige, der von 1975 bis 2000 in Wels ein Landtechnik-Unternehmen aufgebaut hat, das heute zu den namhaftesten Österreichs gehört.

Begonnen hat alles vor 23 Jahren, "als ich bei uns im Haus Prospekte entsorgen wollte", sagt er. "Da bin ich draufgekommen, dass darunter viele alte Drucksachen waren, die es wert waren, aufgehoben zu werden."

Kunstvolle Druckwerke

Mittlerweile bewahrt er im 195 Quadratmeter großen, vollklimatisierten Kellerraum auf einer Regalfachlänge von 1120 Metern alle Belege in dokumentensicheren Hüllen auf. Nach Themen geordnet findet sich hier alles, was er im Laufe der Jahre aufgestöbert hat: Prospekte, Ersatzteil- und Preislisten, Poster, Plakate, Betriebsanleitungen, Bücher. Manche Schriftstücke reichen bis 1680 zurück. Besonders stolz ist er darauf, "dass ich das gesamte Archiv der Universität Bonn übernehmen durfte".

Sein Lieblings-Schaustück ist ein Plakat der Firma Lanz von 1902, das er auf einem Flohmarkt in Frankfurt entdeckt hat. Ein kunstvoller Vierfarbendruck, der den Kontrast zwischen alter und neuer Zeit der damaligen Landtechnik vor Augen führt. Das älteste Werbeprospekt zeigt eine Dreschmühle der Wiener Firma Jost von 1855. Auch des Erfinders des Viertaktmotors wird gedacht: der Tiroler Christian Reithmann, dem Nikolaus Otto in den 1860er-Jahren 24.000 Goldmark Schweigegeld bezahlte, um die Erfindung als seine eigene vermarkten zu können.

Die älteste Abbildung ist ein gallischer Mähwagen, abgebildet auf einem Römergrabstein aus dem Jahr 39 n. Chr. Für das Römerfest 2018 in Enns wird er nachgebaut.

Kontakt mit Professor Prillinger: karl.prillinger@prillinger.at, auch Führungen sind möglich.